Der ge­re­ch­te Pre­is

Jahrestagung Wohnforum am 14. April 2016

Die Jahrestagung 2016 des Wohnforums der ETH Zürich fand im Zürcher Kongresshaus zum Thema kostengünstiger und qualitätsvoller Wohnraum statt. Die Veranstaltung stiess auf grosse Resonanz – der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.

Revision
21-04-2016

Neben dem Thema gab es noch mindestens zwei weitere Gründe für die stattliche Teilnehmerzahl: Die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ), einer der Hauptpartner, feierte ihr 100-jähriges Jubiläum und das Wohnforum selbst immerhin sein 25-jähriges Bestehen.

Das Thema des Anlasses umriss Forumsleiterin Marie Glaser eingangs, indem sie erklärte, dass der gerechte Mietzins mit einem Drittel des Nettoeinkommens deklariert werde. Viele Haushalte bezahlten jedoch mehr. Was für Gutverdienende tragbar sei, stelle für weniger gut Situierte ein Problem dar: Die Altbausubstanz in Städten werde abgerissen und durch Neubauten ersetzt, die sich in der Regel am oberen Preissegment orientieren.

Der erste Referent, Niko Paech, schilderte eindrücklich, was «Nachhaltige Bauwirtschaft im Fokus der Postwachstumsökonomie» bedeutet. In Zusammenhang mit dem Ziel, in Zukunft nur noch 2.7 t CO2 pro Person zu produzieren, erläuterte er den Mythos der erneuerbaren Energien: Diese gingen von der Hoffnung aus, man müsse den Menschen keine Abstriche zumuten. Er plädierte für den Umbau der vorhandenen Gebäudesubstanz und eine Gesellschaft mit 20-Stunden-Woche und Zeit für Subsidienzleistungen.

Die weiteren Beiträge beleuchteten das Thema interdisziplinär – architektonische und städtebauliche Massnahmen, aber auch ökonomische Überlegungen standen im Fokus. Einige Referate gaben Einblick in Gepflogenheiten und Entwicklungen des genossenschaftlichen und sozialen Wohnungsbaus in der Schweiz und in anderen Ländern.

Viviane Regout aus den Niederlanden berichtete über kostengünstiges Wohnen bei «Ymere Social Housing». Kathleen Scanlon aus London ging der Frage nach, ob Sozialwohnungen in teuren Städten eine Lösung für günstigen Wohnraum seien. Typenbauten waren unter anderem das Thema von Thomas Krebs, SAGA, aus Hamburg. Er beschriebt sie als pragmatische Lösungen, bei denen zwar eine kontextbezogene Architektur eine Nebenrolle spielt, dafür aber schnell grosse Wohnflächen – etwa für Flüchtlinge – erstellt werden können.

Peter Schmid von der ABZ erläuterte die Bedeutung des gemeinnützigen Wohnungsbau für die Schweizer Gesellschaft und ihre Volkswirtschaft. Er ging darauf ein, wie günstige Mieten entstehen und welche Rolle dabei die Wohnbauförderung spielt. Eine spannende Perspektive zeigte Jean-Philippe Vassal von Lacaton Vassal Architekten auf. Die Umbauten XXX in Mulhouse veranschaulichten, wie man durch Umbauten beachtliche Kosten spart und trotzdem 50 % mehr Wohnraum gewinnt.

Zum Schluss blieben neue Erkenntnisse, Inspirationen und Fragen. Sicher ist vor allem eines: Die Verhältnisse lassen sich nicht von einem Modell in ein anderes übertragen, weil jede Situation und jedes Land eine eigene Ausgangslage hat. Wie Dietmar Eberle zusammenfasste: Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das Zusammenspiel von öffentlichen und privaten Werten.

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