Beste Aussichten
Seit Mai 2018 ist in Mogelsberg SG der erste Baumwipfelpfad der Schweiz eröffnet. Über 500 m lang schlängelt er sich durch Eichen, Buchen und Fichten. Hauptattraktion ist die Aussichtsplattform in schwindelerregender Höhe.
Die Erlebnisreise beginnt bereits am Bahnhof Mogelsberg: Auf den Asphalt gemalte Spuren von Wildtieren und Vögeln weisen den Weg zum Baumwipfelpfad. Der Fussweg führt an verschiedenen Stationen vorbei. Auf spielerische Weise erfährt man einiges über den Wald im Neckertal, über die Baumarten, die Wildtiere, aber auch Wissenswertes über den Kuhfladen. Die halbstündige Wanderung bergauf ist eine lehrreiche Einstimmung auf das Ziel. Von Weitem sind die riesigen Stelzen des Baumwipfelpfads im Steinwäldli zu sehen. Der 513 m lange Holzsteg schlängelt sich sanft vom Waldboden hoch bis zu den Baumkronen. Er führt durch die abwechslungsreiche Topografie des Walds, die durch das stark kupierte Gelände geprägt ist.
Wer nicht nur das Panorama geniessen möchte, sondern mehr über die Bäume und die heimischen Tiere erfahren will, kann sich an den 40 Erlebnisstationen mit Flora und Fauna auseinandersetzen. Eine grosse Bürste verdeutlicht symbolhaft, wie eine Baumkrone die Schadstoffe aus der Luft filtert. Zudem erfährt man, dass der Steinadler bis zu 7 kg im Flug tragen kann – an einem gleich schweren Gewicht können die Besucher die tierische Leistung nachempfinden. Gross und Klein können ausserdem an verschiedenen Stationen ausprobieren, wie gut sie ihr Gleichgewicht halten oder balancieren können.
Die Hauptattraktion ist die Aussichtsplattform über den Baumwipfeln in 50 m Höhe: Von hier eröffnet sich eine atemberaubende Aussicht ins Neckertal bis zu den Churfirsten und ins Appenzellerland. Nur für Schwindelfreie geeignet ist der Blick durch eine eingelegte Glasplatte in die Tiefe. Unterhalb des Baumwipfelpfads können sich Kinder mit einer Riesen-Holzkugelbahn, einem Baumstamm-Xylofon, auf Kletterelementen und auf einer Seilbahn vergnügen.
Zwanzig Baumarten
Im Steinwäldli wachsen rund 20 verschiedene Baum- und Straucharten: Fichten, Eichen, Ahorn, Eiben, Föhren, Weisstannen, um nur einige zu nennen. «Wir mussten für den Bau des Pfads nur ganz wenige Bäume fällen», sagt Marion Felber, Geschäftsleiterin von baumwipfel.ch. Die gesamte Konstruktion bestehe überwiegend aus einheimischem Holz, das fast ausschliesslich aus dem Neckertal stamme, fügt sie hinzu. Marion Felber hofft, dass der Baumwipfelpfad weit über die Region hinaus bekannt wird und Touristen ins Neckertal lockt.
Baumwipfelpfad statt Naturpark
Eigentlich sollte in Mogelsberg ein Naturpark entstehen – der Baumwipfelpfad wäre ein Teil davon gewesen. Die Bevölkerung lehnte das Projekt jedoch 2015 an der Urne ab. Die Initianten gaben aber nicht auf und realisierten den Holzpfad auf eigene Faust. Mit Erfolg, wie sich heute zeigt. Im Mai wurde der erste Baumwipfelpfad der Schweiz eröffnet.
Am Bau Beteiligte
Bauherrschaft
Genossenschaft Baumwipfelpfad Neckertal
Architektur
Kollektiv Nordost
Holzbauingenieur
Krattiger engineering, Mattwil TG
Überwachung INO
Solexperts, Mönchaltorf ZH
Bauleitung
Baubüro Schweizer, Hemberg SG
Holzbau, ARGE Neckertal
Egli Zimmerei, Oberhelfenschwil SG; Holz Keller, Bächli Hemberg SG; Willi Roth Holzbau, Oberbüren SG
Brettschichtholz
Roth Burgdorf, Burgdorf BE
Lamellen
Toggenburger Sägereien
Holzkonstruktion
Ständerbauweise
Holzmenge gesamt
464 m³
Stahlmenge gesamt
62 t
Rundholzstützen
124 Stk.
Fundamentschrauben
452 Stk.
Baukosten
3.5 Mio. Fr. Das Projekt wurde aus dem Jubiläumsfonds der St. Galler Kantonalbank unterstützt. 200 000 Fr. hat der Lotteriefonds beigesteuert.