Standard nachhaltiges Bauen Schweiz
Mitte Juni wird der neue Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) lanciert. Er wurde auf gemeinsame Initiative von Wirtschaft und öffentlicher Hand entwickelt. Ziel war dabei ein an Schweizer Verhältnisse angepasstes Bewertungssystem, das alle Teilbereiche der Nachhaltigkeit umfasst und einfach anwendbar ist.
Nachhaltiges Bauen ist ein weitreichendes Gebiet. Hier fliessen zentrale Themen der nachhaltigen Entwicklung zusammen wie Energie und Klimaschutz, Raumentwicklung und Mobilität, Nutzung und Konsum natürlicher Ressourcen, aber auch soziale Faktoren wie Zusammenhalt, Integration und Lebensqualität.
Weil verschiedenste Faktoren ineinandergreifen, braucht es eine klare Definition, was nachhaltiges Bauen ist, und ein ebenso klares Steuern einer nachhaltigen Strategie. Kriterien und Ziele müssen dabei einer konsistenten Logik folgen.
Gefordert sind praxistaugliche Mess- und Steuerinstrumente, die alle drei Dimensionen nachhaltigen Bauens (Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt) möglichst umfassend in Planung, Bau und Betrieb mit einbeziehen.
Ziele des Standards
Weltweit wird bereits mit einer ganzen Reihe von Label- und Bewertungssystemen gearbeitet. In der Regel decken sie allerdings entweder nur Teilbereiche der Nachhaltigkeit ab oder sind zu wenig an Schweizer Verhältnisse adaptiert.
Auf gemeinsame Initiative von Wirtschaft und öffentlicher Hand wurde daher ein neuer Schweizer Standard für nachhaltiges Bauen erarbeitet. Getragen wird er durch das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS).
Gemeinsam sind SNBS und NNBS wesentliche Bestandteile der bundesrätlichen Strategie für nachhaltige Entwicklung. Die Finanzierung der SNBS-Entwicklung wird vom Bundesamt für Ener-gie über das Programm EnergieSchweiz sichergestellt.
Vier Ziele standen bei der Entwicklung des SNBS im Vordergrund: 1. die ganzheitliche, aber auf die wesentlichen Punkte fokussierte Abdeckung des nachhaltigen Bauens; 2. der Einbezug der Schweizer Planungs- und Baukultur; 3. die Integration von bewährten Instrumenten und Labels der Schweiz; 4. ein dem Planungsprozess angepasster Aufwand für eine zukünftige Zertifizierung.
Etablierte und neue Elemente
Der SNBS baut auf etablierten Schweizer Standards, Instrumenten und Hilfsmitteln auf wie beispielsweise der SIA-Norm 112/1, dem SIA-Effizienzpfad Energie oder Minergie. Integriert werden zudem diverse Planungsinstrumente der öffentlichen Bauherren (KBOB, Verein eco-bau), des SIA oder des Bundes und bestehende Bewertungsinstrumente wie Tageslichttool, Lebenszyklusberechnungstool oder Ökobilanzierung.
In seiner weiterentwickelten Form bietet der Standard Mehrwerte, etwa durch den Einbau neuer Elemente wie des Umgangs mit dem Ort (Bereich Gesellschaft), der Handelbarkeit einer Immobilie (Bereich Wirtschaft) oder von Biodiversität und Landschaftszersiedelung (Bereich Umwelt). Neu ermöglicht der SNBS ausserdem eine Beurteilung neuer wie auch bestehender Immobilien.
Der Standard wurde in den vergangenen Monaten an Testprojekten geprüft. Nach seiner Lancierung Mitte Juni kann er an Pilotprojekten eingesetzt werden.
Beständigkeit statt Kurzfristigkeit
Damit sich die Ausrichtung eines Gebäudes auf Nachhaltigkeit auch in dessen Wert widerspiegelt, braucht es vereinheitlichte, breit abgestützte und beständige Beurteilungskriterien. Anstatt jedoch lediglich kurzfristige finanzielle Anreize zu setzen, wird mit dem Standard versucht, den Wert eines Gebäudes über dessen gesamten Lebenszyklus zu erhalten oder gar zu steigern.
Der neue Standard lässt sich in jeder Lebenszyklusphase eines Gebäudes anwenden und zielt auf eine freiwillige Verpflichtung zu hohen Qualitätsvorgaben. Er stellt ein übersichtliches und einfach anwendbares Tool dar, mit dem die avisierten Zielgruppen geplante oder bestehende Wohn- oder Verwaltungsbauten besser beurteilen sowie Stärken und Verbesserungspotenziale leichter erkennen können.