Wie wohnen?
Wohnbauprojekte in der Geschichte des Werkbunds
Die Wohnfrage ist ein Leitthema und Kernkompetenz des Werkbunds. Vor diesem Hintergrund entstanden im Lauf der Zeit Werkbundsiedlungen mit unterschiedlichen Zielen und Ausrichtungen. In dieser Tradition wagt der Berliner Werkbund nun ein vergleichbares und doch gänzlich anders geartetes Projekt: die WerkBundStadt.
WerkBundStadt nennt sich das ehrgeizige Wohnbauprojekt in Berlin, das der Berliner Werkbund mit einer Gruppe von Architektinnen und Architekten derzeit lanciert. Am Deutschen Werkbundtag im vergangenen Herbst (23. bis 25. September 2016) stellten die Projektleiter und Beteiligten das während rund eines Jahres ausgearbeitete Konzept der Öffentlichkeit vor. Nach der Präsentation dieses Vorentwurfs beginnt nun eine neue Phase, in der weiterbearbeitet und vertieft wird im Hinblick darauf, das Projekt konkret umzusetzen (vgl. «Diskurs als Strategie»).
Im Wesentlichen geht es darum, eine zeitgemässe, vorbildliche Form einer Wohnbebauung zu finden. Aus der Tradition des Werkbunds heraus, selbst Wohnsiedlungen zu planen und realisieren, sollte wiederum ein aktueller Beitrag zum Wohnungsbau geleistet werden. Das bedeutet für die Projektbeteiligten: eine dicht bebaute, zentral gelegene und nachhaltig ausgeführte städtische Wohnbebauung. In einer Ausstellung und begleitenden Büchern sind zum einen das Projekt WerkBundStadt und zum anderen seine Eingliederung in die Geschichte der Werkbundsiedlungen gut dokumentiert (Literaturhinweise am Ende des Artikels). Ein Augenschein auf dem Bauplatz und ein Gespräch mit den Projektleitern brachten weiteren Aufschluss. Ein Blick zurück in die Geschichte der Werkbundsiedlungen mit besonderem Augenmerk auf den Schweizerischen Werkbund soll helfen, das Vorhaben zu beurteilen.
Stadtreparatur statt Siedlung
Noch ist es ein Konzeptvorschlag für ein neues Stadtgeviert – nicht mehr und nicht weniger. Bevor es nun an die Umsetzung geht, dokumentiert die Initiativgruppe des Werkbunds sowohl das Projekt wie auch dessen Herleitung. Bemerkenswert ist dabei, dass es sich um ein ideelles, vom Werkbund initiiertes Wohnbauprojekt handelt und um ein gemeinsam in der Gruppe aller Beteiligter entwickeltes Szenario.
Was bedeutet Wohnen heute? Wie sehen angemessene Wohnformen aus? Wie können sie erreicht werden? Solche grundsätzlichen Fragen bewegten Mitglieder des Berliner Werkbunds dazu, ein umfangreiches Wohnbauprojekt anzugehen. Es sollte keine Siedlung am Stadtrand oder im Grünen sein wie frühere Werkbundsiedlungen, sondern eine funktionsgemischte, verdichtete Wohnbebauung in der Stadt – so die Leitidee. Ein geeignetes Grundstück mitten in Berlin wurde gefunden. Es ist ein unternutztes Industriegelände an sehr zentraler Lage, unmittelbar an der Spree, nahe dem Schloss Charlottenburg und der TU Berlin und unweit des Flughafens Tegel.
Eine Annäherung an die Arbeit setzte Ende 2015 mit mehreren Klausuren ein, an denen über die sozialen, ökonomischen, ökologischen, politischen und gestalterischen Grundfragen heutiger Stadtquartiere gesprochen wurde. Die daraus resultierenden Regularien halten die Grundlage der Planungsidee fest. Die Vorschläge der 33 beteiligten Architekturbüros, zuerst für den städtebaulichen Entwurf und dann für die einzelnen Gebäude, wurden an Workshops vorgestellt und diskutiert. Anstatt einen Sieger zu prämieren, einigten sich am Ende alle auf einen gemeinsam erarbeiteten städtebaulichen Rahmenplan («Konsensplan») sowie auf architektonische Richtlinien. Dieses kooperative Verfahren, dieses gemeinsame Suchen nach einer Lösung stellt einen wesentlichen Teil des Ergebnisses dar.
Die 39 Parzellen sind in drei grössere Blockränder, eine lange Zeile und einzelne Solitärblöcke aufgeteilt. Die Strassen nehmen die schiefwinkligen Grundstücksgrenzen auf und schaffen einen Bezug zur bestehenden Fussgängerbrücke über die Spree. Ein Platz bildet den Anschluss an die benachbarten erhaltenswerten Industriehallen. Die Solitäre am Platz und die Blockecke am Tor zur Spree zählen bis zu 14 Geschosse respektive 55 m. Die Grossstruktur mit rund 1100 Wohnungen soll eine Dichte von etwa 3,5 bis 3,8 erreichen.
Damit schlägt der Werkbund städtischen Wohnraum vor, der einen gültigen städtebaulichen Beitrag leisten und zugleich gute Wohnarchitektur auf gemeinnütziger Basis schaffen soll – doch ohne Investoren wird dies nicht zu realisieren sein. Die Auswahl der Architekten und die Zuteilung der Parzellen nahmen die federführenden Initianten vom Werkbund vor, allen voran Paul Kahlfeldt (Vorsitzender Deutscher Werkbund) und Claudia Kromrei (Vorsitzende Werkbund Berlin) – eine demokratische Ausmarchung war nicht angestrebt. Mit der Umnutzung und Verdichtung des Grundstücks kann das Projekt als Stadtreparatur verstanden werden – hinter diesen lobenswerten Ansatz scheint das Bereitstellen innovativer Wohnkonzepte (zunächst) zurückzutreten. Den Vergleich mit früheren Werkbundsiedlungen relativieren die Projektleiter bereits mit dem Projektnamen – dennoch vergewissern sie sich der Einbettung in die eigene Geschichte.
Ursprünge des Werkbundgedankens
Der Deutsche Werkbund wurde 1907 in München gegründet. Die Hauptmotivation war, in einer Zeitepoche der zunehmenden Industrialisierung Alltagsgegenstände qualitativ zu verbessern und sinnvoll zu gestalten. Nicht zuletzt sollte damit eine ökonomisch vorteilhafte Position auf dem Weltmarkt geschaffen werden. Zentrale Anliegen waren die Funktionalität und Materialgerechtigkeit der Gebrauchsgüter. Kunst, Industrie und Handwerk sollten zusammenfinden. Die Gründer des Werkbunds waren Künstler, Architekten, Kunsthandwerker, Schriftsteller, Industrielle und Kaufleute. Sie stellten das Werk, also das Produkt gestalterischer Arbeit, in den Mittelpunkt. Bis heute stehen die Interdisziplinarität und das Netzwerk auf der Agenda der Vereinigung.
Besondere Beachtung schenkte der Werkbund von Beginn an allen Gebrauchsgegenständen für den Haushalt und der Wohneinrichtung. Das Wohnen, die Wohnung und das Wohnumfeld sind seither vorherrschende Themen im Werkbund. Architektur war damit bereits mit eingeschlossen. Konkret kam Wohnhausarchitektur im Rahmen von Ausstellungen und in Form von eigenen Werkbundsiedlungen ins Spiel.
Legendär wurde die Werkbundausstellung 1914 in Köln, die zu einer ersten Leistungsschau des Deutschen Werkbunds geriet. Schon die über 50 exemplarischen Gebäude auf dem Ausstellungsgelände gingen in die Geschichte ein, darunter das Werkbund-Theater von Henry van de Velde, die Musterfabrik von Walter Gropius und ein Glashaus von Bruno Taut – alles Manifestationen einer neuen Baukunst.
Verbreitung und Entwicklung des Werkbunds
Nach dem Vorbild des Deutschen Werkbunds entstanden in anderen Ländern Europas bald gleiche oder ähnliche Vereinigungen. So in Österreich, in der Schweiz, in Schweden und schliesslich in der Tschechoslowakei. Das schweizerische Pendant wurde im Frühling 1913 in Zürich gegründet. Den Anstoss dazu gab Alfred Altherr, der Direktor der Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums Zürich, nach seiner Rückkehr aus Deutschland. Der Schweizerische Werkbund wollte unabhängig vom Deutschen sein, lehnte sich aber in der kulturpolitischen Ausrichtung an diesen an.1
Wie in Deutschland galten die Vereinsaktivitäten des Schweizerischen Werkbunds zunächst vorbildlichen Erzeugnissen aus Kunst, Industrie und Handwerk. Regelmässig wurden solche in Ausstellungen präsentiert. Architektur spielte in der Anfangszeit des Schweizerischen Werkbunds, im Unterschied zum Deutschen Werkbund, keine zentrale Rolle. Vielmehr war es eine Besonderheit der Schweizer Vereinigung, stets von der Innenraumgestaltung auszugehen. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts massgebliche Reformarchitektur in der Schweiz stand stark unter dem Einfluss des Heimatschutzes. Die erste augenscheinliche architektonische Manifestation des Schweizerischen Werkbunds war die Werkbundausstellung 1918 in Zürich, sowohl mit den temporären neuklassizistischen Ausstellungsbauten als auch mit den Exponaten der «Raumkunst-Ausstellung» zu den verschiedenen Wohnbereichen. Zudem wurde die «Arbeiter- und Mittelstandswohnung» thematisiert und damit eine Debatte darüber lanciert.
Mit der aufkommenden Moderne verschob sich der Fokus. An der Ausstellung «Wohnung und Haus» 1926 ging der Werkbund auf das «moderne Wohnproblem» ein, das eng mit den sozialen und kulturellen Fragen der Siedlungsarchitektur verbunden sei.2 Während den Jahren des Neuen Bauens verstärkte sich die Auseinandersetzung mit dem Wohnungsbau und dem Wohnen. Die Debatte wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs von den Gegensätzen zwischen Typisierung und künstlerischer Individualität sowie zwischen Modernismus und Traditionalismus beherrscht. Wohnung und Wohneinrichtung wurden mit einer modernen, aufgeschlossenen Lebensphilosophie verbunden.
Ausgeführte und unausgeführte Werkbundsiedlungen
Stuttgart, Brünn, Breslau, Zürich, Prag, Wien: Gemeinsam ist diesen Städten, dass hier Ende 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre durch den Werkbund initiierte Wohnsiedlungen errichtet wurden. Diese Wohnsiedlungen dienten sowohl als experimentelle Ausstellungsbauten als auch als modellhafte Lösungsvorschläge mit internationalem Muster- und Vorbildcharakter. Sie verliehen der Architekturentwicklung wesentliche Impulse und sind als Wegmarken in die Geschichte des Wohnungsbaus eingegangen. Das Projekt zur WerkBundStadt in Berlin nehmen die Beteiligten zum Anlass, die früheren Wohnbauprojekte des Werkbunds zu reflektieren.
Schon vor den als solchen deklarierten progressiven Werkbundsiedlungen entstanden aus der Werkbundbewegung heraus neuartige Wohnbaukonzepte. Die 1908 bis 1913 erbaute Gartenstadt Hellerau bei Dresden ist eng mit der Gründung des Werkbunds verbunden. An der Kölner Werkbundausstellung 1914 wurde mit dem sogenannten Niederrheinischen Dorf eine «zukünftige Siedlungsform»3 umgesetzt.
Einen Höhepunkt erreichten die weiteren Bemühungen des Werkbunds im Bereich des Siedlungsbaus im Kontext der Ausstellung «Die Wohnung» in Stuttgart: 1925 bis 1927 entstand dort die Weissenhofsiedlung, die internationale Beachtung und Berühmtheit erlangte – ihre Bedeutung für die Architekturgeschichte kann kaum hoch genug eingestuft werden. Eine wichtige Voraussetzung war das 1919 gegründete Bauhaus, eine völlig neue Art und Konzeption von Kunstschule, die wie der Werkbund eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk anstrebte. 1926 konnte die Schule ihr neues Gebäude in Dessau beziehen.
Als Leiter der Stuttgarter Neubausiedlung wurde Ludwig Mies van der Rohe eingesetzt, und mit ihm wurden eine Reihe von Architekten der Avantgarde nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den umliegenden Ländern zur Mitarbeit aufgeboten. Gemeinsam waren den verschiedenen Häusern der Stil des Neuen Bauens, der experimentelle Charakter und die manifestartige Ausstrahlung.
In den darauffolgenden Jahren entstanden unter verschiedenen Voraussetzungen etliche weitere Werkbundsiedlungen in der Tschechoslowakei, in Polen, Österreich und in der Schweiz. Allerdings unterscheiden sich diese in der städtebaulichen Konzeption und im architektonischen Ausdruck. Auch erhielten sie unterschiedliche Resonanz in der Öffentlichkeit und in der Fachpresse. Bis in die jüngste Zeit schlugen Werkbundleute immer wieder Planungen zu Werkbundsiedlungen vor. Ausgeführt wurden 1978–1992 «Dörfle» in Karlsruhe und 1984–1989 «Am Ruhrufer» in Oberhausen. – Es ist eine Leistung der Ausstellung und der Begleitpublikation anlässlich der WerkBundStadt in Berlin, auch alle ausgeführten und unausgeführten Werkbundsiedlungen in Erinnerung zu rufen.
Siedlungen des Werkbunds in der Schweiz
Nach der Stuttgarter Weissenhofsiedlung brachten wichtige Ereignisse den modernen Wohnungsbau in der Schweiz voran. Eines war der Bau der Musterhäuser an der Wasserwerkstrasse in Zürich, die 1927/28 im Rahmen der Ausstellung «Das neue Heim» durch Max Ernst Haefeli errichtet wurden. Ein anderes war die Gründungsversammlung des Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM) 1928 in La Sarraz, die zur internationalen Vernetzung der Avantgarde beitrug.
Einen ersten architektonischen Höhepunkt erzielte der Schweizerische Werkbund mit der Wohnsiedlung Eglisee, die im Rahmen der «Schweizerische Wohnungs-Ausstellung in Basel» (WOBA) im Spätsommer 1930 eröffnet wurde. Sie war zunächst als Mustersiedlung dem Ausstellungspublikum zugänglich und erfüllte danach ihren Zweck als kostengünstiger Kleinwohnungsbau. Der Schweizerische Werkbund hatte die Initiative dazu ergriffen und sich in unterstützender und beratender Funktion engagiert. Die Bedeutung liegt im progressiven Anspruch, Wohnungen für das Existenzminimum und neue Formen des sozialen Wohnungsbaus zu schaffen.
Der Kunsthistoriker und Architekturkritiker Peter Meyer hob den Unterschied zu anderen Werkbundsiedlungen hervor, die stärker unter einem baukünstlerischen Anspruch standen: «Da ist nichts mehr von dem kecken Künstler-Draufgängertum zu spüren, das an der Stuttgarter Weissenhofsiedlung gelegentlich auf Kosten der Solidität etwas Allotria trieb, sondern alle diese Wohnblöcke sind mit trockenem, schweizerisch-solidem Ernst durchgearbeitet, der auf das Wohl des Bewohners gerichtet ist, nicht auf die Unterhaltung des Besuchers.»4
Von 1930 bis 1932 wurde am Südrand von Zürich die Werkbundsiedlung Neubühl in Etappen errichtet. Zur Projektierung hatten sich modern gesinnte Architekten zusammengetan. Einige von ihnen stammten aus der Schweizer Gruppe, die der Deutsche Werkbund mit der Innenausstattung von sechs Ausstellungswohnungen im Apartmentblock von Ludwig Mies van der Rohe in der Weissenhofsiedlung beauftragt hatte. Der Schweizerische Werkbund unterstützte das gemeinnützige Projekt zwar nicht finanziell, bot den Projektierenden jedoch institutionellen und ideellen Rückhalt, konkret war er in die Vorarbeiten und Organisation involviert.5 Dessen «Protektorat»6, wie sich der Werkbund-Geschäftsführer Friedrich Gubler ausdrückte, schlug sich in der offiziellen Benennung als «Werkbundsiedlung» nieder. In den Statuten wurde festgelegt, dass dem Schweizerischen Werkbund ein Sitz in der Genossenschaft zusteht – was bis heute der Fall ist.
Die Architekten einigten sich auf eine städtebauliche Konzeption in Zeilenbauweise. Dessen konsequente Umsetzung ist entscheidend für das harmonische Siedlungsbild, das gemäss Hans Schmidt ein grundlegendes Ziel war.7 Die quer zu den Strassen gestellten Zeilen erlaubten nicht nur eine organische Einbettung in die Landschaft, sondern auch die demokratische Verteilung der Aussicht. In der architektonischen Umsetzung überzeugen vor allem die zugleich platzsparenden wie grosszügigen Grundrisse der Reihenhäuser. Vor dem Bezug wurde in der Ausstellung eine optimale Möblierung demonstriert. Die Architekten hatten hierfür eigens Möbel entworfen und für deren Vertrieb das Möbelgeschäft «Wohnbedarf» ins Leben gerufen.
Der Bau der Werkbundsiedlung Neubühl war ein zentrales Ereignis in der Architektur der Zwischenkriegszeit. Aufgrund konzeptioneller wie baukünstlerischer Aspekte erlangte die um Ateliers, Läden und Kindergarten angereicherte Wohnsiedlung mit 194 Wohnungen eine höchst bedeutsame, kaum zu überschätzende Position in der Schweizer Architekturgeschichte. – Wiederholen lässt sich diese Werkbundsiedlung freilich nicht, doch daran anknüpfen kann man.
Werkbundwohnen heute
Seither hat sich der Werkbund stark verändert. Heute versteht er sich vor allem als Forum und Netzwerk, wobei die Interdisziplinarität unter den gestalterischen Berufen besonders gepflegt wird. Immer noch engagiert er sich, gestützt auf «die Neugierde, das Engagement und die Fachkompetenz seiner Mitglieder»8, in möglichst allen gestalterischen Belangen «für ein qualitätvolles Gestalten der humanen Umwelt»9. Selbstverständlich liegt ein besonderes Augenmerk auf Themen des Lebensumfelds und des Wohnens.
Die bestehenden, meist unter Denkmalschutz stehenden Werkbundsiedlungen nehmen schon nur darum einen wichtigen Stellenwert im heutigen Werkbund ein, weil gegenwärtig die zweite Sanierungswelle ansteht – in Stuttgart, Wien und Zürich wurde diese soeben abgeschlossen.10 Für die Siedlung Neubühl sucht der Werkbund Zürich zudem nach zeitgemässen Ergänzungsangeboten: Eine von allen über das Internet buchbare Gästewohnung funktioniert bereits seit über einem Jahr, für eine weitere Wohnung wird derzeit eine Spezialnutzung vorgeschlagen. Kürzlich haben sich die Werkbundsiedlungen institutionell miteinander vernetzt. Die Vergangenheit ist somit präsent. Doch die Geschichte kann weitergehen. Wie weit sich die Tradition der Werkbundsiedlungen fortschreiben lässt, muss sich weisen. Jedenfalls müssen Anliegen des Wohnens und Zusammenlebens immer wieder von Neuem hinterfragt und weiterentwickelt werden. Die Gesprächskultur und konkrete Projekte dazu sind sehr zu begrüssen.
Literaturhinweise
– WerkBundStadt Berlin Am Spreebord, hg. von Deutscher Werkbund Berlin, mit Texten von Thorsten Dame, Benedikt Goebel, Albrecht Göschel, Claudia Kromrei, Michael Mönninger, Matthias Noell und Gerwin Zohlen, Berlin 2016.
– Bauen und Wohnen. Die Geschichte der Werkbundsiedlungen, hg. vom Deutschen Werkbund Berlin, Tübingen 2016 (Ausstellungskatalog).
Anmerkungen
1 Zur Geschichte des Schweizerischen Werkbunds vgl.: Thomas Gnägi, Bernd Nicolai, Jasmine Wohlwend Piai (Hg.), Gestaltung – Werk – Gesellschaft. 100 Jahre Schweizerischer Werkbund SWB, Zürich 2013.
2 Friedrich T. Gubler, «Wohnung und Haus. Eine Ausstellung im Kunstgewerbemuseum Zürich», in: Werk, Nr. 12, 1926, S. 381–383, hier S. 381.
3 Fritz Stahl, «Die Architektur der Werkbund-Ausstellung», in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, Nr. 4, 1914, S. 153–160, hier S. 160.
4 P. M. [Peter Meyer], «‹WOBA›, Schweiz. Wohnungs-Ausstellung in Basel», in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. 96, Nr. 10, 6.9.1930, S. 120–126, hier S. 123.
5 Vgl. Thomas Gnägi, Bernd Nicolai, Jasmine Wohlwend Piai (Hg.), Gestaltung – Werk – Gesellschaft. 100 Jahre Schweizerischer Werkbund SWB, Zürich 2013, S. 348, 357. U. a. begleitete Werkbundmitglied und Anwalt Wladimir Rosenbaum-Docummun die Gründung der Genossenschaft in juristischen Fragen.
6 Ebd., S. 356.
7 Ebd., S. 357.
8 www.werkbund.ch
9 www.deutscher-werkbund.de
10 Zu diesem Thema fand vom 26. bis 28. Oktober 2016 in Stuttgart die Tagung «Die Revision der Sanierung? Denkmalpflege in zweiter Generation an Objekten des Neuen Bauens» statt.