Ab durch die Mitte
Studienauftrag Entwicklung Regionalflughafen Samedan
Der Flughafen Samedan soll modernisiert und ausgebaut werden. Den Studienauftrag dazu entschied das Team um Hosoya Schaefer Architects mit einem wohltemperierten Projekt für sich. Extravagantere Entwürfe blieben chancenlos.
Der Flugbetrieb in der Schweiz umfasst nicht nur die drei Landesflughäfen Basel-Mulhouse, Zürich und Genf, sondern unter anderem auch elf über das ganze Land verteilte Regionalflughäfen. Doch während beispielsweise der Standort Bern-Belp nach dem Konkurs der Fluglinie Skyworks Ende August wieder einmal ums Überleben kämpft, trägt sich jener in Samedan im Oberengadin sogar mit Ausbauplänen.
1938 als Militärflughafen in Betrieb genommen, beherbergt die östlich der Gemeinde gelegene und seit 2004 zivil genutzte Basis neben mehreren Helikopterunternehmen wie der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega auch eine Flugschule. Der Non-Schengen-Zollflughafen verzeichnet jährlich rund 14 000 Flugbewegungen; neben Segelfliegern und Flügen für Fallschirmspringer im Sommer sind das vor allem im Winter auch internationale Business- und Privatjets.
Die Infrastruktur ist nicht mehr zeitgemäss, und auch bei der Sicherheit soll modernisiert werden. Bisher sind lediglich Sichtanflüge möglich, das enge Bergtal in Kombination mit schwierigen Windverhältnissen und der hohen Meereshöhe gilt als heikel. Der Ausbau geht daher auch mit einer Aufrüstung auf ein Instrumentenlandesystem einher.
Funktional und glamourös
Der grösste Handlungsbedarf besteht aktuell bei den Hallen für den Helikopterbetrieb, dem Betriebsgebäude «Landside» und den Vorfeldflächen. In weiteren Etappen sollen die Modernisierung des Betriebsgebäudes «Airside» sowie ein allfälliger zusätzlicher Ausbau der Hangars für Flächenflugzeuge folgen. Die Ziele für die erste Phase sind hochgesteckt: Der Flughafen soll gemäss Wettbewerbsprogramm über den Betrieb hinaus auch als «Tor zum Engadin / St. Moritz für anspruchsvollste Gäste dienen».
3 + 1 + 1
Diese Vorgaben setzten die fünf eingeladenen Teams unterschiedlich um. Während sich die Planer um Hosoya Schaefer Architects, KCAP Architects & Planners und Itten + Brechbühl jeweils für dezent-pragmatische Lösungen entschieden, fielen zwei Entwürfe an gegensätzlichen Enden des Spektrums aus dem Rahmen: Die Architekten von Made in setzten auf einen viergeschossigen Solitär über die gesamte Weite des 1.8 km langen Flugfelds. Seine futuristische Dreiecksform im Querschnitt erinnert – bewusst oder unbewusst – an eine Stange Toblerone.
Die Planer rund um Bearth & Deplazes Architekten interpretierten die lokale Verwurzelung unmittelbarer. Ihr mehrteiliger Gebäudekomplex sucht die formale Nähe zur regionalen Bebauung durch Satteldächer und den grossflächigen Einsatz von Holz – ungewöhnlich für einen Flughafen.
Die goldene Mitte
Belohnt wurden Kreativität und Mut der beiden Büros allerdings nicht. Die teilweise unkonventionell besetzte Jury entschied sich für das durchaus überzeugende Projekt von Hosoya Schaefer Architects, das «den guten Mittelweg getroffen habe» – eine Wertung, die wohl nur hierzulande als Lob verstanden werden kann. Tatsächlich schufen die Planer einen in sich geschlossenen Gebäudekomplex, der sich gut in die Landschaft einfügt. Im Süden liegen der Hauptbau, ein zweiflügeliger Riegel mit dem zentral angeordneten sechsgeschossigen Betriebsgebäude «Landside» als «Tor zum Engadin». Darin sind die Terminalhalle, ein Restaurant, Büros und der Tower untergebracht. Die Flächen südlich werden von den Helikopterfirmen genutzt, jene nördlich dienen als Betriebsflächen für Feuerwehr und Räumfahrzeuge sowie als Parking. Daran anschliessend liegen bis zu drei identisch dimensionierte Hangars. Eine differenziert ausgearbeitete Metallfassade mit vertikalem Raster fasst den Komplex formal zusammen. Und dann enthält der ruhige Entwurf doch noch ein Spannungsmoment: eine Lobby, die gemäss Jurybericht «sowohl Hangar oder Festsaal sein könnte». Auf diese Umsetzung darf man gespannt sein.
Weitere Pläne und Bilder finden Sie in der Rubrik Wettbewerbe.
Weiterbearbeitung
Hosoya Schaefer Architects, Zürich
Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure, Zürich
Waldhauser & Hermann, Münchenstein
Balzer Ingenieure, Winterthur; Scherler, Zürich
Kuster + Partner, Zürich
IBV Hüsler, Zürich
Blarer & Reber Architekten, Samedan
Weitere Teilnehmer
Made in, Zürich
Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure, Zürich
Jacob Forrer, Le Mont-sur-Lausanne
Hefti. Hess. Martignoni, Aarau
Gartenmann Engineering, Zürich
Poliplan, Winterthur; Caretta + Weidmann Baumanagement, Zürich
KCAP Architects & Planners, Zürich
WaltGalmarini, Zürich; RMB Engineering, Zürich
Hefti. Hess. Martignoni, Aarau
bakus Bauphysik & Akustik, Zürich
IBV Hüsler, Zürich; b + p baurealisation, Zürich
Itten + Brechbühl, Bern; AF Toscano, Zürich
Balzer Ingenieure, Winterthur
IBG Engineering, St. Gallen
Kuster + Partner, Zürich
Ribi + Blum, Zürich
Bearth & Deplazes Architekten, Chur
Basler & Hofmann, Zürich; Bänziger Partner, Zürich
Amstein + Walthert, Zürich
Martin Kant Bauphysik, Chur
Büro für Bauökonomie, Luzern
FachJury
Michael Hauser, Architekt, Zürich (Vorsitz)
Stefan Cadosch, Architekt, Präsident SIA Schweiz, Zürich
Corinna Menn, Architektin, Chur
Martin Schmidli, Master Planning Flughafen Zürich
Hans-Jörg Ruch, Architekt, St. Moritz; Rolf Sachs, Unternehmer, Designer und Nutzer des Regionalflughafens Samedan, London / St. Moritz
Caty Emonet, Architektin, La Punt Chamues-ch (Ersatz)