Rohstoff Abfall
Editorial TEC21 26/2023
Wir Schweizerinnen und Schweizer sehen uns gerne als Weltmeister in Sachen Recycling, darauf sind wir mächtig stolz. Wertstoffe werden fleissig getrennt, aufbereitet, eingeschmolzen und zu neuen Produkten geformt: Die Kreislaufwirtschaft ist in aller Munde. Weniger gerne geben wir zu, dass wir auch in Sachen Rohstoffverbrauch und Abfallproduktion zur weltweiten Spitze gehören. In beiden Bereichen ist die Baubranche treibender Faktor: 50 % des Primärrohstoffverbrauchs und über 80 % unserer Abfälle fallen beim Bauen an.
Bei der Verwertung unserer Bauabfälle zeigen sich je nach Baustoff grosse Unterschiede. So landet etwa Flachglas, obwohl zu 100 % ein kreislauffähiger Stoff, mehrheitlich auf der Deponie. Eine Übersicht über die Wege der unzähligen Produkte und Materialien, die beim Abriss eines Hauses anfallen, bietet die doppelseitige Infografik aus der Ausstellung «Die Schweiz: Ein Abriss» von Countdown 2030 im Schweizerischen Architekturmuseum S AM in Basel.
Mengenmässig dominieren mineralische Materialien wie Beton, Ziegel und Mischabbruch. Das Rückbauunternehmen Eberhard geht neue Wege und gewinnt dank automatisierter Aufbereitungsanlage auch aus Mischabbruch Sekundärrohstoffe in Qualitäten für Hochleistungsprodukte.
Der Weg hin zu einer Kreislaufwirtschaft ist noch weit. Die Vermeidung von Abfall bleibt die oberste Devise. Und dennoch gilt es, die heutigen Lücken im System zu schliessen und Wertstoffe im Kreislauf zu erhalten. Denn die Aufbereitung und Verwendung von Sekundärrohstoffen schont neue Ressourcen und entlastet die Deponien.