20 Jah­re «Netz­werk Frau und SIA»

Seit zwei Jahrzehnten setzt sich das Netzwerk Frau und SIA für die Frauen in der Planungs- und Baubranche ein. Die Co-Präsidentinnen Paola di Romano und Alexa Bodammer, Gründungsmitglied Beatrice Aebi sowie SIA-Vorstandsmitglied Salome Hug-Meier berichten über ihre Erfahrungen im Netzwerk und dessen Wichtigkeit.

Publikationsdatum
16-07-2024

Inklusion und Diversität weiter fördern

Paola di Romano und Alexa Bodammer: «Das Co-Präsidium ist für uns ein voller Erfolg. Dadurch haben wir immer zwei verschiedene Sichtweisen auf eine Heraus­forderung. Das ist erfrischend. Aktuell passiert auf allen Ebenen viel, das Netzwerk stemmt spannende Projekte: Zum Beispiel bekommen Architektinnen und Ingenieurinnen mit der Website sia NOW! eine Plattform, die sie fördern und sichtbar machen soll. Auch die Projekte der Regionalgruppen, die Frauen miteinander umsetzen, sind hervorragend. Die Ausstellung «Girls city» in Basel beispielsweise ermutigt Mädchen, ihre Sicht einzubringen, damit ihre Bedürfnisse in der Stadtplanung nicht vernachlässigt werden. Damit solche Projekte funktionieren und auf die Gegebenheiten der jeweiligen Regionen eingehen, müssen wir den Regionalgruppen viele Freiheiten lassen. Das Netzwerk ist eigenständig. Trotzdem ist die Einbettung in die SIA-Struktur wichtig. Die Aufnahme des Netzwerks in die SIA-­Statuten 2014 half, das Netzwerk im Verein zu etablieren. Wir sehen das auch an den Mitgliederzahlen. Die ersten Jahre waren wir nicht mehr als 15 Frauen, heute hat das Netzwerk über 600 Mitglieder. Wir wollen dieses positive Momentum nutzen, um die Inklusion und Diversität weiter zu fördern.»

Das Netzwerk ist ein Trumpf für den SIA

Beatrice Aebi: «Ich bin immer wieder beeindruckt von all der weiblichen Berufskompetenz an unseren Versammlungen. Das Wachstum des Netzwerks Frau und SIA ist grossartig. Das zeigt aber auch, dass es unser Netzwerk immer noch braucht. Eine kürzlich unter unseren Mitgliedern durchgeführte Umfrage über Diskriminierungserfahrungen in der Baubranche belegt das. Der SIA ist sich dieser Thematik zunehmend bewusst, dementsprechend verändert sich auch die Zusammenarbeit des Netzwerks mit dem Verein. Anfangs habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass wir unser Dasein rechtfertigen mussten. Heute sage ich: Das Netzwerk ist ein Trumpf für den SIA. Unser Erfolg mit Projekten wie dem Buch «Ingénieuse Eugénie / Die findige Fanny», das in den Kantonen Genf und Waadt seit mehreren Jahren im Primarschullehrplan verankert ist, zeigt das. Die ersten zehn Jahre standen im Zeichen des Aufbaus. Mittlerweile sind wir unübersehbar geworden. Es geht nun darum, unsere beruflichen Kompetenzen uneingeschränkt entfalten und einsetzen zu können.»

Von einem Nebeneinander zu einem Miteinander

Salome Hug-Meier: «An der Jubiläumsfeier in Lugano zeigte sich die Vielfalt, die Kompetenz und die Energie der im Netzwerk engagierten Frauen. In einem würdigen Rahmen durften wir von der ersten Generation erfahren, mit welchen Gegebenheiten und Widerständen sie sich zur Gründungszeit des Netzwerks auseinandersetzen mussten. Mit viel Ausdauer haben sie dem Thema der Frauenförderung im SIA das nötige Gehör verschafft, der Weg ist aber noch nicht zu Ende. Für uns Frauen und die Themen des Netzwerks setze ich mich im Vorstand ein. Aus dem Nebeneinander von Netzwerk und Verein soll ein Miteinander werden, damit die Expertise und die Sichtweisen der Frauen in allen Organen des SIA ausreichend vertreten sind. Als Schritt in diese Richtung ist die Stimmberechtigung des Netzwerks an der Delegiertenversammlung angedacht. Für die Zukunft des Netzwerks wünsche ich mir, dass es die Interdisziplinarität mehr in den Blick nimmt und pointiert den Beitrag von Frauen in allen Berufsgruppen der Planungs- und Baubranche sichtbar macht. Es braucht das Netzwerk noch und ich freue mich auf den gemeinsamen Weg.»

Paola di Romano ist Architektin mit eigenem Büro in Genf (PdR architects) und Prüfungsexpertin sowie Kommissarin für Architekturzeichner im Kanton Genf. Alexa Bodammer ist Architektin und Raumplanerin. Sie forscht an der HSLU zu baukulturellen Themen. Als Vertreterin der Berufsgruppe Ingenieurbau ist Salome Hug-Meier seit 2022 im Vorstand des SIA. Die Bauingenieurin ist Mitglied der Schweizerischen Vereinigung der Ingenieurinnen (SVIN) und in der Geschäftsleitung bei Schnetzer Puskas Ingenieure AG in Basel tätig. Beatrice Aebi war 2004 eines der Gründungsmitglieder der Kommission «Frau und SIA». Die Architektin und Stadtplanerin präsidierte das Netzwerk von Dezember 2007 bis zu ihrem Rücktritt 2021.

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