Der Baukunstmeister Louis I. Kahn
«Louis Kahn - The Power of Architecture». Ausstellung im Vitra Design Museum
«Ich interessiere mich zunehmend für die Architektur des Wassers, die Architektur der Luft und die Architektur des Lichts.» (Louis I. Kahn, 1962)
Archaisch und elementar wirken die Bauten von Louis Isadore Kahn (1901-1974). Dass er einer der ganz grossen Baukünstler und Baumeister war, macht die umfassende Retrospektive «Louis Kahn The Power of Architecture» im Vitra Design Museum klar. Er schuf sowohl kleine wie auch monumentale Raumkompositionen, deren Konstruktion und Lichtführung mit Fug als Meisterleistungen zu bezeichnen sind.
Der Baukunstmeister Louis I. Kahn
Archaisch und elementar wirken die Bauten von Louis Isadore Kahn (1901-1974). Dass er einer der ganz grossen Baukünstler und Baumeister weltweit war, macht die umfassende Retrospektive «Louis Kahn The Power of Architecture» im Vitra Design Museum klar. Er schuf sowohl kleine wie auch monumentale Raumkompositionen, deren Konstruktion und Lichtführung mit Fug als Meisterleistungen zu bezeichnen sind.
Um 1991 wurde die erste Retrospektive zum Werk von Louis I. Kahn gezeigt, eine Wanderausstellung, die in Europa lediglich in Paris zu sehen war. Sie machte das Wirken dieses ursprünglich aus Estland stammenden und als Kleinkind mit seiner Familie in die USA eingewanderten Architekten bekannt. Er gilt heute als einer der ganz grossen Architekten, ein eigentlicher Baukunstmeister, und ist dennoch vielen nicht so gegenwärtig wie Frank Lloyd Wright, Le Corbusier oder Mies van der Rohe. Möglicherweise deshalb, weil seine bedeutendsten Werke nach den 1950er-Jahren entstanden sind und er keine Pionierrolle der Moderne spielte; vielleicht auch, weil Kahn im Gegensatz zu andern keine sonderlichen Anstrengungen unternommen hat, seine Bauten entsprechend zu publizieren. Die nun im Vitra Design Museum zu sehende Werkschau, kuratiert von Stanislaus von Moos, Jochen Eisenbrand und Janna Lipsky und kongenial gestaltet von Dieter Thiel, dürfte so einige neue und überraschende Einsichten eröffnen und Louis I. Kahn als Künstler, Architekten und auch als grossen Anreger erneut ins Bewusstsein einer jüngeren Generation bringen.
Die Ausstellung
Die Schau ist in sechs Themenbereiche gegliedert: «Die Stadt» mit Kahns Beziehung zu seiner Heimat Philadelphia; die «Wissenschaft», seine Suche nach Strukturgesetzen und auch seine Lehrtätigkeit in Yale. Dort kam er u.a. mit Josef und Anni Albers sowie mit Buckminster Fuller in engeren Kontakt. Der Bereich «Landschaft» zeigt, wie er aus der Natur schöpfte und sie in seinen Gartenanlagen mit Architektur verknüpfte. Das «Haus» umreisst seinen Umgang mit Raumkonzepten und materialbezogenen Details, das Ideal der «Ewigen Gegenwart» widmet sich seiner Faszination von Ruinen archaischer Bauten der Antike. Die Sektion «Gemeinschaft» zeigt auf, wie wesentlich für Kahn die gesellschaftliche Bedeutung von Architektur war. Einführend dokumentiert ein biografischer Teil mit Filmen, Zeichnungen, Gemälden und persönlichen Dokumenten das oft nicht eben einfache, häufig fast nomadische Leben und das intensive Schaffen von Louis I. Kahn.
Mithilfe von eigens gebauten Modellen werden Kahns wichtigste Werke fassbar gemacht, so das Salk Institute La Jolla in Kalifornien (1959-65), das Kimbell Art Museum im texanischen Fort Worth (1966-72) und das Parlament von Bangladesch in Dhaka (1962-83). Der umfangreiche und detailreich dokumentierte Katalog ist ein grosser Gewinn für das Verständnis von Louis I. Kahns Wirken. Ganz besonders aber beeindrucken und berühren die grossformatigen Fotografien von Thomas Florschütz, die neben dem Museum in der Gallery und im Katalogbuch zu sehen sind.
Ein Meister von Licht und Schatten
Bis hin zu seiner zweiten Reise nach Europa und dem Aufenthalt an der American Academy in Rom (1950 und 1951) hatte Kahn verhältnismässig wenig gebaut. Fasziniert durch die archaisch wirkenden Ruinen in Rom und auch in Ägypten, fand er nun zu seiner eigentlichen architektonischen Sprache und realisierte eine Reihe von bedeutenden öffentlichen Bauten in den USA und in Indien.
Kahn hat immer und immer wieder seine Entwürfe einem Konzept von bedienenden und bedienten Räumen unterworfen, Raumfolgen, die wenig mit rationalistischen Überlegungen gemein haben. Er suchte zunehmend nach archaisch wirkenden Umsetzungen und setzte meisterlich die Wirkung von Licht und Schatten ein. Frank Gehry hat in einem Statement auf den Punkt gebracht, was es zu Louis I. Kahn zu sagen gibt: «Kahn war ein Künstler. Er stand zu seiner Sache und blieb seinen Talenten treu.»