Bau­kul­tur an die Schu­len!

Zur jährlichen Netzwerktagung des Vereins Spacespot kamen am 24. November im Neubad Luzern Fachleute und Pädagogen zusammen, um dem Anliegen «Baukultur an die Schulen!» Ausdruck zu verleihen sowie Spielräume und Szenarien zu erkunden.

Publikationsdatum
30-11-2017
Revision
01-12-2017

«Wie kommen Inhalte in die Schulen?» – diese Frage beschäftigte den Verein Spacespot im Jahr 2017. Die intensive Auseinandersetzung mit dieser Frage konzentrierte sich auf verschiedene Tätigkeitsbereiche. Unter anderem verfolgte Spacespot die Umsetzung der digitalen Plattform zur Vermittlung und Vernetzung. Für das Bundesamt für Kultur BAK wird aktuell eine Bestands- und Bedarfsanalyse zum Thema Baukultur an Schulen erstellt, daraus soll ein Netzwerk zwischen den pädagogischen Hochschulen der Schweiz entstehen.

Nachdem die letztjährige Tagung «Baukultur – My point of view» Sichtweisen der einzelnen Professionen aufzeigte, ging es dieses Jahr um konkrete Szenarien. Vor einem gemischten Publikum aus Fachleuten und Pädagogen traten im Lauf des Morgens drei Referenten mit unterschiedlichem Fokus auf, um die Fragen «Baukultur an die Schulen! Warum? Wie? Und woher kommt das Geld?» zu beleuchten. Benedikt Loderer, Architekt, Journalist und Stadtwanderer, ergründete das «Warum?», Verena Widmaier, Präsidentin von Künste für Kinder und Jugendliche und Dozentin der PH Luzern, sprach über das «Wie?», und Nicole Grieve, Verantwortliche der Kulturvermittlung des Kanton Wallis und Vorstandsmitglied der Kulturvermittlung Schweiz, gab Impulse für die Umsetzung.

«Gemacht und nicht irgendwie entstanden»

«Wieso müssen Kinder und Jugendliche etwas über Baukultur erfahren? Und was?» – Benedikt Loderer berichtete aus eigener Erfahrung, wurde er doch in seiner Kindheit fortwährend mit Baukultur konfrontiert.. Dabei konnte er erfahren, dass Baukultur der Sorgfalt bedürfe, dass Baukultur durch Bilder vermittelt werde, dass sie Gefühle und Stimmungen auslöse und eine Handarbeit – eine Fertigkeit des Machens – sei. Seine These «Baukulturell werden nur Kinder von Baukulturellen» ergänzte er um die Aussage «Man sieht nur, was man weiss» – daher solle auch ein schulischer Zugang zur Baukultur geschaffen werden. Ein Kind müsse etwas über Baukultur lernen, um sich über das Gebaute Gedanken zu machen – «ein Leben lang».

Fächerübergreifend

Verena Widmaier, Lehrerin für «Bildnerisches Gestalten», stellte Baukultur und Lehrplan21 in einen Zusammenhang. Der Lehrplan21 sehe, neben der Vereinheitlichung der Lehre der einzelnen Kantone, neue Fächer und Module vor und lege den Fokus vermehrt auf die fächerübergreifende Anwendung. Der Begriff Baukultur käme im Lehrplan21 jedoch nirgends vor. Der Begriff Architektur immerhin zweimal: im Fach Mathematik und im Bildnerischen Gestalten. Durch «Raum, Wohnen und Einrichten» seien zusätzlich unterschiedliche Fachbereiche involviert. In diesen würden unterschiedliche Kompetenzen vermittelt. Im Fach Mathematik sei der Zugang zu Architektur und Raum gedanklich abstrahierend, in «Natur, Mensch, Gesellschaft» komme die kulturelle Dimension von Raum und Wohnen hinzu, in «Gestalten» gehe es um die Umsetzung eigener Raumideen. Neben der schulischen Vermittlung betonte Widmaier die Notwendigkeit von Weiterbildungsprogrammen – wie beispielsweise Schukulu oder Kultur macht Schule. Auch auf der ausserschulischen Ebene – Eltern und andere Akteure – und im öffentlichen Raum – wie Bibliotheken – sei es wichtig, Projekte anzubieten.

«Brücken schlagen»

Nicole Grieve referierte als Akteurin der Kulturvermittlung über «Baukultur für und an Schulen – wie weiter? Impulse für die Vermittlung». Während es schon standardisierte Vermittlungsangebote im Bereich der Bildenden Kunst, der Musik und des Theaters sowie des historischen Kulturerbes gebe, fehlten diese im Bereich der Baukultur. Projekte mit Künstlern seien geläufig, mit Architekten jedoch noch nicht. Dabei habe Baukultur durch den alltäglichen Bezug des Einzelnen zur gebauten Umwelt ein grosses Potenzial. Eine Vermittlung wie im Museumsbereich könne auch in der Baukultur Anwendung finden. Die Herausforderung läge im Sichtbarmachen; durch ein klares Format und durch standardisierte Angebote. Es sei wichtig Kulturprogramme zu nutzen, wie beispielsweise das Kulturerbejahr 2018. Eigene Projekte und Angebote sollten über kantonale Schul- und Kulturprogramme verbreitet werden. Ein wichtiger Faktor sei die Zusammenarbeit – sei diese mit der Denkmalpflege, mit Keyworkern, dem Heimatschutz. Man müsse «Brücken schlagen» zwischen Akteuren, Inhalten und dem Publikum, um Neugier und Interesse zu wecken.

Nach den drei unterschiedlichen Blickwinkeln und Ansatzpunkten wurden am Nachmittag anhand von konkreten Projekterfahrungen aus Zug, Salem und Lugano Einblicke in den Vermittlungsalltag gegeben sowie das «Potenzial des Videos in der Architekturvermittlung» vorgestellt.

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