Berlin, denk mal um!
Editorial TEC21 1/2025
Die Stadt Berlin ist berühmt für ihr hohes Tempo. Gleichzeitig heisst es, dass die Baustellen nirgends langsamer vorankommen als hier. Viele Verzögerungen beruhen auf finanziellen Problemen, unklaren Besitzverhältnissen, einer komplexen Logistik oder sich verändernden Ansprüchen.
Auch bei den beiden Bauten, die wir hier vorstellen, hat sich die Planungs- und Bauphase hingezogen. Die Schwierigkeit lag im Umgang mit einer Bausubstanz, die nicht nur denkmalgeschützt, sondern auch hochgradig geschichtsträchtig ist. Sinnvolle Umnutzungen lagen nicht auf der Hand.
Im Frauengefängnis in Charlottenburg trugen sich bis kurz vor dem Mauerfall leidvolle Geschichten zu. Nun bildet es als Hotel den Anker des gesamten Areals, das ausserdem ein Restaurant, eine Bar, einen Kultursalon und seit Kurzem auch eine Bäckerei beherbergt. Mit persönlichem Engagement tragen die Planenden, die zugleich die Bauherrschaft übernommen haben, das Ensemble zurück in die Öffentlichkeit.
Im westlichen Kopfbau des Flughafengebäudes Tempelhof ist in der obersten Etage ein Informationszentrum eingezogen, das um eine spektakuläre Dachterrasse ergänzt wurde. Herzstück des Entwurfs ist eine neue Treppenanlage, die sich um die bestehende – geschützte, aber nicht mehr nutzbare – herumwindet. Beide Ensembles profitieren von der langsamen und prozesshaften Entwicklung. Eine Qualität, die den beteiligten Planerinnen und Herstellern aus der Schweiz wohlbekannt ist.