Ausgezeichneter Erhalt von Bauwerken

Die Fachgruppe für die Erhaltung von Bauwerken FEB des SIA vergab auch 2021 ihren FEB-Preis an Bachelor- und Masterarbeiten, die sich vorbildlich mit dem Erhalt von Bauwerken beschäftigen.

Auszeichnungen

SIA

Data di pubblicazione

07-02-2022

Peter Seitz

Redaktor TEC21 / Bauingenieurwesen

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Für seine Masterthesis «Future Refurbishment Processes of Highway Bridges Using the Prototype of a New Mobile Modular Ramp System» erhält Marco Zumstein (Institut für Bau- und Infrastrukturmanagement, ETH Zürich) eine Auszeichnung. Mit einem gänzlich neuen System, der sogenannten «Astra Bridge», will Marco Zumstein zum Erhalt von in die Jahre gekommenen Autobahnbrücken beitragen. Er untersucht diese 236 m lange Rampensystem auf seine Eignung bei der Instandsetzung kurzer Autobahnbrücken.

Bild: Marco Zumstein

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Der Titel «Weiterbauen am Dorfzentrum Roggwil BE» der Bachelorarbeit von Raquel de los Rios Torres (Hochschule Luzern – Technik und Architektur HSLU) trifft eine Intention des FEB-Preises genau. Bauwerkserhalt ist oft ein «work in progress» – ein Weiterbauen, auch generationenübergreifend. Die Verfasserin passt die Gemeindeverwaltung aus den 1960er-Jahren, das Feuerwehrhaus und eine Mehrzweckhalle an die heutigen Bedürfnisse an. Für ein prägnantes Erscheinungsbild sorgt die Materialisierung der Gebäude: das eingesetzte rote Trapezblech der Fassaden und Dachhaut zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit, die eine Anerkennung der Jury erhält.

Bild: Raquel de los Rios Torres

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Nach Nidwalden führt die Semesterarbeit «Zukunftsorientierter Wohnungsbau im Bestand. Umbau und Erweiterung eines ehemaligen Gewerbegebäudes in Stans» von Florin Lang (Hochschule Luzern – Technik und Architektur HSLU). Aus einer ehemaligen 6 m hohen Autogarage entsteht durch Einzug einer Galerie eine Kleinbrauerei. Der auf den ersten Blick aufgrund der verschachtelten Umbauten nicht ganz leicht nachzuvollziehende Entwurf ist konstruktiv sorgfältig bearbeitet und heimst eine Anerkennung der Jury ein.

Bild: Florin Lang

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Einem in Zeiten von Home Office hoch aktuellen Thema widmet sich Cato Bonnen (ETH Zürich) in ihrer Masterarbeit «AIR RAISE - Transformation Thurgauerstrasse». Die früher wegweisenden Bürobauten des Airgate-Gebäude in Oerlikon stehen teilweise leer, das ganze Viertel bräuchte eine neue Idee. Die Verfasserin übernimmt grösstenteils die statische Struktur der beiden Bestandsgebäude, stockt sie aber kurzerhand mit sieben Stockwerken in Holzbauweise auf. Am Übergang lässt sie ein Zwischengeschoss zur gemeinschaftlichen Nutzung entstehen, wodurch die ehemalige Höhe erkennbar bleibt. Die angepassten Sockelgeschosse können neu von diversem Gewerbe genutzt werden und um notwendige Aussenräume zu erhalten, entfernt Cato Bonnen die Fassade und versetzt die neue Aussenwand nach Innen. Für diesen markanten Entwurf mit seiner Wohn-, Gewerbe- und Büronutzung vergibt die Jury eine Anerkennung.

Bild: Cato Bonen

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Nicht alles lässt sich überzeugend auf Plänen darstellen. Jakob Junghanss, Oliver Burch und Lukas Ryffel (ETH Zürich) drehen daher für Ihre freie Masterarbeit einen 17-minütigen Film und stellen darin die so oft gehört in Frage. Sie analysieren in Ihrer Arbeit «Siedlung Wydäckerring, Zürich» den Bestand, hinterfragen gängige Sicht- und Vorgehensweisen und zeigen auf, dass neu errichtete benachbarte Quartiere gar keine grossen Abweichungen zu den Wohnungen aus den 1970er-Jahren aufweisen. Ihr Vorschlag, über wenige punktuelle Eingriffe und Aufstockungen eine Weiternutzung zu ermöglichen, lässt aufhorchen, wie auch ihre Aussage, ein zeitgemässer Grundriss sei wohl ein Mythos. Die Jury der FEB vergibt für die ungewöhnliche Thesis eine Anerkennung und spricht sich gar dafür aus, diese Arbeit solle eine Pflichtlektüre für alle Entscheidungsträger und Architektinnen werden.

Bild: Jakob Junghanss/Oliver Burch/Lukas Ryffel

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Die mit einer Anerkennung belobigte Semesterarbeit «Umnutzung eines Bürogebäudes in gewerbliche Nutzung und Wohnen» von Lukas Notz und Nicola Zgraggen (ETH Zürich) klingt zunächst einfach, hat es aber in sich. Das behandelte Gebäude an der Birmensdorferstrasse in Zürich ist nur bedingt für eine Transformation von Büro zu Gewerbe und Wohnen geeignet. Lärmschutz, Wohnaussenraumangebot und Bürofassade sind nur drei Fragestellungen, die es zu lösen gilt. Den Verfassenden gelingt eine beachtliche Transformation des Gebäudes und sie können dabei sogar die bestehende statische Stützen-Platten-Struktur erhalten. Der Ausbau erfolgt – von einer Aufstockung abgesehen – nur mit nichttragenden Leichtbauwänden. Die Vorhangfassade allerdings wird ersetzt – sie genügt den aktuellen Wärmedämm- und Lärmschutzanforderungen nicht.

Bild: Lukas Notz/Nicola Zgraggen

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Christoph Gerken und Milaim Racipi (ETH Zürich) wandeln in ihrer Semesterarbeit «Bauen im Bestand - Aula 442» eine ehemalige Lagerhalle aus Holz einer Chemiefabrik in eine Aula für 500 Besucher um. Ihnen gelingt, das aufwendige, ästhetische Holztragwerk, das als erhaltenswert angesehen wird, weitgehend zu belassen. Nur eine Abfangung für die beiden mittleren Stützen ist erforderlich. Die Aula entsteht direkt unter dem Holztragwerk, darunter liegt ein Foyer mit offenem Charakter, das sich von einem niedrigen Zentrum zu den drei hohen Fassaden öffnet. Besucher werden dadurch aus allen Richtungen empfangen. Für dieses schöne Beispiel eines nachhaltigen Umgangs mit einer bestehenden Konstruktion vergibt die Jury eine Anerkennung.

Bild: Christoph Gerken/Milaim Racipi

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Das Gemeinschaftszentrum der früheren Forschungsanstalt SFRA in Changins wird heute noch als Schule für Weinbau und Önologie genutzt. Neu soll es zu einem Forschungs- und Kongresszentrum mit Hotel und Studierendenwohnungen erweitert werden. David Hoffert und Alexandre Tiarri (EPFL) nehmen sich dieser Aufgabe an, indem sie das dreistöckige, durch seine Sheddächer auffällige Gebäude einerseits in der Horizontalen erweitern, andererseits mit einem Hochhaus versehen. Bleibt letzteres für die Jury aufgrund ästhetischer und konstruktiver Vorbehalte durchaus zu hinterfragen, überzeugt die horizontale Erweiterung der Bestandsbauten. Die vorhandenen Sheddächer werden neu interpretiert, die neuen Anbauten fügen sich in das bestehende Raumkontinuum ein, bleiben aber als Erweiterung durch die Neuinterpretation ihrer Tragstruktur deutlich erkennbar. Die Masterthesis «Mise en oeuvre d`une préfabrication esthétique et durable. Un nouveau forum pour la sauvegarde de la SFRA de Changins» verdient eine Anerkennung.

Plan: David Hoffert/Alexandre Tiarri

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Der Umnutzung des ehemaligen Ursulinenklosters in Fribourg zu genossenschaftlichem Wohnen nimmt sich Meril Sabo (EPFL) in ihrer Masterthesis «Réaffectation du couvent des Ursulines en coopérative d`habitation» an und erhält dafür eine Anerkennung zugesprochen. Die introvertierte, von einer Mauer abgeschlossene Anlage wird von ihr teilweise geöffnet und an den davor befindlichen Platz angebunden. Werden im Erdgeschoss viele kleinmassstäbliche Kammern zugunsten grösserer, gemeinschaftlich nutzbarer Räume rückgebaut bleibt in den Obergeschossen die Zellenstruktur zum Wohnen erhalten. Allerdings fasst die Verfasserin mehrere Zellen zu ein- oder zweigeschossigen Wohnungen zusammen. Der schöne Innenhof mit seinem Baumbestand kann durch die im Erdgeschoss angelegten Öffnungen direkt betreten werden – ein Ort mit sehr hoher Aufenthaltsqualität.

Plan: Meril Sabo

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Der Palais de Rumine gehört zur Universität Lausanne, wurde um die Jahrhundertwende erbaut und steht heute im Inventar der Kulturgüter von Nationaler Bedeutung. Die Masterarbeit «Restauration du Palais de Rumine de Lausanne» von Vincent Dorfmann (EPFL) analysiert ausführlich das Gebäude, schlägt Restaurationsmassnahmen und Umnutzungsmöglichkeiten vor. Anhand historischer Plangrundlagen und Fotos zeigt der Verfasser den ursprünglichen Zustand auf und ordnet ihn städtebaulich und stilistisch ein. Strukturelle Verklärungen des Gebäudes sollen wieder rückgebaut werden und neu ein Restaurant und ein Auditorium die bestehenden musealen Nutzungen ergänzen. Die Reife und Qualität der architektonischen Analyse beeindruckte die Jury, so dass sie eine Anerkennung ausspricht.

Foto: zVg

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60 Hauptinspektionsberichte von Brücken an der Strasse auf den Grossen St.-Bernhard analysiert Pierre de Groot (EPFL) in seiner Masterthesis «Ouvrages de la route du col du Grand St-Bernard/Pont du Brocard, Analyse structurale et projet d’intervention» auf wiederkehrende Schwachstellen. Er arbeitet die drei oft anzutreffenden Schwachstellen heraus: schadhafte Fahrbahnübergänge, Schäden an der Abdichtung der Fahrbahnplatte und ungenügende Ableitung von Nässe. Allerdings findet er auch heraus, dass eine angestrebte, systematische Vereinheitlichung von Instandsetzungsmassnahmen für Brücken an deren Verschiedenartigkeit scheitert. Zu individuell sind die Ausbildungen der Bauwerke. Am konkreten Beispiel der Brocard-Brücke erkennt der Verfasser die Schwachstellen und plant erforderliche Instandsetzungsmassnahmen. Dabei setzt er auf eine Applikation von ultrahochfestem Faserbeton (UHFB), um eine wirksame Abdichtung zu erlangen. Dadurch gelingt es ihm, das Erscheinungsbild der Brücke als Zeitzeuge der damaligen Baukunst zu erhalten, was der Jury eine Anerkennung wert ist.

Bild: Pierre de Groot

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Bondo stach ein den letzten Jahren eher durch unschöne Schlagzeilen aufgrund des Bergsturzes vom Piz Cengalo hervor. Direkt unterhalb der Crotti, einer einzigartigen Anlage von Felsenkellern im Bergell, zerstörte der Murgang die Besiedlung. Die Crotti selbst blieben jedoch glücklicherweise verschont. Lucas Buschauer (FH Graubünden, Institut für Bauen im Alpinen Raum) überlegt sich in seiner Semesterarbeit «I Crotti di Bondo, Umbauen und Neuinterpretieren im Bestand» eine neue Nutzung für dieses Ensemble. Seine ungewöhnliche Idee einer Kleinbrauerei in dieser Gegend hat etwas Bestechendes. Er bringt die gesamten Herstellungsschritte, die zum flüssigen Gold führen in der Anlage unter, einschliesslich einer Wohnung für den Braumeister und Möglichkeiten der Gästebewirtung. Sorgfältig stellt er den geplanten Umbau dar, was ihm eine Anerkennung der Jury einbringt. Würde das Konzept umgesetzt, wäre ihm wohl auch die Anerkennung durstiger Bergsteiger sicher. Ein Bier nach der Badile Nordkante…Viva!

Plan: Lucas Buschauer

Dabei stehen nicht einmal Aspekte des Denkmalschutzes bei den Auszeichnungen und Anerkennungen – sie werden mit 1000 respektive 500 Franken honoriert – im Vordergrund. Es ist schon eine grosse Aufgabe, den immensen Bauwerksbestand von nicht geschützten Objekten weiter zu pflegen und für künftige Generationen zu erhalten, anzupassen und gar zu verbessern. Beinhaltet dieser Bestand doch eine grosse Menge an grauer Energie und auch volkswirtschaftlichem Vermögen.

Dass es durchaus Alternativen zum sehr oft angewandten Abriss und Neubau gibt, zeigen die prämierten Arbeiten. 82 eingesendete Projekte von Studierenden Schweizerischer und Liechtensteiner Hochschulen waren der Pool, aus dem die Jury die interessantesten auszuwählen hatte. Den grössten Anteil mit 68 Arbeiten hatte dabei die Architektur, aber auch das Bauingenieurwesen war mit zehn, die Innenarchitektur mit drei und die Raumentwicklung mit einer Arbeit vertreten. Die ausgezeichneten Arbeiten finden Sie in unserer Bildergalerie.

Und auch 2022 wird der FEB- Preis seine Fortsetzung erfahren. Bewerber können Ihre Anmeldung und Projekteingabe bis spätestens Mittwoch, den 16. Februar 2022 vornehmen.