An die frische Luft!
TEC21 2023 6
Lernen wir an der frischen Luft besser als in einem geschlossenen Raum? Dies glaubten jedenfalls die Lebensreformer vor hundert Jahren. Sie inspirierten mit der Idee von Licht, Luft und Sonne auch Architektinnen und Architekten – bis heute.
Der Lehrplan 21 und die Hygiene- und Lebensreformbewegung lieferten die Ideen: Das im letzten Herbst bezogene Winterthurer Schulhaus Wallrüti ist eine Freiluftschule für das 21. Jahrhundert, gestaltet als Serie von zusammenschaltbaren Innenräumen mit viel Aussenraumbezug. Die Ausgangslage für den ungewöhnlichen Schulbau lieferte allerdings der enorme Kostendruck. Macht Not erfinderisch? Und was geschieht mit diesen Erfindungen, wenn sie in Betrieb gehen? Eine abschliessende Beurteilung ist nach einem halben Jahr Schulalltag im Wallrüti noch nicht möglich.
Vorerst ist dieser Entwurf, wie viele Schulprojekte aus neuerer Zeit, ein Prototyp. Ganz anders als die im 19. und 20. Jahrhundert unter Stadtbaumeistern wie Arnold Geiser, Gustav Gull, Theodor Gohl, Hermann Herter oder A. H. Steiner entstandenen Schulbauten lassen sich diese neuen Projekte kaum in Typen kategorisieren. Es ist auch nicht vorgesehen, sie in ähnlicher Form zu wiederholen. Vorerst wirft das Schulhaus Wallrüti mehr Fragen auf, als es Antworten liefert. Weil diese Fragen zukunftsweisend sein können, gehen wir ihnen in diesem Heft nach.
Im Themenschwerpunk
- Eine Freiluftschule für das 21. Jahrhundert – Sabine v. Fischer
Im Schulhaus Wallrüti Winterthur führen alle Wege nach draussen. - Nicht zwingend zu Beheizendes bleibt aussen vor – Paul Knüsel
Wie energieeffizient funktioniert ein auf das Nötigste reduzierter Raum? - «Es war für uns nie ein Problem, dass alle an die frische Luft müssen.» – Sabine v. Fischer
Wallrüti-Schulleiterin Maya Steffen, Stadtbaumeister Jens Andersen und Architekt Jens Studer sprechen mit TEC21 über ihre Wünsche und Erfahrungen mit einem Entwurf, der viele Normen ausser Acht liess.