Der So­lar­ener­gie Ge­stalt ge­ben

Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2014

Aus Sicht des Solarenergiefördervereins Bayern verbindet die Umweltarena Spreitenbach avancierte Energiekonzepte und architektonische Qualität. Mehrere Schweizer Projekte konnten die internationale Jury überzeugen.

Publikationsdatum
04-12-2014
Revision
01-09-2015

Alle drei Jahre würdigt der Solarenergieförderverein (SeV) Bayern den gestaltprägenden Einsatz von Solarenergie in der Architektur. Aus der stetig wachsenden Anzahl der eingereichten Projekte lässt sich auf die zu nehmende Bedeutung des «Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik» schliessen. Dieses Jahr haben 137 Arbeiten aus 21 Ländern die Wettbewerbskriterien erfüllt. Unter den insgesamt sieben Preisträgern – Architekturpreis, fünf Anerkennungspreise, Studentenpreis – fanden sich vier Schweizer Architekten. Allen voran René Schmid, der für die Umweltarena Spreitenbach den mit 15.000 Euro dotierten Architekturpreis erhielt. 

Im Mittelpunkt steht die Nachhaltigkeit 

Die Umweltarena Spreitenbach ist Schauplatz für Ausstellungen und Wissens- und Informationstransfer im Bereich der Nachhaltigkeit. Die zentralen Themen: Natur und Leben, Energie und Mobilität, Bauen und Modernisieren sowie erneuerbare Energie. Fachleuten und Laien wird das auch über das Gebäude selbst vermittelt. 

In einer verkehrsreichen Industriegegend in Spreitenbach reiht sich der auffällige Solitär zwischen andere grossmassstäbliche Baukörper entlang der Landstrasse ein. René Schmid Architekten entwarfen die Umweltarena als Oval mit drei Unter- und vier Obergeschossen und 11.000 m2 Nutzfläche. Für die äussere Form liessen sie sich von aus­gebreiteten Vogelflügeln, Autos und Booten inspirieren. Die Arena sollte sportlich-dynamisch, kraftvoll, natürlich strukturiert und gleichzeitig elegant wie ein Kristall wirken. Die so entstandene Form bildet mit der Konstruktion und der Nutzung eine Einheit. 

Umringt von kleineren Räumen, die unter anderem für Seminare genutzt werden, befindet sich in der Mitte des Gebäudes ein dreigeschossiges Atrium. Die sogenannte «Arena für Nachhaltigkeit» hat ein Fassungsvermögen von 4000 Per­sonen. Sie ist von oben natürlich belichtet. Den Kern des Gebäudes bildet ein thermisch aktiviertes Betontragwerk, das Wärme speichert und über ein 60.000 m langes Röhrensystem verteilt. Zur Wärme- und Kälteversorgung gibt es zwei aus Erdwärme gespeiste 70 000-l-Wasserspeicher im untersten Geschoss. Auch die ausgestellten Produkte, zum Beispiel Wärmepumpen, sind in das Energiekonzept mit eingebunden. Vom Restaurant bis zu den Toiletten wurde bei allen Einheiten der Umweltarena auf abfallfreie Kreisläufe geachtet. 

Die Gebäudehaut dient nicht nur dem Wetter­schutz, sondern auch der Gewinnung von elektrischer Energie. Die allseitig – auch im Norden – eingesetzten Photo­voltaikmodule legen sich wie Reptilienschuppen an die Dachform an. Sie haben eine Leistung von 750 kWp und erzeugen pro Jahr 540.000 kWh Strom. Zusammen mit den anderen eingesetzten erneuer­baren Energie­systemen können sie den Energieverbrauch der Umwelt­arena zu 203 % decken. Der Betrieb ist somit CO2-neutral. Bemerkenswert ist, dass auch schon die Er­richtung CO2-neutral vonstattenging. Für eine Grossbaustelle war das eine Pionierleistung, die weltweit neue Massstäbe setzte. 

Der Architekturpreis Gebäudeintegrierte ­Solartechnik 2014 ist nicht der erste Preis, mit dem die Umweltarena Spreitenbach aus­gezeichnet wurde. Auch die Jurys des Europäischen Solarpreises, des Schweizer Solarpreises, des Watt d’Or, selbst vom Tourismuspreis «Milestone» haben die gekonnte Symbiose von Ökologie und Ästhetik erkannt und prämiert. 

Solartechnik harmonisch eingebettet 

Abgesehen vom Siegerprojekt befinden sich drei der fünf Gebäude, die einen Anerkennungspreis erhielten, in der Schweiz. Im Verhältnis zu den eingereichten Arbeiten aus den 20 anderen Ländern ist das eine klar überproportionale Gewinnquote. Auch diese drei Projekte erlangten bereits durch die Teilnahme an diversen Wettbewerben Bekanntheit unter Freunden der Schweizer Solar­architektur. Die katholische Kirche Heiden (65 kWp dachintegriert) bekam zum Beispiel das Schweizer Solarpreis-Diplom 2013.

Beim Preis des Solarenergiefördervereins Bayern ist nicht der maxi­male Technologieeinsatz oder die maximale Innovation der ausschlaggebende Faktor. Hier geht es zuerst um eine hohe Qualität der Architektur, die Solartechnik harmonisch miteinbezieht. Schweizer Qualität hat in diesen Gesichtspunkten offensichtlich überzeugt.

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