Gebäudetechnik Kongress 2018: Digital und smart
Am zweiten Gebäudetechnik Kongress 2018 in Luzern wurde die Digitalisierung der Baubranche in der Forschung und der Anwendung diskutiert.
Am 4. Oktober 2018 schlug der zweite nationale Gebäudetechnik Kongress wieder eine Brücke zwischen Forschung und Praxis. Rund 350 Personen folgten der Einladung von SIA, Electrosuisse und dem Schweizerischen Verein von Gebäudetechnik-Ingenieuren SWKI ins KKL in Luzern. SIA-Vizepräsident Adrian Altenburger führte ins Tagesthema «Digital & Smart» ein, Reto Lipp vom SRF leitete professionell durch den Tag.
Algorithmenbasierte Planung
Den Auftakt machte Deepak Aatresh, Gründer und CEO der Firma Aditazz in Kalifornien, die auf Algorithmen basierende Generalplanung macht und die etwa zu gleichen Teilen Programmierer und Architekten bzw. Ingenieure beschäftigt. Aatresh ist überzeugt, dass Computer künftig nicht mehr als Werkzeuge zum Zeichnen verwendet werden, sondern nur noch, um unter Regeln Objekte mit Eigenschaften intelligent zu kombinieren – und veranschaulichte dies am Beispiel eines Spitalzimmers, das nach einem Algorithmus eingerichtet wurde. Die Prozesse würden letztlich 30 % schneller und billiger, womit sich Baukosten massiv reduzieren lassen. Entstehe dabei Gleichförmigkeit, so seien eben die Algorithmen schlecht.
Weniger ist mehr
Diesen Ausführungen widersprach der nachfolgende Redner, Sacha Menz, Professor für Architektur und Bauprozesse an der ETH Zürich, vehement. Bei solchen Ansätzen komme der Mensch viel zu kurz. Menz plädierte zudem für Suffizienz. Immer nur nach mehr zu streben ergebe letztlich keinen Mehrwert. Wichtiger sei die Frage, wo gespart werden könne – nicht nur bei den Bedürfnissen, sondern auch beim Material. Bei Letzterem werden Computer und Roboter vermehrt helfen. Die Diskussion war lanciert.
Markt und Innovation
Am Nachmittag richtete sich der Fokus vermehrt auf den Markt und die Innovationen. Peter Gerner, Co-CEO der Firma Hoval – die als Platinsponsor zusammen mit der BKW den Kongress finanziell unterstützte – meinte, der Austausch mit Start-ups sei für sein Unternehmen enorm wichtig. Diese seien innovativer und hätten die Möglichkeit, risikoreicher zu agieren, weil die Rendite noch nicht höchste Priorität hat.
Wie die Technologie die Konjunktur beeinflusst, dazu nahm Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich Stellung. Auch mit technologischem Fortschritt – der Digitalisierung – wird die Beschäftigungsrate wohl gleich bleiben. Die Berufsbilder verändern sich aber; Anpassungsfähigkeit der Berufstätigen wird also erforderlich sein.
Smartes Zuhause
Eine weitere Perspektive bot Karin Frick vom Gottlieb Duttweiler Institut mit «Haushalt 4.0 – ein smartes Zuhause». Wohnräume könnten künftig nutzerorientierter gebaut und gestaltet werden: Computer könnten in unserem Alltag noch viel mehr Arbeiten übernehmen und uns somit mehr Zeit und ein komfortableres Leben schaffen. Hierzu müssen aber die aktuellen Bedürfnisse der Endnutzer eruiert werden. Diese Bedürfnisse müssten immer wieder angepasst werden. Auch wenn viele Menschen heute neuen Errungenschaften gegenüber skeptisch gesinnt sind – erfahrungsgemäss setzt sich die Bequemlichkeit letztlich immer durch, wie beispielsweise in den 1950er-Jahren der Kühlschrank oder in jüngerer Zeit Navigationssysteme in Fahrzeugen deutlich zeigen.
Einig waren sich die Kongressteilnehmer in einem: Die Digitalisierung in der Baubranche wird kommen. Und wer zu lange in der Komfortzone verharrt, für den dürfte es dereinst schwieriger werden. Wann und wie die Digitalisierung allerdings kommt – darüber darf weiter diskutiert und spekuliert werden. Eine Plattform dafür wird der nächste Gebäudetechnik Kongress am 3. Oktober 2019 in Luzern bieten.