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Publikationsdatum
14-07-2023

Holzbau eignet sich durch seinen modularen Aufbau per se gut für eine DfD-Konstruktion. Die Schwierigkeit liegt im Detail, denn viele Produkte, geltende Regeln der Technik oder konventionelle Konstruktionsmethoden verunmöglichen einen Rückbau am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes.

Beim Mehrfamilienhaus an der Efringerstrasse haben sich Lukas Raeber und die Bauherrschaft eingehend mit dem DfD-Konzept auseinandergesetzt und viel Zeit in die Erarbeitung von Lösungen bei der Realisierung gesucht. Das Gebäude setzt sich aus Holzbaumodulen und gedübelten Brettstapeldecken zusammen. Das Treppenhaus ist der statische Kern, um den sich vier Etagen in Holzmodulbauweise anordnen. Die als Brettstapeldecken ausgebildeten Zwischendecken setzen sich aus 22cm
hohen Vollholzbalken zusammen, die mit Vollholzdübeln verbunden sind. Diese Deckenkonstruktion ist leimfrei und lässt sich verlustlos auseinandernehmen und an einem anderen Ort wieder einsetzen.

Die Bauherrschaft und Lukas Raeber haben sich entschieden, die Oberflächen auch im Innenraum unbehandelt zu lassen, so sind sie zum Beispiel unverputzt. Dadurch bleiben die Produkte sortenrein und können wiederverwendet werden. Ein Putz, der sich mit der Oberfläche verbindet, lässt sich nicht rückstandslos entfernen und fällt beim Rückbau als Restmüll an.

Individuelle Lösungen sind gefragt

Die Nutzung als Mehrfamilienhaus stellt auch normativ höhere Anforderungen. So müssten etwa bei einem Einfamilienhaus keine Brandschutz- oder Trittschallrichtlinien eingehalten werden und ein Bodenbelag könnte ohne Trittschalldämmung auf die Konstruktion geschraubt werden. Beim Rückbau hätte man nur zwei Materialien. Bei einem Mehrfamilienhaus beeinflussen diese Normen aber den Entwurf und die Art und Weise des Bauens. Beim Bauen für den Rückbau sind Materialeinschränkungen zu berücksichtigen, ein Gussboden ist zum Beispiel nicht möglich. Für die Efringerstrasse entwickelten Bauherrschaft und Architekt einen komplexen Bodenaufbau, bei dem gegenüber herkömmlichen Aufbauten die Materialien nicht verklebt sind und der trotzdem die Trittschallnormen einhält. So liegt auf der Vollholzkonstruktion eine Kalksplittschüttung, darüber eine mineralische Schallentkopplung und dann zwischen einer Holzlattung als Masse eine Schicht mit Lithothermplatten. In der Holzlattung sind die Vollholzdielen verschraubt, das macht den Bodenaufbau sortenrein rückbaubar.

Auch beim Aufbau der Wohnungstrennwände sind Lösungen gefragt, die nicht dem konventionellen Bauen entsprechen. Die statische Wandkonstruktion wird mit einem Dämmstoff zur Schallentkopplung ergänzt. Um den Brandschutz zu gewährleisten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Etwa durch eine Holzkonstruktion von mindestens 70 cm Dicke, die auch nach einem Abbrand noch tragfähig ist. In der Efringerstrasse wurden für den Brandschutz Fermacell-Platten auf die Konstruktion geheftet. Lukas Raeber hätte lieber Schrauben für die Befestigung verwendet, da sich die Wandplatten aufgrund der Tackernadeln nicht unbeschadet wieder ausbauen lassen. In der Vorproduktion des Holzbaus können Schraubnägel eingesetzt werden. Sie werden automatisiert in die Wand genagelt und lassen sich beim Rückbau zerstörungsfrei mit dem Akkuschrauber entfernen, sind aber noch nicht brandschutzkonform. Der Bau an der Efringerstrasse weist die für Mehrfamilienhäuser zwingend zu erfüllende Brandschutzklasse REI 90 auf.

Ein Vorteil einer Konstruktion, die für DfD konzipiert wurde, sind die niedrigeren Wartungskosten. Wie beim Prinzip der Systemtrennung sind alle Leitungen und Rohre aufputz verlegt. Im Falle eines Schadens oder bei Erneuerungsbedarf werden die beschädigten Teile einfach abgeschraubt und ausgetauscht. 

Dieser Artikel ist erschienen in TEC21 23–24/2023 «Die verlängerte Zukunft».