Vielseitige Erwartungen an den Park
Erneut organisierte der Verein Lares in Zusammenarbeit mit der SIA-Fachstelle «Gesellschaft und Planung» eine Exkursion zum Thema Nutzersensibilität – sie führte nach Zürich-West.
Kein anderes Gebiet von Zürich verändert sich derzeit so entscheidend wie das Quartier Zürich-West. Inmitten eines vielfältig bebauten und genutzten Stadtgefüges wird jetzt ein neuer Park der Öffentlichkeit übergeben. Die Anforderungen und Erwartungen an diese Freifläche sind so unterschiedlich wie die Menschen, die hier wohnen, arbeiten und studieren. Darum hatte die Bauherrschaft Genderkriterien und Wünsche aus der Quartiersbevölkerung schon im Wettbewerbsprogramm für den Pfingstweidpark als festen Bestandteil integriert.
Neben den üblichen gestalterischen Elementen war somit auch ein sensibler Umgang mit spezifischen Nutzeransprüchen gefordert. «Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Wünschen im Vorfeld ist wichtig, weil diese oft nicht deckungsgleich sind oder sich widersprechen», erklärt die Landschaftsarchitektin und Lares-Fachfrau Gudrun Hoppe. «Spielelemente und Büsche zum Verstecken für die Kinder aus der Umgebung bilden einen Gegensatz zu übersichtlichen, gut einsehbaren Freiflächen aus der Liste der Genderkriterien.» Gemeinsam mit der Sozial- und Wirtschaftsgeografin Elisabeth Bühler bereitete sie die Kriterien für das Wettbewerbsprogramm vor und wirkte während der Jurierung beratend mit.
Viele Bedürfnisse unter einen Hut gebracht
Mit diesem Spektrum von Bedürfnissen setzten sich die Landschaftsarchitektinnen Dominique Ghiggi und Carola Antón intensiv auseinander. Entstanden ist eine attraktive, funktional vielschichtige Parklandschaft. Eine gründliche Analyse der städtebaulichen Situation führte zum gestalterischen Grobkonzept für das Areal.
In der Weiterbearbeitung überprüften und bewerteten Antón und Ghiggi die Nutzerkriterien sorgfältig und arbeiteten sie ins Projekt ein. So entstanden Spielräume, die fliessende Übergänge zur übrigen Parklandschaft bilden, Bepflanzungen, die Rückzugsorte schaffen und dennoch Überschaubarkeit ermöglichen, ruhige Aufenthaltszonen und unterschiedlich ausgestattete Erschliessungswege.
Die verwendeten Materialien erzählen von der Vorgeschichte des Areals: Gleisschotter und Betonschwellen des Bahngeländes, das beim Bau der Europaallee rückgebaut wurde, fanden im Park eine neue Verwendung. Kletterbaumstämme und hölzerne Sitzelemente erinnern an die Weide, die hier vor langer Zeit bestand. Viele der eingesetzten Gestaltungselemente wurden anhand von Modellen und Prototypen auf ihre Nutzerfreundlichkeit geprüft. Der Pfingstweidpark ermöglicht eine spannende Vielfalt von Nutzungen und wirkt dennoch als stimmiger Ruhepol im Spannungsfeld von Bahngleisen, neuen Wohnbauten und dem viel frequentierten Toni-Areal.