Die Auflösung des Büros
Editorial TEC21 19/2020
Ist das Büro, wie wir es kennen, am Ende? Hat das Covid-19-bedingte Homeoffice ihm den letzten Todesstoss versetzt? Gemach – ganz verschwinden wird das klassische Büro vorerst wohl nicht. Es geht um die richtige Mischung: etwas Homeoffice, eine Prise klassisches Büro für Adressbildung und Repräsentation, und bei Bedarf die Möglichkeit, einen Co-Working-Space zu nutzen – je nach Firma individiuell.
«Adieu, liebes Büro!», schrieb die NZZ vor einigen Tagen. Nach rund hundert Jahren habe das Covid-19-bedingte Homeoffice einer aussterbenden Art den letzten Todesstoss versetzt. Tatsächlich ist die Geschwindigkeit, mit der das Büro in jüngster Zeit an Stellenwert verloren hat, beachtlich. Als ich vor zehn Jahren meine erste Ausgabe zum Thema betreute (TEC21 22/2010 «An die Arbeit!»), standen noch Komfort und Privilegien im Mittelpunkt. Es wurde diskutiert, wie der produktionssteigernde Power Nap unter Wahrung der Intimsphäre im Grossraum gehalten werden könnte, ob es für jede und jeden tatsächlich einen eigenen Arbeitsplatz braucht und wie unterschiedliche Führungsstufen in einer fast – aber eben doch nur fast – hierarchiefreien Matrixstruktur adäquat räumlich abgebildet werden können.
Tempi passati. Aber auch wenn diese Überlegungen aus heutiger Sicht antiquiert anmuten mögen: Dass das klassische Büro demnächst verschwinden wird, ist trotz allem nicht zu erwarten. Tatsächlich wird es wie immer im Leben eine Frage der richtigen Mischung sein: etwas Homeoffice, eine Prise klassisches Büro für Adressbildung und Repräsentation, und bei Bedarf zusätzlich die Möglichkeit, einen der zahlreich entstehenden Co-Working-Spaces für das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten, für Diskussionen und Flexibilität zu nutzen – das Rezept je nach Firma individiuell dosierbar. Der radikale Schritt, ganz aufs Büro zu verzichten, bleibt den kreativen Pionieren vorbehalten. Erste Erfahrungen teilt in dieser Ausgabe die Werbeagentur Contexta mit uns.
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