Das Erbe der Zukunft
Spannende Diskussionen über die Klassifizierung von Bauwerken wurden bei der Jurierung des Fotowettbewerbs «Wahrnehmung des zukünftigen Kulturerbes» für Architekturstudierende geführt.
Heute bauen wir das Kulturerbe von morgen. Dabei stellt sich die Frage, welche zeitgenössischen Objekte in Zukunft als wertvolle Zeugen einer Epoche unsere Erbschaft darstellen werden. In Zusammenarbeit mit dem Fachverein Architektur & Kultur A&K hat die Berufsgruppe Architektur (BGA) im Rahmen des Kulturerbejahrs einen Fotowettbewerb für Architekturstudierende lanciert.
Die Studierenden wurden aufgefordert, anhand von fünf Fotos und eines Erläuterungstexts das baukulturelle Erbe der Zukunft zu dokumentieren. Eine grosse Herausforderung, wenn man bedenkt, dass es Distanz bedarf, um den Wert eines Bauwerks oder eines Ensembles zu erkennen. Auch Fachleute sind sich nicht immer einig. Durch den Wettbewerb erhofften sich die Organisatoren, eine unkonventionelle Sicht auf das potenzielle Erbe zu erhalten.
Veränderungen schwächen den Ausdruck
Dafür, dass die Veranstalter einen wahren Ansturm an Arbeiten erwartet hatten, fiel die Anzahl der Eingaben eher dürftig aus. Dennoch haben sich am Jurierungstag spannende Diskussionen unter den Jurymitgliedern ergeben. Einerseits wurden Bauwerke dokumentiert, die offensichtlich zu einem späteren Zeitpunkt als offizielle Vertreter klassiert werden. Andererseits waren Arbeiten zu sehen, die eine Diskussion über die Kriterien für die Klassierung als baukulturelles Erbe lancierten.
Die Arbeiten zeigten nicht nur grosse Qualitäten fotografischer Natur auf. Auch neue Blickwinkel und Darstellungen bekannter Bauten waren zu sehen. Die Motivation für die Wahl der Sujets zeigt teilweise auch, dass die Erhaltung eines Bauwerks in seinem Originalzustand einen grossen Stellenwert hat und dass Veränderungen und Anpassungen im Verlauf der Zeit den architektonischen Ausdruck schwächen und die Bedeutung verwässern.
Nicht allen gelang es gleich gut, Bild und Text in einen kohärenten Einklang zu bringen. Dennoch: Sich der Aufgabe zu stellen, sich eine Meinung über das zukünftige Erbe zu bilden und dieses entsprechend darzustellen, verdient Anerkennung und eine respektvolle Beurteilung.
Gekonnte Zusammensetzung von Ausschnitten
Schlussendlich vermochten die Arbeiten von Federico Maria Farinati die Jury zu überzeugen. Er setzte sich mit der Frage des künftigen Kulturerbes auf verschiedenen Ebenen auseinander: gesellschaftliche Aspekte, technische und finanzielle Möglichkeiten, Globalisierung, digitale Revolution, Postmoderne. Die Zusammensetzung gekonnt gewählter Bildausschnitte mit dem begleitenden Text ergaben ein stimmiges Ganzes, das eines ersten Preises würdig war. Federico Maria Farinati freut sich, seine zukünftigen Arbeiten mit einer Leica Q zu fotografieren, die dank Unterstützung von Leica vergeben wurde. Zusätzlich wurden drei weitere Gewinnerinnen und Gewinner mit einer Leica-Sofortbildkamera belohnt.
Martin Boesch, Architekt ETH / SIA, Boesch Architekten GmbH, Zürich (Präsident)
Seraina Wirz, Fotografin ZHdK, Atelier für Architekturfotografie, Zürich
Jürg Zimmermann, Architekt und Fotograf, Zürich
Begleitung: Patrick Blarer, Architekt und Fotograf (A&K)
Barbara Stettler, Architektin (SIA)
Den Jurybericht finden Sie hier.