Wenn Farben Wellen schlagen
Editorial TEC21 37/2023
James-Stirling- und Reseda-Grün, Khaki, Farn- und Salbeigrün, Chromoxidgrün, Smaragd- und Opalgrün. Wir könnten die ganze Seite mit Grüntönen füllen – die Idee ist klar: Ein Haus ist nicht einfach nur «grün», denn es gibt unzählige Nuancen. Die Wahrnehmung von Farbe ist bekanntlich subjektiv – kein anderes Thema birgt in der Architektur mehr Diskussionsstoff.
Die Farbauswahl gleicht einer Gratwanderung. Die Konsequenz: Viele greifen überfordert zu einem unbunten Farbton. In der Hoffnung, nur ja niemandem auf den Schlips zu treten, verpassen viele Planende die Chance, Stellung zu beziehen und Farbe zu bekennen.
Ganz anders Esch Sintzel Architekten mit der Umnutzung des ehemaligen Weinlagers in Basel und Conen Sigl Architekt:innen mit ihrem Neubau Westhof im Dübendorfer Hochbord: Dank sorgfältig gewählten Farbklängen fügen sich ihre Bauten in die Umgebung ein, ohne sich durch laute Farben als «Primadonnen» aufzuspielen. Hier möchte man ein harmonisches Gesamtbild erreichen und stimmt Farbton, Helligkeit sowie Sättigung aufeinander ab.
Wie das ohne Bauchentscheide funktioniert? Zusammen mit den Farbgestalterinnen Stefanie Wettstein und Marcella Wenger vom Haus der Farbe geht TEC21 der Farbwahl für die beiden Bauwerke auf den Grund. Ihre Fachkompetenz hat Zukunft: Wer die aktuellen Tendenzen im Wettbewerb beobachtet, wird sich wahrscheinlich bereits gefragt haben: Wird Farbe in der Architektur wieder salonfähig?