Hans Urs Wan­ner: ein in­ter­dis­zi­pli­nä­rer Um­welt­vi­sio­när

Hans Urs Wanner war wesentlich am Aufbau des Fachbereichs Umwelthygiene an der ETH Zürich beteiligt und ein Pionier der Wohnraumlüftung. Ebenso setzte er sich für saubere Städte und die Solarenergie ein. Der emeritierte Titularprofessor Wanner ist im Alter von 86 Jahren verstorben.

Publikationsdatum
25-05-2019

Ozonloch, Waldsterben und Schweizerhalle: vor knapp 40 Jahren begann sich die Schweiz ernsthaft für einen umfassenden Umweltschutz zu interessieren. Auf politischer Ebene statuierte sich dies in der Einführung der Umweltschutzgesetzgebung, die bis heute Basis der Vorgaben zur Lufthygiene, zum Lärmschutz oder zur Abfallvermeidung ist. Auch die Wissenschaft liess sich anstecken und entdeckte, wie relevant und unerforscht die Umweltsysteme eigentlich sind.

Ein deutliches Zeichen setzte die ETH Zürich 1986 mit dem Aufbau des Departements «Umweltnaturwissenschaften» und dem gleichnamigen Studienangebot. Wesentliche Anliegen der damals beteiligten Professorinnen und Professoren waren die ganzheitliche Sicht sowie der Einbezug von Forschungsfragen, wie sich die Umweltprobleme auf den Menschen auswirken werden. An dieser Schnittstelle Mensch-Gesundheit-Umwelt arbeitete auch Hans Urs Wanner mit. Er selbst studierte Pharmazie und kombinierte in seiner Habilitation gesundheitliche mit technischen Fragen. 

Ab 1981 baute Wanner an der ETH Zürich das Institut für Hygiene- und Arbeitsphysiologie auf. Unter anderem stand die Umweltqualität in Städten im Fokus. Mit seinen Grundlagenarbeiten für den Bund Ende 1980er-Jahre half Hans Urs Wanner ebenso wesentlich mit, die aktuellen bauökologischen und gesundheitlichen Standards für die Luft in Innenräumen mitzuentwickeln (vgl. «Raumluftqualität und Lüftung in Schweizer Bauten»).

Wanner war 15 Jahre lang Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Lufthygiene; von 1986 bis 1996 deren Präsident.Dieses Gremium beriet den Bundesrat in Gesetzesfragen und gab Anstösse für Bildung und Forschung. Meilensteine für die Luftreinhaltung gehen auf diese Zeit zurück, darunter das Einführen der Immissions- und Abgasgrenzwerte wie auch der europaweit ersten «Katalysatorvorschrift». Die Kommission wies schon damals auf die Fein- und Schwebestaubpartikel hin, heute eine der grössten Lufthygienependenzen. 

Eine Pionierrolle übernahm Wanner auch in der Förderung der Solarenergie. Zwischen 1991 und 1998 war er Jurypräsident des Schweizer Solarpreisgerichts, dem Vorläufer der von Sir Norman Foster patronierten Solaragentur. Der aktuelle ETH-Präsident Joël Mesot betont in der Würdigung von Wanners wissenschaftlicher Karriere dessen interdisziplinäre Neugier: «Seine Arbeiten auf dem Gebiet der Luftverunreinigungen und seine systematischen Untersuchungen des Verkehrslärms sowie seine sportbiologischen Arbeiten zeichnen ihn als Forscher und Visionär aus.» Hans Urs Wanner habe schon damals begriffen, dass bessere Technik allein nicht genüge, sondern auch auf ein umweltgerechtes Verhalten hingewiesen.

Brigitte Gälli Purghart, Sekretärin der Eidgenössischen Kommission für Lufthygiene ergänzt: «Die Kompetenz, die Vertrauenswürdigkeit und die Sachlichkeit von Hans Urs Wanner, unter anderem auch bei seinen Auftritten in den Medien, sind in bleibender Erinnerung.» Der emeritierte Titularprofessor ist am 20. Mai im Alter von 86 Jahren in Küsnacht ZH verstorben.

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