SN EN 17412: Level of Information Need – eine Anwendungshilfe
Im Juni 2021 ist die SN EN 17412-1:2020 Bauwerksinformationsmodellierung –Informationsbedarfstiefe – Teil 1: Konzepte und Grundsätze als erste einer dreiteiligen Normenreihe in der Schweiz in Kraft getreten. Parallel dazu hat der SIA eine Erläuterung publiziert.
Die SIA-Erläuterung beziehungsweise das Rahmenwerk (Framework) Level of Information Need ist ein nach der SN EN 17412-1 standardisiertes Verfahren. Es dient dazu, Informationslieferungen in BIM-Prozessen zu beschreiben. Das Ziel der Erläuterung ist, möglichst genau zu klären, welche Informationen zu bestimmten Zeitpunkten zwischen den unterschiedlichen Beteiligten ausgetauscht werden sollen. Dazu wird zwischen den Beteiligten definiert, wer Lieferant und Empfänger der Informationen ist und zu welchem Zweck diese ausgetauscht werden.
Push-Prozess vs. Pull-Prozess
Das Hauptziel dieses Verfahrens ist es, diejenigen Informationen bereitzustellen, die eine Verwenderin oder ein Verwender tatsächlich benötigt, um damit die Erzeugung und den Austausch unnötiger Informationen zu verhindern. Dabei widerspricht das Konzept der Erläuterung dem in vielen aktuellen BIM-Projekten gängigen Konzept LOD (Level of Development). Das LOD-Verfahren beschreibt in mehreren Stufen die Planungsstände und detaillierte Angaben der Darstellungsweise sowie des Informationsgehalts von BIM-Modellen in einem Push-Prozess.
Die Informationen sind nicht an Verwendungszwecke gebunden. Level of Information Need beschreibt hingegen bedarfsabhängige Informationslieferungen und damit grundsätzlich einen Pull-Prozess. Folglich gibt es daher auch keine vordefinierten Stufen.
Die Informationslieferungen werden in zwei Hauptschritten definiert. Im ersten Schritt sind die Voraussetzungen für die Informationslieferung zu klären: Wozu und wann liefert wer wem welche Informationen? Im zweiten wird der Inhalt, der eigentliche Level of Information Need, bestimmt: Wie ist die Information zu liefern, geometrisch, alphanumerisch und als Dokumentation?
Die Informationslieferungen, die zum jeweiligen Informationsmeilenstein (Information Delivery Milestone) ausgetauscht werden, bestehen aus geometrischen und alphanumerischen Informationen sowie Dokumentationen. Für die drei Kategorien stehen unterschiedliche Verfahren zur Beschreibung zur Verfügung.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Zusammenfassend beschreibt der erste Teil der Normenreihe das Konzept und die Grundsätze für den bedarfs- und nutzenorientierten Informationsaustausch nach dem Pull-Prinzip. Oder: ein klares Konzept für so viele Informationen wie nötig und so wenige wie möglich. Ein elementarer Schritt, um dem «I» in BIM gerecht werden zu können.
Die Erläuterung zur SN EN 17412-1:2020 Bauwerksinformationsmodellierung – Informationsbedarfstiefe – Teil 1: Konzepte und Grundsätze kann hier heruntergeladen werden: www.sia.ch/bim