Digitalisierung gegen Legionellen
Jetzt auch noch Legionellen: Die Infektionen durch die im Wasser lebenden Bakterien nehmen markant zu. Moderne Software hilft Immobilienverwaltungen beim Austausch von Probedaten mit lokalen Wasserwerken und damit bei der Bekämpfung der Keime.
Die Fälle von Legionelleninfektionen haben sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Mögliche Gründe dafür sind energiesparende Warmwasserkreisläufe in Gebäuden, die das Wasser nicht mehr über 60°C erwärmen – ab dieser Temperatur sind die Bakterien inaktiv –, oder auch die lange Ruhezeit von sanitären Anlagen während der Coronazeit.
Legionella pneumophila ist einer der häufigsten Erreger der Legionella-Familie und verursacht Symptome wie hohes Fieber und Lungenentzündung, bis zur Lungenembolie. Anders als erwartet erfolgt die Infektion nicht über die Aufnahme des Wassers in den Magen-Darm-Trakt, sondern über das Einatmen schwebender Aerosole, in denen sich die Bakterien befinden – ähnlich also wie bei Influenzaviren oder SARS-CoV-2. Europaweit erkrankten 2018 10 672 Menschen an einer Legionellose.
Biotop Wasserrohr
Bei der Wasserversorgung Zürich WVZ überwachen Oliver Köster und Marcel Leemann die Wasserqualität. «Eigentlich sind wir für sauberes Wasser nur bis zum Eintritt ins Gebäude zuständig», erklärt Oliver Köster, «von da an liegt die Verantwortung beim Hauseigentümer. Da wir aber als Labor über die notwendige Infrastruktur verfügen, entnehmen wir für externe Kunden auch Proben im Hausinstallationsbereich.
In den Gebäuden nimmt die Wasserqualität meistens ab, da dort eine höhere Temperatur herrscht und das Oberflächen-/Volumenverhältnis der Leitungen abnimmt. Wird das Warmwasser ungenügend erwärmt und wenig ausgetauscht, vermehren sich Legionellenkeime sehr schnell zu hohen Konzentrationen. Im Innern der Rohre entsteht ein Biofilm, der verschiedene Arten von Bakterien an das Wasser abgeben kann. Risikozonen sind Duschen, Bäder, Whirlpools, Restaurants, Klimaanlagen, bis zu AKW, aus deren Kühltürmen die Bakterien bis zu 10 km in die Atmosphäre hochsteigen und über das Land verteilt werden.»
Austausch von Probedaten
Für die Arbeit der WVZ ist ein modernes Labordaten-Managementsystem unerlässlich. Nach einer einjährigen Evaluationszeit entschied die WVZ sich für die Software Limsophy LIMS. Die verschiedenen Module bilden die Arbeitsschritte der Wasserversorgung exakt ab und können gut an die Bedürfnisse der einzelnen Abteilungen angepasst werden. So arbeiten die Laborantinnen und Laboranten mit dem Proben- und Ergebnismodul, während in der Administration Adressverwaltung, Offert- und Rechnungsstellung zum Einsatz kommen.
Die erhobenen Daten werden über die integrierte Webservice-Schnittstelle den Immobilienverwaltern der Stadt Zürich zur Verfügung gestellt. Die Ingenieure greifen auf Probeberichte zu, sehen Fotos von Probeentnahmestellen oder können die betroffenen Gebäude anhand einer Google-Karte lokalisieren. Im Plan werden die Ergebnisse der Wasserproben im Ampelsystem angezeigt: rot für gefährliche Legionellenkonzentrationen, orange für ungenügende Resultate, grün für ungefährliche Befunde.
Die Software kann die Ergebnisse aller Proben auf Stadtgebiet auch in einer Liste mit absteigender Reihenfolge anzeigen. Der Austausch von Probedaten spart nicht nur Ressourcen bei den beteiligten Unternehmen, sondern schützt auch die Bevölkerung vor schädlichen Keimen.