Resonanzkörper der Architektur
Die Lage des S AM ist dramatisch – gemessen daran war das öffentliche Interesse an der Pressekonferenz bedauerlich schwach. Mit der aktuellen, bis zum 24. Juni 2018 verlängerten Schau «Bengal Stream» zur lebendigen Architekurszene in Bangladesch bewegt sich das Museum auf internationalem Parkett. Diese Position gilt es zu stärken.
Zur Frage der Existenzsicherung gibt es eine positive Nachricht: Die Dringlichkeit der finanziellen Probleme, die durch die Streichung der Gelder des Bundesamts für Kultur zu bewältigen sind, erhält einen zeitlichen Aufschub (vgl. «Kein Geld fürs S AM»). Ein Legat, über dessen Herkunft sich der Stiftungsrat nicht äussern wollte, ermöglicht eine Defizitgarantie aus den Reserven der Stiftung für die nächsten vier Jahre. So kann der Betrieb aufrechterhalten werden, während die politische Arbeit zur dauerhaften Sicherung des Museums auf Hochtouren läuft (siehe auch: Architecture Theory Slam «Unglaublich wars»).
Viel Energie fliesst derzeit in die Bündelung der Architektursammlungen der Hochschulen. Als private Institution ohne Ankaufsetat hat das S AM sehr früh erkannt, dass es weder mit der finanziellen Ausstattung noch mit den personellen Ressourcen der Hochschulen konkurrieren kann. Deshalb wurde ein Weg gesucht, um die Kompetenzen aller vier Institutionen zusammenzubringen. Im März 2017 unterzeichneten die Archive der drei Hochschulen und das S AM eine Kooperationsvereinbarung. Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Vermittlung von Schweizer Baukultur in Form von Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen basierend auf den Sammlungsbeständen der einzelnen Partner. Die erste gemeinsame Ausstellung zum Thema «Béton Fédérateur» wird voraussichtlich 2020 am S AM gezeigt.
Mit dem inhaltlichen Erfolg des vergangenen Jahres zeigt sich Direktor Andreas Ruby zufrieden. Insbesondere die begleitenden Vorträge und Reisen seien gut angenommen worden. Diese Aktivitäten sowie das Wandern der Ausstellungen trage dazu bei, die Bekanntheit und damit die Bedeutung des Museums in der breiten Gesellschaft zu verankern. Unterstützend setzt Ruby auf taktile, sinnliche Inszenierungen, wie sie gerade bei der aktuellen Schau zu sehen sind (vgl. «Bengal Stream»).
Die Ausstellung erfährt grossen Zuspruch – eine Übernahme ist vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main angefragt. Trotzdem konzentrieren sich die für das laufende Jahr geplanten Ausstellungen wieder ganz auf die Schweiz. Mit Themen wie Architekturwahrnehmung, Umnutzungen im Bestand und dem Versuch einer neuen Betrachtung von Dichtestress als Dichtelust steht die Würdigung der Architektur als bedeutender Teil der kulturellen Identiät der Schweiz im Mittelpunkt. Begleitende Veranstaltungen und ein vermehrtes Engagement in der Arbeit für Kinder und Jugendliche verankern das Museum als unverzichtbaren Teil in der hiesigen Bildungslandschaft.