Entwurfsmethoden für dichte Stadtquartiere
Editorial TEC21 12/2023
Von innen nach aussen: Das ist die Entwurfsrichtung guter Architektur, heisst es. Zunächst die Bedürfnisse bestimmen (oder dem Raumprogramm entnehmen), die verschiedenen Nutzungen zueinanderstellen und gliedern, eine Erschliessung einlegen, und fertig ist der gute Bau. Das entspricht ganz wunderbar ebenso einem modernistischen wie einem organischen Architekturverständnis. Die Fassade ist dann nur noch das grundehrliche Ergebnis des Geschehens im Herzen des Bauwerks, ebenso ethisch wie ästhetisch, denn zufällig sind natürlich auch sehr ansprechende Öffnungen und Formen entstanden. Oder?
Oder: von aussen nach innen. Denn was einem im Grundstudium gepredigt wurde (und oft noch wird), entpuppt sich dann eben doch nicht immer als ganz so einfache Wahrheit. Tatsächlich sind nicht nur die Fassaden des Historismus von aussen nach innen entworfen, sondern gute Fassaden generell – und vor allem gute Stadträume. Das entdeckten Architekturdenker wie Colin Rowe und Robert Venturi in den 1960ern auf Spaziergängen durch italienische Innenstädte und bei deren Nacherleben im Studium des Nolliplans von Rom, der die Bauten schwarz zeigt und den öffentlichen Raum dazwischen (und im Innern der Kirchen) weiss ins Auge springen lässt. Und wie so manche Idee der Postmoderne entdecken heutige Entwerferinnen und Entwerfer dies wieder. Blättern Sie vor ins Innere des Hefts.