Das Dilemma der temporären Nutzung
Schweizer Pavillon, Expo Milano
Ausstellungsbauten bestehen mit Vorteil aus wieder- und weiterverwertbarer Substanz. Der Schweizer Expo-Pavillon hätte das Recyclingziel beinahe mustergültig erfüllt.
Das Hauptthema an der Expo Milano ist die nachhaltige Ernährung; ein Augenmerk gilt auch den Ressourcen, die für die Weltausstellung selbst verbaut worden sind. Die Veranstalter haben allen Ländern eine «Guideline» für die Nachhaltigkeit in Design, Konstruktion, Rückbau und Wiederverwendung der Pavillons verteilt.
Und das Politecnico Milano hat den Auftrag erhalten, eine Erfolgskontrolle über die Wiederverwendung der Temporärbauten zu erstellen. Diesbezügliche Lorbeeren einheimsen möchten sicher die Vereinigten Arabischen Emirate. Der von Sir Norman Foster gestaltete Wüstenpavillon wird nach Ablauf der Expo demontiert und in der Ökostadt Masdar wieder aufgebaut.
Mit Herzog & de Meuron sind weitere Architekturstars präsent; trotz vorzeitigem Ausstieg aus dem Masterplan säumen ihre rudimentären «Slow Food»-Holzhütten bis Ende Oktober die Piazza «biodiversity». Danach gehen die Marktstände mit der Ernährungsorganisation auf Tour durch Italiens Schulen.
Schweizer Pavillon intern gelobt
Nachhaltiges Bauen ist keine helvetische Erfindung; dennoch hätte der Schweizer Pavillon die Recyclingvorgaben ebenso selbstbewusst und ökologisch vorbildlich übersetzen wollen und können. Der interne Nachhaltigkeitsbericht lobte das Wiederverwertbarkeitskonzept im ursprünglichen Wettbewerbsprojekt. Anfänglich war alles aus Holz geplant die begehbaren Silos, das Deck mit Rampe und Terrasse sowie der eigentliche Pavillon.
Die Bauteile waren konstruktiv und statisch für eine Wiederverwendung dimensioniert. Der Schweizer Lieferant wollte von sich aus die massiven Holzbauplatten zurücknehmen. Die Silos wären als Gewächshäuser definitv genutzt worden. Bei den Glasscheiben wurde sogar das nachträgliche Entfernen der Wärmeschutzfolien erprobt. Denn die Folgenutzung hätte das ökologische Dilemma für den Ausstellungspavillon gelöst: Ein längeres Leben senkt die graue Energie.
Auf dem Ausstellungsgelände errichtet wurde jedoch ein Bau, der aus Brandschutz- und Budgetgründen vor allem aus Stahl und Beton besteht. Die realisierte Variante erlaubt, drei Viertel der Materialien zu recyclen. Doch das Schreddern verbraucht zusätzliche Energie, und der Ressourcen-Fussabdruck ist achtmal grösser als für die originale Holzkonstruktion. Nun verhandelt Präsenz Schweiz mit Städten, um wenigstens die Glastürme als solche weiterzuverwenden.
Am Bau Beteiligte
Bauherrschaft
Präsenz Schweiz
Architektur, Ausstellung
Netwerch AG, Brugg
Aussenraum
Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich
Generalplanung, Konstruktion
Nüssli Gruppe