72 nor­we­gi­sche Holz­brü­cken

Am 15. August 2022 kollabierte im norwegischen Tretten die nur zehn Jahre alte Holzbrücke. Was die Ursache für den Zusammenbruch war, ist Gegenstand laufender Untersuchungen. Bis diese abgeschlossen sind, bleiben 14 ähnliche Brücken in Norwegen für den Verkehr geschlossen. 2017 besuchte ein Schweizer Architekt die Trettenbrücke und weitere 71 Holzbrücken in Norwegen. Niels Lofterød, damals Student an der Berner Fachhochschule in Biel, erarbeitete eine ausführliche Dokumentation der Bauten für seine Masterarbeit.

Publikationsdatum
21-12-2022

Es entstanden Skizzen, Kurztexte und Fotos, gebündelt als Sammlung und als Lehrarbeit, die aus den vielen, teils historischen Holztragkonstruktionen das statische System erschliesst. Es ist keine Wertung der Bauten, sondern eine Momentaufnahme von 72 Holzbrücken entlang einer ausgesteckten Reiseroute – dokumentiert und klassifiziert, in der Absicht, Entwicklungslinien festzustellen und ein Verständnis für die Konstruktionen zu gewinnen.

Die 325-seitige Arbeit zeigt exemplarisch auf, wie viel schönes, interessantes, inspirierendes Material in Schubladen von begeisterten und leidenschaftlich arbeitenden Fachleuten unveröffentlicht brach liegt. Neben der nur zweimal gedruckten Masterarbeit besteht nur ein Vorlayout für ein Buch, keine gedruckten Exemplare. Wie so oft fiel die Veröffentlichung aus zeitlichen und finanziellen Gründen dahin. Wir zeigen hier aber einen kleinen Teil des umfangreichen Zeitdokuments – in der Hoffnung, dass diese Teile auch andere begeistern und sich künftig aus regem Interesse doch noch eine Publikation ergibt.

In diesem Sinn kann die Arbeit von Niels Lofterød – der als Architekt von Brücken fasziniert ist und findet, dass der Gedanke «form follows function» nicht reiner als in Brücken verwirklicht werden kann – als Anstoss verstanden werden, Erarbeitetes aus den Schubladen herauszuziehen, zu zeigen, zu veröffentlichen, breiter zu diskutieren.

So kann in diesem Fall der dokumentierten Holzbrücken beispielsweise auch der chemische und konstruktive Holzschutz diskutiert werden. Denn «der Glaube an [das Holzschutzmittel] Kreosot lastet wie ein kulturelles Erbe über der norwegischen Holzindustrie» erwähnt Lofterød in seiner Arbeit. Ebenso können die mit Potenzial behafteten Argumente erörtert werden, die für eine Brücke aus Holz sprechen: Natürliches und lokales Baumaterial, verbunden mit einer Kaskadennutzung und positiver Ökobilanz, hoher Vorfertigungsgrad und folglich kurze Montagezeiten.

Kein Werk zeigt die geografisch meist weit auseinanderliegenden Brückenbauwerke so nah beieinander, auf Buchseiten komponiert und einzig durch Seitenblättern miteinander vergleichbar – vorerst aber nur als digitaler Entwurf. Fakt bleibt, dass neben der Tretten-Holzbrücke ein Grossteil der 71 von Lofterød besuchten Brücken – insbesondere die historischen – ihre veranschlagte Lebensdauer lange schon erreicht haben, ihr Tragwerk aber immer noch uneingeschränkt funktioniert. Die meisten Holzbrücken stammen, wie die Vorgängerin der Trettenbrücke, aus dem 19. Jahrhundert und sind noch erhalten. Sie alle können als Inspirationsquelle für gelungene Brückenbauwerke dienen.

Für weitere Information wenden Sie sich bitte an niels [at] lofterod.com (niels[at]lofterod[dot]com).

 

Die Masterarbeit zum Download gibts hier (Hauptteil) und hier (Anhang).

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