20 Jahre Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen
Seit 20 Jahren widmet sich die Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen dem Ziel, Schweizer Bauwerke erdbebensicher zu machen. Der Stiftungsrat, bestehend aus dem Gründer der Stiftung, Prof. Dr. Hugo Bachmann, Dr. Martin Koller und Dr. Dario Somaini, tagte erstmals am 13. Dezember 2004 an der ETH Hönggerberg und fasste wegweisende Beschlüsse, die der Stiftung seither als Leitlinien dienen: Da bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Baupraxis beträchtliche Defizite bestehen, ist eine Ausrichtung der Stiftungsaktivitäten auf die Förderung der Kompetenzen im Bereich Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen in der schweizerischen Baupraxis zu legen. Vor allem Nischen mit erheblichem Entwicklungspotenzial sind zu suchen und zu unterstützen. Vorhaben, die durch anerkannte Forschungsinstitute gefördert werden können, sollen nicht berücksichtigt werden.
Neue Anforderungen an erdbebensichere Gebäude
Im Jahr 2005 nahm die Stiftung ihre Tätigkeit auf, zu einer Zeit, als das Thema des erdbebensicheren Bauens in der Schweiz zunehmend an Bedeutung gewann. Gründe hierfür waren einerseits die neuen SIA-Tragwerksnormen «Swisscodes» (2003), die das erdbebensichere Bauen bei Neubauten auf den aktuellen Wissensstand brachten, und das SIA-Merkblatt 2018 (2004), das erstmals die verhältnismässige Betrachtung der Erdbebensicherheit bei bestehenden Bauten regelte. Andererseits begann der Bund zu Beginn des 21. Jahrhunderts, eine Systematik zur Erfassung und zum Umgang mit dem Erdbebenrisiko bei seinen Gebäudebeständen zu entwickeln, die seither von vielen privaten und öffentlichen Immobilienbesitzern übernommen wurde. Auch der Einsatz neuer und leichterer Materialien, der Wunsch nach filigraneren und weiter spannenden Tragwerken sowie die zunehmende Verdichtung der Bebauung, gepaart mit Nutzungsmischungen, führten zu höheren Anforderungen an das Wissen der Ingenieure im Bereich der Baudynamik. In beiden Bereichen, Erdbebeningenieurwesen und Baudynamik, gibt es nach wie vor grosse Wissensdefizite bei den am Bau Beteiligten.
Bewusstsein schaffen für die Erdbebengefahr
Bauliche Massnahmen zur Sicherstellung der normgerechten Erdbebensicherheit bei Neubauten sowie Ertüchtigungsmassnahmen bei bestehenden Gebäuden sind im Erdbebenfall die einzige Möglichkeit, Menschenleben zu retten, Verletzte oder Obdachlose bestmöglich zu vermeiden und Sachschäden zu reduzieren. Die frühzeitige Erkenntnis eines potenziellen Schwingungs- bzw. Erschütterungsproblems in einem Bauwerk ist die Grundvoraussetzung für eine effiziente Problemlösung. Ein wesentlicher Teil der Stiftungsarbeit ist die Verbreitung praxisnahen Wissens. Besonders hervorzuheben sind die von der Stiftung veröffentlichten Faltblätter, die wertvolle Informationen zu Aspekten der Erdbebensicherheit und Baudynamik bieten. Bereits 2006 erschien das erste Faltblatt in zweiter Auflage, mit 200 000 deutschsprachigen und 70 000 französischsprachigen Exemplaren. Das Bundesamt für Umwelt beteiligte sich massgeblich an der Erarbeitung der ersten beiden Faltblätter und übernimmt den Grossteil der Kosten der physischen Verteilung aller Faltblätter.
Stipendien
Bis heute hat die Stiftung mehrere motivierte und gut qualifizierte Bauingenieurinnen und Bauingenieure für mehrmonatige Weiterbildungsaufenthalte an renommierten ausländischen Universitäten unterstützt. Bereits im Jahresbericht 2004/05 wurde die Absicht für diese Stipendien entsprechend formuliert. Vertiefte Studien an Universitäten in England, Indien, Italien und Chile wurden so ermöglicht.
Auszeichnungen Seismic Award und Baudyn Award
Ingenieurleistungen werden oft nur beschränkt wahrgenommen und in der Öffentlichkeit kaum gewürdigt. Die Stiftung machte es sich daher bereits früh zur Aufgabe, Personen, die sich um die Baudynamik verdient gemacht haben, ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Alle zwei bis drei Jahre vergibt sie daher den Innovationspreis «Baudyn Award». Und auch Bauten, die vorbildlich mit dem Thema der Erdbebensicherheit umgehen, finden Aufmerksamkeit: Alle drei Jahre wird hierfür der mit 15 000 Franken prämierte Architektur- und Ingenieurpreis «Seismic Award» vergeben.
Dr. Martin Deuring, Dr. Daniel Gsell, Martin Hitz, Dr. Sanja Hak von der Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen