«Die bes­te Wie­der­ver­wen­dung ist die Wei­ter­nut­zung des Be­stands»

Atelierumbau mit Re-use-Teilen

Dario Vittani arbeitet beim Baubüro in situ und hat sich als Bauteiljäger spezialisiert – er sucht also passende Bauteile für Re-use-Projekte. Im Video-Interview berichtet er von seinen Erfahrungen und den kreislaufwirtschaftlichen Zusammehängen beim Atelierausbau einer Halle des Gaswerks in Schlieren.

Publikationsdatum
06-12-2021

Der Atelierumbau des Baubüros in situ für die Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer AZB besteht mit über 90% aus aussergewöhnlich vielen Re-use-Teilen. Neben den 6 cm dicken Furnierschichtplatten aus einer provisorischen Bahnhofsüberführung in Winterthur wurden Fensterflügel aus einer Blockrandbebauung in Zürich und Brettschichtträger vom Gewerbebau Manegg wiederverwendet.

Da die Materialien kostenlos zur Verfügung standen, kam der Einbau in diesem Fall günstiger als mit neuem Material. Beim äusserst knappen Budget, das den Architekten zur Verfügung stand, war diese Ausgangslage natürlich umso interessanter. Neue Bauteile wie die grossen Doppelflügeltüren und die Haustechnik mit den Leuchten kamen nur punktuell zum Einsatz. Im Fall der Haustechnik war dies einfacher, vor allem auch, weil die Normen erfüllt werden mussten.

Der Ausbau beschränkt sich auf die Innenräume. Baurechtlich lag keine Nutzungsänderung vor, und der Mietvertrag ist auf zehn Jahre befristet. Ein Energienachweis war aus diesen Gründen nicht erforderlich, und auch auf die Sanierung der Gebäudehülle konnte verzichtet werden.

Die Architekten und Projektleiter von in situ erarbeiteten das architektonische Konzept und brachten das kreislaufwirtschaftliche Gedankengut ein. Sie sind auch, die gegenüber der Bauherrschaft immer wieder vermitteln können, dass es möglich ist mit solchen Bauteilen zu bauen. Am Ende waren es jedoch die Handwerker, die den Bau umsetzten, die konstruktiven Möglichkeiten aufzeigten und im Detail realisierten. Es gab also ein grosses gegenseitiges Lernpotenzial.

Beim Einbau in Schlieren spielte zum Beispiel Zehnder Holzbau aus Winterthur, die bereits von der Halle 118 in Winterthur viel Erfahrung mit Re-use mitbrachte, eine tragende Rolle.

Kreislaufwirtschaftliches Denken ist bei Handwerkern verbreitet. Manche haben sich auf Reparaturen spezialisiert und verfügen über das entsprechende Know-how, Bauteile, die 30, 40 Jahre alt sind, wieder instand zu setzen. «Es braucht aber trotzdem in Zukunft eine Reaktivierung gewisser Zweige und Fähigkeiten, die leider etwas in Vergessenheit geraten sind», so Dario Vittani.

Das Interview führte Kassim Fischer im Rahmen einer Vorabschlussarbeit zu Kreislaufwirtschaft für die Gewerbliche Berufsschule Wetzikon.

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