Re-Use mit Hür­den

Publikationsdatum
01-11-2023

Tausende ausgediente Rotorblätter von Windkraftanlagen werden jährlich abgebaut. Bis 2050 müssen weltweit voraussichtlich rund 43 Millionen Tonnen Rotorblätter, meist aus Faserverbundkunststoffen, entsorgt werden. Obwohl bereits 70 bis 90 % der Windanlagen, die hauptsächlich aus Beton, Stahl und Kupfer bestehen, über etablierte Recyclingprozesse wiederver­wertet werden, fallen laut WindEurope jährlich 50 000 Tonnen Rotorblattmaterial an. Dies ist hauptsächlich auf die kurze Nutzungs­dauer – nur 10 bis 20 Jahre an Land und 5 bis 10 Jahre auf See – sowie das Fehlen geeigneter grossmassstäblicher Recyclingverfahren zurückzuführen, die es ermöglichten, die gewonnenen Ressourcen für die Herstellung neuer Blätter zu nutzen. Aufgrund ihrer Grösse und Beschaffenheit ist die Entsorgung teuer. Momentan werden sie daher hauptsächlich vergraben oder geschreddert – ein Downcycling, das aufhorchen lässt.

Das Potenzial zur Wiederverwendung von Rotorblättern in anderen Branchen als der Windindustrie ist erheblich. Es bietet sich an, diesen scheinbar nutzlosen Windkraftschrott im Sinne der Kreislaufwirtschaft als statische Bauteile wiederzuverwenden. Tatsächlich hat der Transfer von Material bereits in verschiedenen Projekten funktioniert, sei es im Brückenbau, für Fahrradunterstände, Lärmschutzwände, Spielplatzelemente oder Sitzbänke. Trotzdem bleiben Fragen zur Skalierbarkeit offen. Weshalb dies aus ar­chitektonischer, logistischer und statischer Sicht so ist, erschliesst sich aus Fall­beispielen, die wir in diesem Heft vorstellen. Dabei stehen die Rotorblätter exemplarisch für viele andere Re-Use-Bauteile.

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