Ver­kehrs­dreh­schei­ben – ge­ball­ter Raum

Verkehrsdrehscheiben sind Planungsorte, an denen sich Akteure und Disziplinen auf engem Raum kumulieren. Sie stehen für Umsteigebeziehungen, für Verkehrspolitik, für Raum- und Siedlungsentwicklung, für langfristige Planung und für die grosse Herausforderung, verschiedenste Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Zwei Buchbände des VöV helfen, diese schwierige Planungsarbeit zu koordinieren.

Publikationsdatum
26-08-2024

Verkehrsdrehscheiben bündeln Angebote für unterschiedliche Tätigkeiten – Ankommen, Einsteigen, Umsteigen, Einkaufen, eine Reise vorbereiten, die Verkehrsdrehscheibe queren, jemanden abholen oder treffen. Es gibt kleine, einfache ländliche Bahnhaltestellen und grosse, stark frequentierte und komplexe Knotenpunkte wie städtische Bahnhöfe oder Flughäfen. Allen gemeinsam ist, dass sie Menschen Zugang zu unterschiedlichen Mobilitätsangeboten bieten, zum Beispiel Fuss- und Veloverkehr, motorisierter Individualverkehr, Sharing-Angebote, Bus-, Tram- und Zugverkehr oder situativ auch Schiffs- und Flugverkehr. 

Verkehrsdrehscheiben verknüpfen unterschiedliche Verkehrsströme und ermöglichen Reisenden ein nahtloses Umsteigen zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln. Sie bieten auch Verpflegung und Dienstleistungen. Ausserdem umfassen sie oft historisch wertvolle Objekte und prägen das Ortsbild. Stark ausgelastet und oft immer dichter bebaut, sind sie systemrelevant und müssen auch in Spitzenzeiten und bei unvorhergesehenen Ereignissen wie widrigen Wetterbedingungen, Notfällen oder Störungen funktionieren.

Ganzheitliche Planung und zerstückelte Umsetzung

Das Fusswegnetz verbindet den umgebenden Kontext – ob urbane Siedlung oder ländliche Bebauung – mit den Verkehrsdrehscheiben und erschliesst den Nutzenden die entsprechenden Angebote. So betrachtet sind Verkehrsdrehscheiben ein zusammenhängendes System aus Wegen und Angeboten. 

Hier besteht allerdings ein Problem: Es gibt in der Regel keine Gesamtverantwortung für eine Verkehrsdrehscheibe. Die lokalen Akteure – die öffentliche Hand (Bund, Kantone, Gemeinden), Infrastrukturbetreiber, Mobilitätsanbieter und Immobilien-Grundbesitzer – planen und bewirtschaften die Angebote, die jeweils in ihren Verantwortungsbereich fallen. Aus Systemsicht genügt es jedoch nicht, wenn Akteure ihre eigenen Angebote optimieren und sich das Wegnetz als Nebenprodukt aus verschiedenen Planungen ergibt. 

Damit nutzerfreundliche Verkehrsdrehscheiben entstehen, ist Koordination und Zusammenarbeit erforderlich. Dabei müssen unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen beziehungsweise allgemeingültige Grundanliegen der Nutzenden wie barrierefreier Zugang, Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl, Komfort und Bedürfnisse von Menschen mit eingeschränkter Mobilität berücksichtigt werden. 

Kurze Wege mit ausreichenden Bewegungsflächen und Aufenthaltsräumen oder gute Orientierung und Information sind unabdingbar. Möchte beispielsweise eine Gemeinde ihre Bushaltestellen oder ihre Veloabstellanlage anpassen, wird sie meist feststellen, dass ihre Anforderungen über die Eigentumsgrenzen hinausgehen. Sie ist für eine gute Lösung auf die Unterstützung anderer Akteure angewiesen. 

Erschwerend kommt der Zeithorizont dazu. Während Planungen häufig zeitlich parallel laufen, erfolgt die lokale Umsetzung oft nicht gleichzeitig. Ausserdem verändern sich Zielbilder und Planungen über die Zeit. Je besser sich die Akteure daher der Vielfalt von Interessen bewusst sind, desto eher können sie gemeinsam getragene Lösungen mitverantwortlich erarbeiten – auch wenn die Interessen teils stark auseinandergehen. 

Planungshilfe schafft Übersicht

Um die Zusammenhänge und Abhängigkeiten aufzuzeigen, helfen Werkzeuge wie die Planungshilfe «Verkehrsdrehscheiben – eine Planungshilfe für lokale Akteure», die von der Kommission Infrastruktur Schiene des Verbands öffentlicher Verkehr VöV herausgegeben wurde. Sie veranschaulicht Abläufe und Abhängigkeiten und erläutert, welche Akteure und Interessensgruppen im Planungsprozess berücksichtigt werden müssen. Die Publikation leistet in zwei Bänden um- und zusammenfassend einen Beitrag zur Bewältigung der komplex vernetzten Fragen. In Videos vertiefen Fachspezialisten zudem niederschwellig einzelne Themen.

Band 1 schafft mit «Grundlagen» die Basis und das Verständnis für das System Verkehrsdrehscheibe, die Nutzenden, die Akteure und ihre Planungsabläufe. Band 2 liefert bebilderte Steckbriefe von realisierten Beispielen, bietet praktisches Anschauungsmaterial und gibt Impulse. Diese Planungshilfe schafft Klarheit, indem sie die Perspektiven der unterschiedlichen Akteure darstellt. Zudem bietet sie Methoden, um eine breite Akzeptanz und Zustimmung zu erreichen. Anstatt nur Kompromisse zu finden, entstehen Lösungen, die von vielen unterstützt werden.

Diese Publikation ist wichtig, um die nicht offensichtlichen komplexen Verhältnisse in den Verkehrsdrehscheiben zu veranschaulichen und so die umfassende Mitverantwortung der beteiligten Akteure zu erreichen.

 

Herausgeber: Verband öffentlicher Verkehr (VöV), Band 1: 52 Abbildungen, 7 Tabellen, 170 Seiten
Hier zum Gratis-Download 

 

Herausgeber: Verband öffentlicher Verkehr (VöV), Band 2: 32 Beispiele mit je 3 Bildern und einer tabellarischen Beschreibung, 62 Seiten
Hier zum Gratis-Download 

 

Videos und Zusatzmaterial auf Planungshilfe Verkehrsdrehscheiben - voev.ch 

 

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