«Ein di­gi­ta­ler Bran­chen­treff­punkt»

TEC21: Frau Gerber, wie muss man sich die appli-tech digital vorstellen?

Ursula Gerber: Die appli-­tech digital ist keine klassische Messe, sondern ein digitaler Branchentreffpunkt – eine Onlineplattform für Baufachleute aus der Maler- und Gipserbranche, für Trockenbau und Dämmung. Es geht nicht darum, Stände zu simulieren. Die Aussteller haben verschiedenste Optionen, sich zu präsentieren: Natürlich können sie Informationen zu ihren Produkten und Dienstleistungen bereitstellen oder Anwendungs­bei­spiele zeigen.

Darüber hinaus können sie For­mate nutzen, die es in einer ­physischen Messe nicht gibt – etwa Webinare durchführen, Live­streams anbieten oder Videos zeigen. Durch eine clevere Themenstrukturierung, durch kluge Algorithmen und eine umfassende Suchoption werden den Besuchenden die Beiträge angezeigt, die ihren Interessen entsprechen. Den Auftakt im Programm der appli-­tech digital bildet die Preisver­lei­hung des Schweizer Preises für Putz und Farbe am 4. Februar 2021.

TEC21: Die appli-tech ist ein Treffpunkt für Baufachleute, die in der Ausführung tätig sind, aber auch für Planerinnen und Planer aus Ar­chi­tektur, Innenarchitektur und Farb­gestaltung. An der letzten Durchführung durfte ich mich unter Anleitung eines Meisters als Stu­ckateurin versuchen. Wie lassen sich solche sinnlichen, haptischen Inhalte digital vermitteln?

Ursula Gerber: Direkt Hand anlegen kann man nicht, das stimmt. Aber es gibt trotzdem Möglichkeiten, die haptische Qualität zu zeigen. Etwa mit Videos über die Arbeit auf der Baustelle oder indem man die Herstellung von spezifischen Ober­flächen zeigt und zum Beispiel Werkzeuge vorstellt, mit denen Handwerkprofis Putz bearbeiten. Ausserdem können die Besuchenden mit den Anbietern Kontakt aufnehmen, um zum Beispiel einen Termin zu vereinbaren. Dafür dauert die Messe ganze zwei Wochen, vom 3. bis zum 17. Februar 2021 – also länger als üblich.

Trotz allem sind wir überzeugt, dass eine digitale Veranstaltung das physische Treffen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen kann. Daher führen wir bereits ein Jahr später die appli-tech wieder in den Hallen der Messe Luzern durch. Denn wir sind überzeugt, dass es das persönliche Gespräch, das Erleben des Gezeigten braucht.

TEC21: Nach einer klassischen Messe werden die Hallen geräumt. Was geschieht mit der appli-tech digital, wenn sie vorbei ist?

Ursula Gerber: Die appli-tech digital wird in die neue, übergeordnete Online­plattform webuild.plus überführt, die wir am 17. Februar 2021 lan­cieren. Auch ohne Corona und auch wenn wir die appli-tech normal hätten durchführen können, hätten wir das so geplant. Auf der Website einer Fachmesse ist zwischen den Veranstaltungen wenig los. Sie werden in der Regel nicht aktiv bewirtschaftet. Das wollen wir ändern, denn die Aussteller haben ja trotzdem etwas zu erzählen. Alle Inhalte der Aussteller von appli-tech digital werden bis zur nächsten Messe, die vom 2. bis 4. Februar 2022 stattfindet, auf webuild.plus publiziert. Produktlancierungen, Neuheiten, Tipps und Tricks sowie wichtige Events für die Branche werden künftig hier zu finden sein.

TEC21: Die appli-tech wurde auf 2022 verschoben. Braucht es in Zukunft überhaupt noch physische Messen?

Ursula Gerber: Davon bin ich überzeugt! Die Branche braucht weiterhin Messen, Orte, an denen sich die Menschen treffen, informieren und austauschen können. Es wird aber zusätzlich auch digitale Treffpunkte geben, die das Angebot ergänzen, insbesondere zwischen den Veranstaltungen. Es ist ja nicht so, dass die Fachleute in der Zwischenzeit keine Fragen mehr an die Industrie haben. Das ist unser Ansatz: Das Haptische, Materielle kann man digital zwar nicht abbilden, aber man kann Geschichten erzählen, Anwendungsbeispiele zeigen, Tutorials hochladen. Man kann Lösungen präsentieren, nicht nur Produkte. Das ist eine Chance für die Anbieter und eine Dienstleistung für die Anwender, 365 Tage im Jahr.

appli-tech digital,
3. bis 17. Februar 2021,
www.visit.appli-tech.ch/de