Neu eingependelt
Als Kind in den 1970er-Jahren kannte ich nur wenige, die bis nach Zürich pendelten, um zu arbeiten. In der Regel wohnte man dort, wo man arbeitete. Doch mit der Zeit schlossen bei uns auf dem Land viele Fabriken. Die Leute suchten neue Jobs und nahmen gezwungenermassen längere Arbeitswege in Kauf.
Dafür bildeten sich enorme Pendlerströme. Menschenmassen wollten zur gleichen Zeit an den gleichen Ort gelangen. Auf den Strassen staute sich der Verkehr. Schlangen an Gleisen und Asphalt verdrängten ganze Landstriche. In den verstopften Bahnhofskorridoren fühlte man sich wie in einem vollen Fleischwolf. Im Zehnminutentakt quetschten sich die Leute in rollende Sardinenbüchsen, um ins Büro zu gelangen, zwei Mal täglich, hin und zurück. Man wohnte immer noch dort, wo man nicht mehr arbeitete.
Ende Februar 2020 änderte Covid-19 unser Leben. Pendeln? Zu gefährlich! «Bleibt wenn möglich zu Hause», lautete die allgemeine Empfehlung. Im Nu hat das Coronavirus unsere Pendlerströme aufgebrochen, Menschenmassen aufgelöst, Büroquartiere entleert, unsere Schlafstädte und Wohnquartiere wieder belebt. Wohnungen mit angebauter Kita und integriertem Büro sind gefragter denn je. Und nun – arbeitet man wieder dort, wo man wohnt.