Mehr Ser­ver, mehr Abwärme?

Date de publication
26-11-2021

Die Schweiz ist nicht nur eines der am dichtesten besiedelten Länder Europas, sondern weist hinter den Niederlanden auch die zweithöchste Dichte an Rechenzentren (RZ) auf. Sogenannte Colocation-Anbieter betreiben vor allem in den Agglomerationen Zürich und Genfersee-Region inzwischen fast 100 RZ-Standorte. Das Datenspeicherbusiness ist lukrativ und deshalb weiter auf Wachstumskurs, mit Folgen für den Energieverbrauch. EnergieSchweiz rechnet für die nächsten fünf Jahre mit so vielen neuen Serverfarmen, dass der Stromkonsum um 2500 GWh wachsen wird. Dies entspricht knapp dem Jahresbedarf der Stadt Zürich. Allerdings könnten die Colocation-Center erheblich energieeffizienter betrieben werden, sagt eine Gruppe von IT-Experten. Im Auftrag des Bundesamts für Energie beziffern sie das Sparpotenzial «im besten Fall» mit 46 %.

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Ein Teil davon liesse sich einlösen, wenn etwa die Abwärme der Grossrechner weiterverwendet würde. Bislang ist ein solches Wärmerecycling jedoch selten. Nur jedes dritte RZ nutzt das eigene Energie­angebot – entweder selbst zum Heizen oder indem es an Dritte in einem Nahwärme­verbund weitergegeben wird. Dabei ist Letzteres ­sogar eine Win-win-win-Situa­tion: Der RZ-Betreiber kann den aktiven Kühlbedarf reduzieren und selbst viel Strom einsparen. Der Verkauf von Wärme bringt zusätzliche Einnahmen. Und für die Nachbarschaft ist die bezogene Abwärme gleichbedeutend mit klimafreundlicher Energie.

Zu den Pionieren unter den RZ-Dienstleistern gehören neben öffentlichen Institutionen auch private Firmen wie zum Beispiel NTS Colocation mit IT-Speichern in Bern und Zürich. Für das Beheizen der Büros wird Abwärme genutzt. In der Bundesstadt sind zusätzlich zwei benachbarte Geschäftshäuser an ein kleines Wärmenetz angeschlossen. Aufgrund der internen Wärmerückgewinnung und der externen Verteilung werden umgerechnet 160 t CO2 pro Jahr eingespart. Dank dieser Erfolgsbilanz erhielt die Firma einen Förderbeitrag der Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK. Doch damit nicht genug: Auch der aktuelle Ausbau des Standorts Bern wird so geplant, dass die Abwärme für eigene und benachbarte Heizbedürfnisse zur Verfügung gestellt werden kann. Ein RZ-Anbieter kann aber nicht nur die Energieeffizienz im Betrieb verbessern, sondern auch selbst erneuerbare Energie erzeugen. Deshalb hat NTS Colocation auf den Dächern seiner Berner Filialen Photovoltaikanlagen installiert. Liefern diese nicht genügend Solarstrom, wird die Elektrizität für den Betrieb der Server und der Kühlmaschinen extern nur mit Herkunftsnachweis «100 % erneuerbar» eingekauft.

Nahwärmenetz Colobern Süd

 

Wärmequelle: Abwärme aus dem Rechenzentrum

 

Wärmeenergie/Jahr: 850 MWh/a

 

Inbetriebnahme: 2016

 

Planung: NTS Workspace, Dr. Meyer Engineering

 

Finanzierung: Eigenfinanzierung; Förderung Stiftung KliK