Nachhaltiger Umgang mit Naturgefahren
Die Anforderungen an nachhaltige Gebäude sind hoch. Dazu gehört auch ein angemessener Schutz vor Naturgefahren wie Hagel, Sturm oder Starkregen. Nachhaltigkeit beim Bauen erfordert gelungene Konzeption und Gesamtlösungen, die auch über die Parzellengrenzen hinausgehen.
Wer nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit bauen will, muss auch Naturgefahren möglichst früh in die Planung einbeziehen. In einem gebirgigen Land wie der Schweiz mag man zuerst an Steinschlag oder Lawinen denken. Doch drei Viertel aller Gebäudeschäden gehen auf meteorologische Naturereignisse wie Hagel, Sturm und Starkregen zurück. Diese können schweizweit jederzeit auftreten und erfordern bei der Konzeption und Materialisierung robuste Lösungen, um Gebäude und Infrastruktur bestmöglich den zu erwartenden Einwirkungen anzupassen.
Rund die Hälfte aller Überschwemmungsschäden sind nicht auf ausufernde Bäche, Flüsse und Seen, sondern auf Oberflächenabfluss zurückzuführen, der durch lokalen Starkregen verursacht wird. Schweizweit sind zwei von drei Gebäuden potenziell davon betroffen. Aufgrund des Klimawandels wird mit einer deutlichen Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen gerechnet – die zunehmende Versiegelung und Verdichtung des Bodens verstärkt die Problematik.
Planungshilfen für einen wirksamen und effizienten Gebäudeschutz
Es gibt wirksame Lösungen für naturgefahrensichere Gebäude. Gerade beim Fokus auf die Nachhaltigkeit muss der bewusste Umgang mit Naturgefahren beim Planen und Bauen zur Selbstverständlichkeit werden. Konkrete Beispiele und Planungshilfen sind auf www.schutz-vor-naturgefahren.ch oder in den Wegleitungen SIA D 0260 und SIA 4002 zu finden.
Werden Naturgefahren bereits früh im Projekt berücksichtigt, lassen sich Neubauten meist ohne Mehrkosten schützen. Dies gilt besonders für die Erdbebensicherheit und den Hochwasserschutz. Ein ungünstiger Entwurf lässt sich selbst mit hohem Zusatzaufwand nicht mehr retten. Dabei sind viele bauliche Massnahmen einfach umsetzbar. Gut in den architektonischen Kontext eingebettete Hochwasserschutzmassnahmen, etwa in Form von höhergelegten Öffnungen und Zugängen, sind kaum als solche erkennbar und schützen zuverlässig. Können Tiefgarageneinfahrten nicht permanent mit baulichen Vorkehrungen geschützt werden, eignen sich technische Massnahmen, die ohne menschliches Zutun funktionieren, wie zum Beispiel automatische Klappschotts.
Zum Schutz der besonders verletzlichen Storen gibt es ebenfalls einfache Lösungen. Darunter das kostenlose Warnsystem «Hagelschutz – einfach automatisch» der Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen. Die Gebäudesteuerung fährt bei akuter Hagelgefahr sämtliche Storen temporär hoch und reduziert das Schadenpotenzial somit auf null.
Bei Sanierungen von Dach und Fassade sowie der Installation von Solaranlagen ist der Schutz vor Hagel, Wind und Schnee ebenfalls wichtig und meist in Synergie mit den restlichen Arbeiten realisierbar. So können im Hagelregister geprüfte Bauteile oder gegenüber hohen Schneelasten besonders widerstandsfähige PV-Module und thermische Kollektoren gewählt werden. All diese Massnahmen verlängern die Lebensdauer von Bauteilen und reduzieren Ressourcenverschleiss, Umtriebe und Kosten. Werden Naturgefahren frühzeitig in die Planung miteinbezogen, kann gleichzeitig auch die Nachhaltigkeit von Gebäuden erhöht werden.
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