Aus Tra­di­ti­on dem Nit­ty-Grit­ty ver­pflich­tet

25 Jahre SIA-Form

SIA-Form wurde vor 25 Jahren gegründet und startete mit ein paar Kursen pro Jahr. Heute ist SIA-Form ein Weiterbildungskompetenzzentrum mit viel Know-how und Herzblut. Doch eines ist geblieben, damals wie heute: die Konzentration auf die Praxistauglichkeit.

Publikationsdatum
13-04-2018
Revision
13-04-2018
Urs Wiederkehr
Bauingenieur und Leiter des Fachbereichs Digitale Prozesse beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA

«Architekt sein heisst Baumeister sein. Ein Architekt muss eigentlich eine gespaltene Persönlichkeit haben: So ist er einmal Unternehmer und einmal Geisteswissenschaftler.» Mit diesen Worten umschrieb im April 1993, genau vor 25 Jahren, der Architekt und SIA-Vizepräsident Hans Zwimpfer seinen Beruf im Interview «Form: Eine Meisterschule für Ingenieure und Architekten» in der SIA-Presse. In Ergänzung zur Entstehungsgeschichte von SIA-Form – siehe Infobox – werden im Folgenden die Her­ausforderungen beim Anbieten von Weiterbildungsangeboten für engagierte Persönlichkeiten aufgezeigt.

Praxis versus Theorie

Mit der Gründung der Schulorganisation FORM ermöglichte der SIA bereits einige Jahre, bevor der Weiter­bildungsboom einsetzte, eine berufs­begleitende Erweiterung des Wissens. Vor allem die Themen: Finanzen, Führung, Organisation, Recht und Marketing (FORM) standen im Fokus. Berufsleute aus der eigenen Reihe, also Praktiker, erläuterten an mehrtägigen Seminaren die Grundzüge dieser Schwerpunktthemen.

Die Unterrichtsform er­möglichte einerseits eine intensive Auseinandersetzung mit dem Stoff. Andererseits garantierte die Dis­kussion der Teilnehmenden unter der Modera­tion des Referenten eine unmittelbare Praktikabilität im täglichen Geschäft: Das war eine wichtige Prämisse für SIA-Form. Denn ein Unternehmer, der seinen Betrieb zeitweise verlässt, kann sich nicht vollständig freistellen und sich nur einem Thema isoliert widmen. Seine Kunden, seine Mitarbeiter und überhaupt seine Verantwortung gegenüber dem Beruf sind immer präsent.

Der Praktiker als Dozent

Beim Entwickeln von Lernangeboten stelle ich immer wieder fest, dass die Planer – im Vergleich zu anderen Berufen – eine riesige Palette an vernetztem Grundwissen benötigen. Bei der Anwendung im täglichen ­Leben ist stets eine Interessenab­wägung vorzunehmen: Welchem Thema können im betrachteten Kontext welcher Stellenwert und welche Aufmerksamkeit gewidmet werden? Bildet sich ein Unternehmer weiter, möchte er rasch zur Sache kommen: to get down to the nitty-
gritty
heisst das im Englischen.

Sicher wäre es zum Teil angebrachter, sich vertiefter einer Sache annehmen zu können. Das erlauben jedoch die zur Verfügung stehenden Ressourcen selten. Auch als Leiter von SIA-Form be­daure ich immer wieder, dass ich wohldurchdachte, formal hervor­ragend aufgebaute und alle Einfluss­fak­toren umfas­sende Kurskonzepte für eine Überarbeitung zurückweisen muss.

Bei SIA-Form finden nämlich mehrtägige Angebote wenig Beachtung. Der Unternehmer und Baumeister will in seiner knapp zur Verfügung stehenden Zeit eine Übersicht über das Thema gewinnen und später entscheiden, ob eine anschliessende detaillierte Auseinandersetzung für die Praxis notwendig ist. Daher setzt SIA-Form in Weiterführung der Tradition, sofern möglich, erprobte Praxiskenner ein. Sie sind nicht als Lehrer tätig, sondern kennen ihr Fachgebiet von der Pike auf und wenden dieses im täglichen Einsatz an. Konzentrieren sich die Dozentinnen und Dozenten mehr auf die Theorie, gelangen sie zu einem Punkt, wo sie für SIA-Form nicht mehr den geforderten, aktuellen Praxisbezug mitbringen.

Andererseits muss sich ein Unternehmer überlegen, ob nicht eine weiterführende Ausbildung in Form eines Hochschulzertifikats (CAS, MAS) sinnvoll ist. In Zukunft, wo davon ausgegangen wird, dass die Mehrheit der Erwerbstätigen ihren beruflichen Hintergrund mehrmals ändert, wird die finanzielle und organisatorische Absicherung der Weiterbildungszeit zu einer der grossen gesellschaftlichen Herausforderungen werden.

Dank dem Aufbau der SIA-Form-Kurse, die heute nicht nur die ursprünglichen Bereiche umfassen, ist eine rasche Einführung in bisher weniger bekannte Themen gewährleistet: Das Risiko, einen Fehlentscheid bei der Wahl des geeigneten Ausbildungsfelds zu treffen, minimiert sich. Auf jeden Fall wird in den nächsten 25 Jahren das Thema Weiterbildung aktuell bleiben.
 

Serie «SIA-Form 25 Jahre» in «Form – Weiterbildung für Archi­tekten und Ingenieure», 1/18, S. 10 (PDF unter www.sia.ch/form); Fortsetzung in Ausgabe 2/18 (erscheint Mitte August).
Vollständiges Programm auf www.sia.ch/form

 

Verwandte Beiträge