Bin­ding Wald­preis für Baum­rie­sen

Der mit 200'000 Franken dotierte Binding Waldpreis geht dieses Jahr an die Waadtländer Gemeinde Baulmes. Sie erhält den Umweltpreis für ihren langjährigen, sorgsamen Umgang mit Uraltbäumen – und zeigt, dass der Schutz von ökologisch wertvollen Baumriesen aktive Holznutzung nicht ausschliesst.

Publikationsdatum
05-05-2015
Revision
01-09-2015

Gestiegene Nachfrage nach Energieholz, sinkende Holzpreise und rationell geführte Forstbetriebe verdrängen heute ganzheitliche Waldbewirtschaftungsformen mit ökologischen Ansätzen. Ein Nebeneinander von Holznutzung und Artenschutz, im Fachjargon integrative Bewirtschaftung genannt, verliert an Interesse. Durch intensivierte Holznutzung erreichen Bäume nur noch selten hohes Alter und werden bereits in ihrer ersten potenziellen Lebenshälfte gefällt.

Doch Uraltbäume erhöhen den ökologischen Wert des Waldes markant. Je älter ein Baum ist, desto mehr Mikrolebensräume für Insekten, Vögel, Flechten etc. trägt er. Uralte Habitatsbäume sind mit ihren Höhlen, Rissen, Rindenschürfungen und ihrem Kronentotholz für viele Arten lebenswichtig.

Schutz der Baumriesen hat Tradition

Diesen ökologischen Wert sowie die soziale Bedeutung von Uraltbäumen hat die Waadtländer Gemeinde Baulmes bereits früh erkannt. Sie schützt diese seit hundert Jahren. Geeignete Uraltbäume werden seit 1966 gekennzeichnet und dürfen ihren biologischen Kreislauf bis zum Absterben und Verrotten vollenden. Über 7000 Bäume haben inzwischen Stämme mit einem Umfang von mehr als zwei Metern. Sie stehen verteilt auf der 954 Hektaren grossen Waldfläche und den 318 Hektaren umfassenden Wytweiden von Baulmes.

Prachtsexemplare unter ihnen erhalten Namen wie «Président d'honneur», «Sapin Président», oder «Chêne Président» und werden von der Bevölkerung jährlich besucht und gewürdigt. Eindrückliche Begegnungen mit den Baumriesen erleben die Waldbesucher auch auf dem Lehrpfad der Baumriesen, dem «Sentier des géants». Mächtigkeit und Magie der Methusalembäume werden dort spürbar.

Baumschutz und Holznutzung fein austariert

Die Gemeinde Baulmes zeigt, dass neben Schutz und Vernetzung von Uraltbäumen eine erfolgreiche Holzproduktion möglich ist – trotz widrigen Umständen auf dem Holzmarkt. Selbst zwei Waldreservate und ein 50-jähriger Nutzungsverzicht eines Eichenbestands haben Platz neben ihrer aktiven Bewirtschaftung des Holzvorrates und dem optimalen Ausschöpfen des Holzzuwachspotenzials.

Die vorbildhafte Integration von Uraltbäumen im Wirtschaftswald wird sich auch künftig bewähren. Laut Studien erreichen Waldbestände mit Uraltbäumen im Hinblick auf den Klimawandel eine grössere Stabilität. Durch ihren höheren Artenreichtum werden sie resistenter gegenüber Krankheiten oder Insektenbefall und erholen sich auch schneller wieder.

Vorbildhafte Waldbewirtschaftung

Für die Sophie und Karl Binding Stiftung sind Uraltbäume «Zeichen der Nachhaltigkeit» und wichtiger Bestandteil der Lebensgemeinschaft Wald. Die Gemeinde Baulmes hat ihre Sorgfalt im Umgang mit Uraltbäumen bewiesen und stellt ganzheitliche Bewirtschaftungsmethoden ins Zentrum. Gute dicke, alte Bäume lässt sie stehen, obwohl sie damit kurzfristig Geld verdienen könnte. Für diese vorbildhafte Waldbewirtschaftung und ihr pionierhaftes Engagement erhält sie den Binding Waldpreis 2015.

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