Fein­ripp am Bau

Beim Materialtalk «fein gewellt» der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich Mitte März gingen Planer von Miller & Maranta und Ausführende ins Detail. Sie schilderten Hintergründe und Erfahrungen im Umgang mit ondulierten Aluminiumhüllen beim Projekt Hardstrasse in Basel.

Publikationsdatum
28-03-2022

Fein Geripptes schmückt nicht nur manchen Bauarbeiterkörper, sondern gelegentlich auch Häuser. Im Mittelpunkt des Interesses stand ein Projekt, das Miller & Maranta Architekten in Basel realisieren konnten. Über eine Studienauftrag erhielten sie 2016 die Gelegenheit, das Gelände neben einer bestehenden Shedhalle (die sie in dem Zuge zu Wohnzwecken sanierten) zu bebauen.

Das Quartier zeichnet sich durch einen Mix aus repräsentativen Villen und Gewerbebauten aus, die sich in den 1930er-Jahren in den früheren Gärten angesiedelt haben. Diese Mischung bot das Bild, auf das sich die Gestalt der drei Neubauten bezieht: Umhüllt von fein gewellten Aluminiumkleidern beherbergen sie Wohnungen und Atelierraum, fügen sich aber äusserlich in den Materialklang der Gewerbebauten. Der genauere Blick galt der Aluminiumhaut, die den Gebäuden eine besondere Identität verleiht.

Die Planenden stellten sich dafür zunächst flächige Elemente vor, aus den die Gebäudehülle in einem sichtbaren Rhythmus zusammengesetzt werden würde. Erst im Austausch mit der ausführenden Firma Rytz aus Basel entstand die Idee zur Detaillierung: Deren Clou liegt in den fugenlosen Eckelementen, die sich als extrudierte Profile um die Volumen herumbiegen lassen. In der gleichen Philosophie entstanden innenliegende Traufen, so dass die Hülle von den Fassaden fugenlos ins Dach übergeht.

Die Anschlüsse von der hinterlüfteten Fassade vor dem Betonkörper an die Haut des Warmdachs waren knifflig. Anhand eines Mock-ups konnten Details an Traufe, Ortgang und der Umgang mit den Fensteröffnungen dargestellt, diskutiert und angepasst werden, was besonders in den Gesprächen mit der Stadtbildkomission hilfreich war. Auch die Referenten der ausführenden Firma betonten, wie wichtig der persönliche Austausch und wie hinderlich dagegen ellenlange Ausschreibungstexte bei der Lösung so spezieller Bauaufgaben sind.

Viele Probleme lassen sich erst erkennen, wenn sie in Erscheinung treten. So zum Beispiel auch die Frage nach dem Umgang mit dem gewellten, unbehandelten Aluminium, das schon vor Einbau innerhalb von Holz- oder Kunststoffverpackungen mit der Luft reagierte. Kontrollierte Lagerung und Just-in-time Einbau waren unerlässlich. Diese Schwierigkeiten machte die Zeitersparnis durch Verzicht auf eine Beschichtung (und entsprechende Transportwege) und die bessere Umweltbilanz wieder wett. Diese Entscheidung bedeutete aber auch, dass sich die Bauherrschaft auf die Entwicklung der Patina auf dem Aluminium einlassen musste, die in den ersten Jahren unschön ausfallen kann.

Für die Ausführenden war die Montage der Dachplatten mit einer Neigung von 49° eine weitere Hürde – arbeiten sie doch für gewöhnlich auf Flachdächern. Zur ihrer Sicherung wurde eine eigene Konstruktion auf dem First montiert, an der sie sich anseilen konnten. Die steile und verspringende Dachform spielt auf die Sheds der Halle auf dem gleichen Grundstück an und fügt sie in das Ensemble. So verbinden sich Bestand und Neubauten, Wohnen und Arbeiten zu einem zeitgenössischen Stück Stadt.

Der gesamte Vortrag, in dem die Architekten und Ausführende zu Wort kommen, sowie die anschliessende Diskussion, moderiert von Architekturkritiker Christoph Wieser, ist als Video bereitgestellt.