max bill global
Ein Künstler als Brückenbauer
Der Untertitel der Ausstellung ist durchaus wörtlich zu verstehen: Das Werk von Max Bill (1908–1994) umfasst neben Malerei, Skulptur, Grafik und Produktdesign auch Brücken. Dennoch ist zu vermuten, dass er sich hier vor allem auf das Anliegen des Künstlers bezieht, die Gesellschaft durch gute, das heisst in seinem Fall logische Gestaltung in einen Dialog zu bringen, so wie er es am Bauhaus Dessau gelernt hatte.
Parallel zu seinem praktischen Schaffen reiste Max Bill schon in jungen Jahren und bis zu seinem Tod als gefragter Theoretiker um die Welt. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte er sich um einen internationalen politischen Austausch, denn er sah sich und die gesamte künstlerische Avantgarde in der Pflicht, zur Aufklärung und Neuorientierung der Gesellschaft beizutragen.
Zuerst spiegeln sich in seiner Arbeit die internationalen künstlerischen Trends, die er auf Reisen kennenlernte. In der Ausstellung ist sehr schön nachzuvollziehen, wie die Bewegung mit dem wachsenden Können von Max Bill in umgekehrter Richtung Fahrt aufnahm und sein Einfluss in den Arbeiten der Gesprächspartner hervortritt.
In der klug angelegten Ausstellung in Bern sind die Objekte seines Schaffens nach Jahrzehnten zusammengefasst. Ihnen gegenüber stehen die zeitgleich entstandenen Werke von Kunstschaffenden jeweils eines Landes, mit dem er sich auseinandergesetzt hat. Neben Frankreich, Deutschland, Brasilien und den USA hat er vor allem in Japan Spuren hinterlassen: Viele seiner Studierenden kamen von dort.
Der Schwerpunkt der mehr als 80 künstlerischen Positionen von Max Bill, die hier zusammengetragen sind, liegt auf der Malerei und Grafik. Dazu sind zwischen den Wandpaaren ausgewählte Skulpturen zu sehen. Ihre polierten Oberflächen, die reduzierte Form der Körper und die kühlen Materialien strahlen eine beruhigende und sinnliche Schönheit aus. Dafür erfährt sein bis heute gültiges Produktdesign und das architektonische Schaffen in diesem Zusammenhang zu wenig Beachtung.
Die Ausstellungsgestaltung kommt mit wenigen, gut gesetzten Farben, Linien und Körpern aus. Mit den Mitteln der konkreten Kunst ist ein Raum entstanden, der den Objekten und Bildern bei aller Zurückhaltung einen bemerkenswerten Fond bietet. Damit fügt er der These einer ganzheitlichen Kunstauffassung eine weitere Facette zu.
Ausstellung bis 9. Januar 2022
Zentrum Paul Klee
www.zpk.org
Design Weekend
Gespräche und Podien mit Expert:innen und Designer:innen in der Ausstellung beleuchten die Themen Möbeldesign, Typografie und Kommunikation sowie die Rolle, die Max Bill bis heute in diesen Bereichen spielt.
6. & 7. November 2021, Zentrum Paul Klee
www.zpk.org