Die Kernaussage des Buches von David P. Billington ist: die Ingenieurbaukunst (Structural Art) ist eine eigene Kunstform. Sie zeichnet sich aus durch Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Eleganz. Hier ist die kreative Kraft des Ingenieurs gefordert, der vor dem Hintergrund seines statisch-konstruktiven Verständnisses gestaltend tätig wird.
Billington blickt zurück auf die letzten 200 Jahre der Ingenieurbaugeschichte, immer fokussiert auf die Ingenieurbaukunst. Es stellt herausragende Bauwerke vor und zeigt das Potenzial der jeweils neuen Materialien, Herstellungsweisen und analytischen Methoden. Die Leser erhalten aber auch Einblick in das Leben und Wirken der 22 vorgestellten Konstrukteure. So wird das Buch lebendig und aus bekannten Namen werden Menschen, angefangen bei Thomas Telford über Isambard Kingdom Brunel und Robert Stephenson, bis zu Gustave Eiffel und John Roebling im ersten Teil zum Zeitalter des Eisens.
Im zweiten Teil des Buches mit dem Titel «Das neue Zeitalter von Stahl und Beton» erfahren Robert Maillart und die Schalenbauer Felix Candela und Heinz Isler besondere Beachtung. Ihre Werke haben Billingtons Gedanken und Überzeugung entscheidend beeinflusst. Mit Fazlur Khan und Christian Menn, zwei herausragenden Ingenieuren der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, enden Billingtons Ausführungen. Im abschliessenden Epilog ruft er dazu auf, sich von den «Alten Meistern» inspirieren zu lassen und deren Konzepte auf heutige Fragestellungen zu übertragen, um so die Qualität unserer Bauwerke zu steigern.
Das Buch erschien 1983 unter dem Titel «The Tower and the Bridge». Die deutsche Übersetzung von 2014 erleichtert den Zugriff auf den anspruchsvollen Text und wird hoffentlich viele Leserinnen und Leser dazu animieren dieses zeitlose Werk zu lesen. Billington schafft einen Spagat. Jungen Ingenieuren und auch interessierten Laien ermöglicht er es in die Welt der Ingenieurbaukunst einzutauchen, aber auch erfahrene Ingenieure werden noch Neues entdecken.