Verleihung Umweltpreis der Schweiz anlässlich der Swissbau 2014
Mit 83 eingereichten Projekten erfuhr der Umweltpreis dieses Jahr eine Rekordbeteiligung. Die Bewertung der Projekte bescherte der Fachjury unter Leitung von Rainer Bunge,Professor an der Hochschule für Technik in Rapperswil, hitzige Diskussionen. Daher vergab sie neben dem Preis in der Kategorie «Ecopreneur» zwei erste Preise und einen Spezialpreis in der Kategorie «Innovation».
Eröffnet wurde die Preisverleihung mit rund 200 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Forschung durch Stephan Peyer, den Präsidenten der Stiftung «pro Aqua pro Vita», sowie einem Impulsreferat von Bruno Oberle, Direktor des Bundesamtes für Umwelt (Bfu) unter dem Titel «Nachhaltiges Bauen, ein zentraler Pfeiler der grünen Wirtschaft».
Darin betonte Oberle die enorme Bedeutung des Bausektors bei der Verkleinerung des ökologischen Fussabdruckes der Schweiz, denn er «leistet» nach den Bereichen Ernährung und private Mobilität den drittgrössten Beitrag zur Gesamumweltbelastung der Schweiz im Konsumbereich.
Dazu kommt, dass Veränderungen im Gebäudebereich einen wesentlich längeren Zeithorizont haben als in anderen Sektoren. Bemerkenswert sei ausserdem, dass 60% der von der Schweiz verursachten Umweltbelastungen im Ausland anfielen. Ziel des Bundesrates sei es daher, die Ressourceneffizienz massiv zu erhöhen sowie auch Verantwortung für die im Ausland generierten Belastungen zu übernehmen.
Für die Umsetzung von mehr Ressourceneffizienz im Baubereich arbeitet der Bund momentan an einer Reihe von gesetzlichen Grundlagen, so an der Revision des Umweltschutzgesetzes und der Technischen Verordnung über Abfälle (TVA) sowie am Aktionsplan «Grüne Wirtschaft». «Grüne Wirtschaft ist nichts anderes als schlaue Wirtschaft, und ihr tragt mit euren Innovationen dazu bei», schloss Oberle sein Referat und leitete damit über zu eigentlichen Preisverleihung.
Kategorie «Ecopreneur»
Den Preis in der Kategorie «Ecopreneur» vergab Rainer Bunge an Heinrich Eberhard von den Eberhard Unternehmungen. Ein Ecopreneur sei jemand, der gutes für die Umwelt tue und damit gleichzeitig Geld verdiene, so Bunge. Eberhard habe dies seit 30 Jahren als Vorreiter in der Baubranche bei der Einführung neuer Umwelttechnologien getan, beispielsweise mit der Investition in Bodenwaschanlagen oder der Ausrüstung seiner Baumaschinenflotte mit Partikelfiltern.
Kategorie «Innovation»
Die anschliessende Preisverleihung in der Kategorie «Innovation» begann mit der Vergabe eines Spezialpreises an das Ökozentrum Langenbruck durch Daniel Zürcher, Leiter der Sektion Innovation beim Bundesamt für Umwelt und Stiftungsrat bei «pro Aqua pro Vita». Ausgezeichnet wurde das Ökozentrum für das Projekt «Aactor !GT Strom und Klimaschutz von der Deponie», in dem ein System aus Schwachgasbrenner mit integrierter inverser Mikroturbine entwickelt wurde. Damit lassen sich Deponiegase mit nur noch geringem Methangehalt (Schwachgas) zur Stromerzeugung nutzen. Mit dem Spezialpreis würdige man aber auch eine ganze Reihe anderer wegweisender Entwicklungen des Ökozentrums, betonte Zürcher.
Einen der beiden ersten Preise in der Kategorie Innovation erhielt die Kies und Beton AG aus Bad Ragaz für die Entwicklung eines umweltfreundlichen Bindemittels unter dem Namen REBA (Ragazer Erdbeton-Additiv), das kurz vor der Markteinführung steht. Peter Hunziker von der Hunziker Betatech AG sowie Stiftungsrat von «pro Aqua pro Vita» würdigte in seiner Laudatio diese umweltfreundliche Neuentwicklung, die einen Teil des Zements durch das Abfallprodukt Holzasche ersetzt. Eingesetzt wird das Bindemittel wiederum zur Verwertung eines weiteren Abfallproduktes, nämlich von Kiesschlamm, der bei der Gewinnung von Sand und Kies entsteht und auf diese Weise zu Erdbeton wird. Das Produkt kann als Ersatz für verdichteten Kies oder Magerbeton eingesetzt werden.
Die grünliberale Nationalrätin Isabelle Chevalley, ebenfalls Stiftungsrätin von «pro Aqua pro Vita», beschloss die Veranstaltung mit der Vergabe des zweiten ersten Preises an die EMPA für die Entwicklung eines Dämmputzes mit nanoporösem Aerogel. Das seit Anfang dieses Jahres von der Fixit AG vertriebene Produkt sei ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit engagierter Forscher und mutiger Unternehmer. Der neue Dämmputz, dessen Wärmeleitfähigkeit ähnlich tief ist wie die von EPS-Platten oder Mineralwolle, lässt sich maschinell aufspritzen. Da er das äussere Erscheinungsbild eines Gebäudes nicht verändert, bringt er vor allem grosse Vorteile bei der energetische Sanierung historischer Gebäude mit sich eine «Win-win-Situation für Ökologie und Kultur», so Chevalley.
Weitere Infos: www.umweltpreis.ch