Kreislauffreudiger Schaumstoff
Mehrfamilienhaus, Luzern
Aufgrund von Erfahrungen der Entsorgungsbetriebe gehen Studien davon aus, dass im Lauf der vergangenen 40 Jahre der Flächenanteil von expandiertem Polystyrol (EPS; «Styropor») als Fassadendämmmaterial signifikant zugenommen hat – mutmasslich vor allem zulasten von Kork. Was den Verbrauch an fossilen Rohstoffen betrifft, sind das prima vista keine guten Nachrichten. Erfreulicherweise ist EPS aber ein Stoff mit ausgezeichneten Recyclingeigenschaften. So lassen sich nicht nur Baustellen-Abschnitte und rückgebaute Dämmplatten rohstofflich wiederverwerten, sondern auch allerlei Verpackungen aus demselben Material. Gleiches gilt übrigens auch für extrudiertes Polystyrol (XPS), das allerdings keine Verwendung für Verpackungen findet. Damit bieten die beiden Materialien grosse Vorteile gegenüber den ebenfalls weit verbreiteten Dämmmaterialien Glas- und Steinwolle, bei denen die je nach Hersteller unterschiedlichen Materialrezepturen oftmals zum Bruch im Stoffkreislauf führen.
Wie ein Pilotprojekt in Luzern nun zeigt, sind die Materialtrennung und der Stoffrückfluss von EPS und XPS problemlos in üblichen Baustellenprozessen zu bewältigen. So wurden von den Kompaktfassaden dreier Mehrfamilienhäuser rund 4000 m2 EPS-Dämm-platten rückgebaut, gesammelt, geschreddert, gereinigt und zu kleinen Perlen aufbereitet. Schliesslich konnte daraus hochwertiger EPS-Sekundärrohstoff gewonnen werden. Laut Branchenleader lassen sich etwa 95 % des Rücklaufs wiederverwerten und die CO2-Emissionen gegenüber der Herstellung von Primärrohstoffen um den Faktor fünf reduzieren.
Dieser Artikel ist erschienen in «Fassaden | Façades | Facciate 2023 – Nachhaltige Ansätze».
Weitere Beiträge zum Thema finden Sie in unserem digitalen Dossier.
Mehrfamilienhaus, Luzern
Bauherrschaft
Pax Schweizerische Lebensversicherungs-Gesellschaft, Basel
Recyclingkonzept
swisspor, Boswil
Baumanagement
Egli Schelbert, Luzern
Verarbeiter
De Donno Mario, Gisikon
Systemhalter
Karl Bubenhofer, Gossau (SG)
Facts & Figures
Baujahr Objekt
2002
Fassadensanierung
2022 (aufgrund von Schäden im Übergang vom Terrain zur Fassadendämmung)
Sanierungsumfang
ca. 4000 m2
Dämmmaterial
EPS-Sekundärrohstoff