Bau und Landschaft auf Augenhöhe
Baukultur und Kulturlandschaft, der Umschwung in der Finanzierung des SIA und ein besserer Austausch zwischen den Sektionen und der Geschäftsstelle – das waren die Themen der Konferenz der Sektionen und Berufsgruppen 2018.
Aus der ganzen Schweiz sind die 68 Delegierten am 26. Oktober an die Konferenz der Sektionen und Berufsgruppen in Luzern gereist. Zu Beginn standen die Vereinsfinanzen im Vordergrund. Daniele Biaggi, Vorstandsmitglied und Quästor des SIA, erläuterte die Massnahmen, die aufgrund des strukturellen Defizits des SIA eingeleitet werden müssen – ein Defizit, das im Jahresbericht 2017 erkennbar war.
Zeit für einen Turnaround
Es sei Zeit zu handeln, Zeit für einen Turnaround – das Wiedererreichen der Gewinnzone –, und dieser bringe leider auch schmerzliche Eingriffe mit sich. Eine Massnahme, so Biaggi, sei die Reduktion des Personalaufwands, eine andere die geminderten Beiträge an Dritte. Klar sei: Nehme man neue Aufgaben an, müsse man schauen, welche bestehenden Aufgaben aufgegeben werden können. Die Kombination verschiedener Massnahmen führe zu einer ausgeglichenen Rechnung.
Gewinnreserven würden zukünftig aber erst mit zusätzlichen Erträgen erwirtschaftet: durch den Verkauf von Dienstleistungen, Produkten und Kursen sowie mit erhöhten Mitgliederbeiträgen. Nur mit einem soliden finanziellen Fundament könne der SIA auch in Zukunft seine führende Rolle in der Verbandslandschaft der Planenden wahrnehmen. Immer wenn Geld ausgegeben werde, solle es einen Benefit für den SIA geben, also letztlich für die Mitglieder, schloss SIA-Präsident Stefan Cadosch das Thema Vereinsfinanzen.
Baukultur – Kulturlandschaft
Der Hauptteil der Konferenz wurde von den Sektionen und den Berufsgruppen bestritten. Er war dieses Jahr, unter der Ägide der Berufsgruppe Umwelt, dem Thema «Baukultur – Kulturlandschaft» gewidmet. Brennpunkt ist das Bauen ausserhalb der Bauzone. Den Teilnehmenden wurde veranschaulicht, was sie in ihre Sektionen und Berufsgruppen hinaustragen können: Allen SIA-Mitgliedern kommt die Verantwortung zu, die Qualität der Bauten ausserhalb der Bauzonen sicherzustellen, die Landschaftsqualität zu erhalten und zu entwickeln. Orientierung bietet ihnen dabei das 2017 erschienene «Positionspapier Landschaft», das von Ariane Widmer-Pham, Architektin, Raumplanerin und SIA-Vorstandsmitglied, präsentiert wurde.
Landschaftspolitik ist Gemeinschaftsaufgabe
Christiane Guyer von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern sprach in diesem Zusammenhang über die Herausforderungen in ihrem Heimatkanton. Auch im Umgang mit der Landschaft brauche es einen Turnaround, meinte sie, und die SIA-Mitglieder spielten dabei eine zentrale Rolle. Der grösste Trumpf Luzerns sei gleichzeitig eine grosse Gefahr: die Attraktivität der Landschaft. Sie bringe Zuzüger und damit das Risiko der Zersiedelung mit sich.
Deshalb sei es wichtig, ein durchdachtes Gesamtkonzept für die Landschaft – dieses sei zurzeit in Arbeit – zu entwickeln und die zugehörige Strategie umzusetzen. Bei der laufenden Überarbeitung der Landschaftsstrategie und deren späterer Umsetzung seien alle Akteure zum Mitwirken aufgefordert: Bauherren, Architekten, Planende, Gemeinden und nicht zuletzt die Bevölkerung. Viel Austausch und Überzeugungsarbeit, so Christiane Guyer, müsse für eine breite Abstützung geleistet werden – kurz: Landschaftspolitik sei eine Gemeinschaftsaufgabe.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Ein Kanton, dem die Vermittlung der Problematik des Bauens ausserhalb der Bauzonen gelingt, ist Zug. Martina Brennecke, stellvertretende Kantonsplanerin und Leiterin der Abteilung Natur und Landschaft, nannte in der Abschlussdiskussion den Schlüssel zum Erfolg: Die Bedürfnisse der Akteure – also zum Beispiel der Bauherren, die ihren Traum vom Haus auf dem Land verwirklichen wollen – seien ernst zu nehmen, auch wenn sie nicht geteilt würden. Belehren zu wollen, etwa bezüglich ästhetischer Fragen, sei gefährlich.
Vielmehr sei die Begegnung auf Augenhöhe und die Verständlichkeit wichtig: den Akteuren zuerst zuzuhören und dann zusammenzuarbeiten. Der Kanton Zug habe einen Leitfaden entwickelt, der nicht moralisierend sei und daher eine breite Unterstützung geniesse. Gelinge die Zusammenarbeit und ein qualitativ hochstehendes Bauprojekt, dann zur Freude aller Beteiligten.