«Die Pan­de­mie war für uns kein Hin­der­nis»

Der SIA lanciert in diesem Jahr zum dritten Mal sein Mentoring-Programm. Wie Mentoring während einer Pandemie funktioniert und was er im Programm 20/21 gelernt hat, erzählt Lars Keim, Ingenieur und Geschäftsführer eines Ingenieurbüros.

Publikationsdatum
24-03-2021

SIA: Herr Keim, Sie sind Geschäftsführer eines Ingenieurbüros und haben sich beim letzten Mentoring-Programm 20/21 als «Mentee» angemeldet. Warum?
Lars Keim: Ich bin noch nicht lang Geschäftsführer und lerne somit einen neuen Themenkreis kennen. Vor allem habe ich mit der Bauherrenseite den Austausch gesucht, denn ich komme von der technischen Projektseite. Wie entstehen Projekte, und wie werden sie aufgegleist? Um das zu verstehen, habe ich einen Einblick in einen Bereich ausserhalb der «Bauwelt» gesucht.

SIA: Haben Sie diesen Einblick erhalten?
Lars Keim: Ja. Mein Mentor war ein Architekt, der mittlerweile für den Infrastrukturbereich einer Bank tätig ist. Das passte für mich sehr gut.

SIA: Wie funktioniert Mentoring während einer Pandemie?
Lars Keim: Bis auf ein persönliches Treffen haben wir uns per Telefon ausgetauscht. Via E-Mail haben wir zuvor definiert, worüber wir sprechen wollen, und haben uns darauf vorbereitet. Etwa alle drei Wochen haben wir eine Stunde telefoniert. Diese Stunde war sehr intensiv. Die Pandemie war für uns also kein Hindernis, sondern sogar positiv. Wenn wir uns zwischen Basel, wo ich lebe, und St. Gallen, wo mein Mentor tätig ist, hätten treffen müssen, hätten wir mehr Zeit in die Reise in­vestiert als für die eigentlichen Gespräche. Corona hat das ­Mentoring für uns «zugänglicher» gemacht.

SIA: Was haben Sie von Ihrem Mentor gelernt?
Lars Keim: Gelernt habe ich vor allem, dass es sich lohnt, als Planer einen Schritt zurück zu treten und sich zu überlegen, welche Stärken und Kompetenzen man hat – wie also der eigene «Rucksack» aussieht. Wer sich darauf besinnt und Referenzen vorweisen kann, hat mehr Selbstvertrauen, um auf die Bauherrschaft zuzugehen und ihr das Richtige anzubieten. Das tönt vielleicht selbstverständlich, geht im Alltag aber gern unter.

SIA: Was hat Ihr Mentor von Ihnen gelernt?
Lars Keim: Eine schwierige Frage. Ich hoffe, dass er von mir einen Einblick in den Alltag der Planenden erhalten und erfahren hat, was uns bewegt.

SIA: Was ist für Sie ein guter Mentor oder eine gute Mentorin?
Lars Keim: Jemand, der oder die an der Fragestellung interessiert ist, sie auch im eigenen Umfeld deponiert und dort Rückmeldungen abholt – und vor allem jemand, der dem oder der Mentee dabei hilft, die Fragestellung zu schärfen. Es ist ein kooperativer Prozess herauszufinden: Was wollen wir eigentlich? Das hat bei uns gut funktioniert.

SIA: Werden Sie den Kontakt zu Ihrem Mentor weiter pflegen?
Lars Keim: Ich habe mir vorgenommen, meinem Mentor in unregelmässigen Abständen Feedback zu geben. Vor allem über Ziele, die wir besprochen haben und die ich langfristig verfolge.

SIA: Sind Sie nun bereit, um sich im neuen Mentoring-Programm 21/22 als Mentor anzumelden?
Lars Keim: Natürlich (lacht). Ich werde mich als Mentor zur Verfügung stellen.

Mentoring-Programm 2021/2022

Im Frühjahr 2021 startet die dritte Ausgabe des SIA-Mentoring-Programms. Nach dem Motto «Mitglieder für Mitglieder» spannen sogenannte «Tandems» – bestehend aus Mentor/-in und Mentee – zusammen und diskutieren Fragestellungen aus dem Praxisalltag. Die Teilnahme ist kostenlos und nur für SIA-Mitglieder sowie Mitarbeitende von SIA-Firmenmitgliedern möglich.

Anmeldeschluss ist der 15. April 2021.
Alle Informationen auf www.sia.ch/mentoring

Das Mentoring-Organisations-Team vom SIA hat die «Tandems» bisher selber zusammengestellt, nach Schwerpunkten, Wünschen der Beteiligten. Für das Programm 2021/2022 gilt ein neues Vorgehen: Die Mentoren/Mentorinnen stellen sich anonymisiert auf einer Website vor. Die Mentees können sich für Mentorinnen/Mentoren bewerben, ebenfalls anonymisiert. Dabei geben sie an, welche Wünsche und Fragestellungen sie haben, in welchen Bereich sie Einblick wünschen. Das Organisations-Team vom SIA sammelt die Bewerbungen, leitet sie an die Mentorinnen/Mentoren weiter, und diese entscheiden sich dann für eine/-n Mentee.