Kreislaufwirtschaft: Faktor Mensch
Editorial TEC21 22/2024
Die Gegenstände des Designers Yves Ebnöther und der Einbau der neuen Veloblitz-Zentrale in eine denkmalgeschützte Halle haben auf den ersten Blick Aspekte wie Design for Disassembly, Recyclingmaterialien oder Re-use-Bauteile gemeinsam. Wenn man genauer hinschaut, fällt aber auch die innovative Produktions- und Bauweise auf. Sie ist der spezifischen Situation angepasst und stellt vor allem auch die menschliche physische Arbeit und Kreativität auf ungewohnte Art den digitalen und technischen Prozessen gegenüber, die in unserer Arbeitswelt zusehends überhandnehmen.
Bei der Veloblitz-Zentrale ist es die partizipative Herangehensweise des Auftraggebers, der gleichzeitig im «Selfmade-Verfahren» die Räumlichkeiten zusammenbaute. Yves Ebnöther entwirft Gegenstände, die mittels neuartiger Fräsen individuell auch in grösserer Stückzahl selber hergestellt werden können und deren Einzelteile von den Nutzerinnen und Nutzern mit einfachen Handgriffen zusammensetzbar sind. Kreislaufwirtschaftliche Projekte können, ganzheitlich geplant, zu einem alternativen Zugang im Herstellungsprozess, den damit verbundenen Arbeitsschritten, ja der Arbeit selbst führen. Betrachtet man die Projekte durch diese Brille, so sind in der Kreislaufwirtschaft interessante Spielarten der Herstellungsprozesse möglich, die vom Konventionellen abweichen und bisherige Grenzen auflösen. Das ist nicht nur spannend, sondern kann auch sinnvoll, weil sinnstiftend sein.