Inszenierte Haltestellen
Postmodern, klassisch oder poppig: Der Fotograf Micha Pawlitzki hat U-Bahn-Stationen in ganz Deutschland porträtiert und die besten Aufnahmen im Buch «Unter Grund» versammelt.
Wo sonst Menschenmassen stetig in Bewegung sind und Hektik dominiert, zeigen die Aufnahmen hohe, stützenlose Hallen, moderne Lichtkonzepte, beeindruckende Deckenkonstruktionen und Stillstand. Zudem bildet Micha Pawletzki die Räume so ab, wie man sie kaum je sieht: menschenleer.
«Wüsste man nicht, dass man in einer U-Bahn-Station steht, könnte man sich in hippen Galerien oder Atrien grosser Banken wähnen», beschreibt der deutsche Fotograf seine Eindrücke der vielen Haltestellen, die er für sein Projekt besichtigt hat. Entstanden ist ein Bildband mit über 200 ganzseitigen, sehr ästhetischen Aufnahmen von U-Bahn-Stationen deutscher Städte.
In einem Essay stellt der Fotograf die porträtierten Orte kurz vor: An der Haltestelle Meiderich in Duisburg beispielsweise hängen grossformatige Bilder der markantesten städtischen Brücken; die Haltestelle Sedanstrasse in Hannover wurde von Graffitikünstlern aus Hannover und New York gestaltet.
An den Bahnhofswänden enstand auf einer Fläche von 1500m2 der grösste deutsch-amerikanische Comicstrip der Welt. In der Münchner Station Moosacher St.-Martins-Platz beeindruckt die Wandarbeit «Forst», die auf einer Fläche von 120m Länge und 5m Höhe aus 76.200 Einzelfotos besteht. Die Motive aus Architektur, Infrastruktur und Natur wurden im Lauf eines Jahres in der Umgebung der Haltestelle aufgenommen und chronologisch geordnet, sodass sich eine jahreszeitliche Farbabfolge ergibt.1
Zu erwarten sind keine technischen Texte, sondern kurze Projektbeschriebe und wunderschöne Aufnahmen, die man am liebsten aus dem Buch heraustrennen und an die Wand hängen möchte.
Anmerkung
- www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/baureferat/projekte/u-bahnhoefe-moosach.html, zitiert nach: Micha Pawlitzki, Unter Grund, S. 9.