SIA: Gipfeltreffen für Energie-Innovation
Die Swiss-US Energy Innovation Days sollen die wissenschaftliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Energietechnologie stimulieren. Der SIA war als Partner der Veranstaltung in Boston dabei.
Wenn das Who’s Who der Schweizer Energie-Innovationsszene auf einem Fleck zusammenkommt, dann muss es sich entweder um einen besonderen Anlass handeln oder um einen besonderen Ort. Bei den Swiss-US Energy Innovation Days, die vom 9. bis 12. Juli 2014 in Boston stattfanden, war beides der Fall: Ausgangspunkt der vom Bundesamt für Energie (BFE) und von swissnex Boston initiierten Veranstaltung bildete die Ausstellung «Watt d’Or – Swiss Energy Excellence», die erstmals in Boston gezeigt wird. Bekanntlich ist die Stadt an der amerikanischen Ostküste Heimat der Spitzenuniversitäten MIT und Harvard und ein international bedeutender Innovationsstandort.
Aus beiden Ländern waren zahlreiche Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Verbände aus dem Energiebereich sowie Vertreter von Verwaltung und Politik der Einladung gefolgt. Die Präsentationen und Diskussionen boten Gelegenheit zum bilateralen Austausch auf allen Ebenen. An den vier Tagen wurde fleissig debattiert und genetzwerkt, und beide Seiten sondierten die Möglichkeiten für eine verstärkte Zusammenarbeit im Energiebereich.
Einen politischen Akzent setzte der Besuch von Bundesrätin Doris Leuthard, die die Watt-d’Or-Ausstellung und die Energy Innovation Days offiziell eröffnete. Der Watt d’Or ist eine Auszeichnung, die das BFE seit 2007 jährlich für herausragende Leistungen im Energiebereich verleiht. Von den rund 50 Siegerprojekten der vergangenen acht Jahre präsentiert die Ausstellung eine Auswahl. Die Schau bleibt bis Mitte September 2014 in Boston und wird anschliessend an weiteren Stationen im Ausland gezeigt.
Der SIA und Switzerland Global Enterprise (S-GE) organisierten in diesem Kontext ein Programm mit Fokus auf der Energie- und Gebäudetechnik. Neben rund 30 Schweizer Fachleuten waren gut 50 Expertinnen und Experten aus den USA anwesend. Die Referate und die anschliessende Podiumsdiskussion boten einen guten Überblick über den State of the Art in der Schweiz und den USA und zeigten, dass sich die Schweiz hier durchaus sehen lassen kann. Ein Ausruhen auf dem Erreichten wäre jedoch falsch: Viele Referenten betonten, dass nur ein langer Atem und ein stetes Streben nach neuen Verbesserungen und Erkenntnissen letztlich zum gewünschten Erfolg führen.
Forschung und Wirtschaft in einem Boot
Passionierte Forschende und ambitionierte Unternehmer bedeuten aber nicht automatisch technologischem Fortschritt. Die Entwicklung innovativer Lösungen erfordert neben günstigen Rahmenbedingungen auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungsinstitutionen.
Dass solche Allianzen sehr gut funktionieren können, verdeutlichen mehrere Erfolgsgeschichten: Aus Schweizer Sicht hervorzuheben ist hier der von der Fixit AG und der Empa gemeinsam entwickelte Hochleistungsdämmputz, der mit dem Umweltpreis Schweiz 2014 im Bereich Innovation ausgezeichnet wurde. Oder das Schweizer Unternehmen Belimo Automation AG, das seine neueste Energy Valve Technology zusammen mit dem Massachusetts Institute of Technology MIT erfolgreich testen und damit gleichzeitig die Effizienz des Kühlsystems auf dem MIT Campus bedeutend steigern konnte. Ein Wissenstransfer der besonderen Art zwischen der Schweiz und den USA findet zurzeit auf dem neuen Novartis Campus in Boston/Cambridge statt, wo die in Basel gesammelten Erfahrungen gezielt in das laufende Grossbauprojekt eingebracht werden.
Trotz der teilweise recht unterschiedlichen Voraussetzungen in der Schweiz und den Vereinigten Staaten wurde auf beiden Seiten der grösste Handlungsbedarf bei der Marktdurchdringung und Akzeptanzförderung identifiziert. Neben Smart Grids und Smart Buildings brauche es auch smarte Bauherren und Nutzende, um die gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen.
«Energy efficiency is not sexy», war eine der Wortmeldungen zum mangelnden Bewusstsein vieler Akteure. Spezifische Bemühungen zur Sensibilisierung und Vermarktung können dazu beitragen, das Verständnis für und die Attraktivität von Energieeffizienz zu erhöhen.
Insbesondere in puncto Marketing und Unternehmertum könnte die Schweiz von den USA noch eine Menge lernen, darin waren sich die Schweizer Teilnehmer einig. Ganz nach dem Erfolgsrezept von Lino Guzella, bisheriger Rektor und neuer Präsident der ETH Zürich, das er in seiner Präsentation preisgab: «We take the best of everything!»