Quick ge­bau­tes Quar­tier­schul­haus

Schule Sulgenbach, Bern

Die Schülerzahl im Berner Schulkreis Mattenhof Weissenbühl nimmt rascher zu als erwartet. Daher liess die Stadt auf dem Areal der Volksschule Sulgenbach einen Neubau projektieren. Im Februar 2015 war Baubeginn, im Juli wurden die Räume bezogen. Möglich wurde dies dank unbürokratischem Vorgehen und einem Holzelementbau.

Publikationsdatum
02-09-2015
Revision
08-10-2015

Modulbauten aus Holz wurden in den vergangenen Jahren verschiedentlich als Provisorien erstellt. Nicht so bei der Schule Sulgenbach. Der Neubau von Kast Kaeppeli Architekten wird an diesem Standort bleiben und das aus dem Jahr 1867 stammende Schulhaus ergänzen.

Nicht nur die Bauzeit war kurz, auch für die Planung und die zugehörigen Bewilligungsverfahren standen bloss wenige Monate zur Verfügung. Der städtische Gemeinderat beschloss das Projekt mit folgendem Zeitplan: Projektierung inklusive Baueingabe von Mai bis August 2014, Baubewilligung im Januar 2015, Bauausführung von Februar bis Juli 2015. 

Unbürokratischer Hürdenlauf

Diverse Prozesse wurden denn auch beschleunigt abgewickelt, um den ambitiösen Terminplan einzuhalten. Das betraf das vom Bauinspektorat und Regierungsstatthalteramt abgewickelte Baubewilligungsverfahren und die Vorabklärungen mit Direktionen und Ämtern wie etwa Denkmalpflege, Stadtplanungsamt, Stadtgrün, usw.

Die Ausschreibung sah vor, den Auftrag an eine Generalunternehmung zu vergeben. All dies war wesentlich, weil die Produktion des Neubaus und die Vorbereitungsarbeiten bereits vor der Baubewilligung in Angriff zu nehmen waren.

Für einmal also kann man den Behörden kein zögerliches Handeln vorwerfen, ganz im Gegenteil. Der Planungsauftrag ging an das Team Adrian Kast und Thomas Käppeli, Architekten BSA in Bern. Sie hatten bereits 2013 ein Projekt für einen Doppelkindergarten am Haspelweg in Bern erfolgreich abgewickelt.

Werkplanung und Realisierung erfolgten über eine Generalunternehmungs-Ausschreibung. Ein Holzelementbau war aufgrund der vorgesehenen kurzen Bauzeit von Beginn an erwünscht. Da bereits der Vorgängerbau und das Gebäude auf der gegenüber liegenden Seite der Sportwiese in Holz gebaut sind, bindet sich dieser Neubau gut in die Situation ein. Die Baubewilligung wurde bereits Mitte Dezember 2014 erteilt. 

Erlebte Architektur

Der Neubau ersetzt den alten Kindergarten an der gleichen Stelle. So bleibt ostseitig der Aussenraum erhalten und wird weiterhin ausschliesslich vom Kindergarten genutzt. Das Volumen des Neubaus besteht aus zwei schlanken, aneinandergeschobenen Riegeln und lässt der Spielwiese auf der Westseite möglichst viel Raum. Das neue Gebäude steht in gleicher Richtung wie die bestehenden Erweiterungsbauten des Areals. 

Der Neubau ist zweigeschossig mit je zwei Klassen je Geschoss organisiert. Alle Raumeinheiten, bestehend aus Haupt- und Gruppenraum, sind dreiseitig belichtet. Der Erschliessungs- und Garderobenbereich betont die Längsorientierung des Volumens. Durch den zweigeschossigen Raum der Treppenanlage entsteht ein grosszügiger Eingangsbereich. Die Fassadengestaltung mit den markanten Profilierungen der Geschossplatten, den breiten Rahmen der Sitzfenster und ihre Farbgebung beziehen sich formal auf das alte Schulhaus und die bestehende Turnhalle.

Der Neubau wurde in vorgefertigter Holzrahmenbauweise erstellt und mit Duripanelplatten verkleidet. Es wurden nachhaltige und ökologische Materialien verbaut; das Gebäude erfüllt den Standard Minergie P-ECO.

Das Kunst-am-Bau-Projekt besteht aus verschiedenen kleinen Interventionen sowie einer Experimentierbox für den Unterricht. Alle Kunstwerke enthalten ein akustisches Element. So wird beispielsweise eine der Treppenstufen in leichte Vibration versetzt, Geräusche sind in den Toilettenwänden versteckt, und in drei kinetischen Objekten wird durch kleine Motoren Material in Bewegung versetzt und so zum Klingen gebracht. Die Experimentierbox lädt die Kinder dazu ein, eigene Erkundungen anzustellen und dabei die Funktion einfacher Mechanik zu erfahren.

Holzmodulbau innert vier Tagen montiert

Baubeginn war im Januar 2015. Der Neubau ist auf eine Bodenplatte mit Frostriegel gesetzt und nicht unterkellert. Die im Werk vorgefertigten Elemente des zweigeschossigen Baus wurden ab dem 23. März angeliefert und innerhalb von vier Tagen vor Ort zusammengefügt. 

Den Klassenräumen verleiht eine Verkleidung mit hell lasierten Dreischichtplatten eine warme Atmosphäre. Die Duripanelplatten in den Nebenräumen und Erschliessungsbereichen sind ebenfalls hell lasiert. Dies lässt das Material sichtbar und verbindet die einzelnen Räume im Ausdruck. Sämtliche Ausbauelemente – Fenster, Türen, Küchen, Schränke, Sockelleiste usw. – sind deckend gestrichen und schaffen so einen sanften Kontrast zu den lasierten Wandflächen. 

Einbauten wie die Garderobe, Lavabos mit Spiegeln, die Sitzflächen in den Fensternischen und die Küchen übernehmen den Massstab der Kinder. Ein Hochbett in jedem Gruppenraum lädt die Kinder ein zum Spielen, zum Hütten bauen oder dazu, sich auf die obere Etage zum Lesen zurückzuziehen.

Am Bau Beteiligte
 

Bauherrschaft
Hochbau Stadt Bern


Nutzer
Schulamt der Stadt Bern


Architektur
Kast Kaeppeli Architekten GmbH, Bern


Generalunternehmung/Holzbau/Tragkonstruktion
ERNE AG Holzbau, Laufenburg


Elektroplanung
Fux & Sarbach Engineering AG, Gümligen


HLK-Planung
Züllig, Riederer & Partner GmbH, Bremgarten bei Bern


Sanitätplanung
Gilgen, Uhlmann und Partner, Bern


Bauphysik
Weber Energie und Bauphysik, Bern


Landschaftsarchitektur
Metron Bern AG


Kunst am Bau
Studio Zimoun, Bern

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