Web­tools, die auf Bio­di­ver­si­tät bau­en

Zwei neue digitale Hilfsmittel unterstützen die Bau- und Immobilien-branche dabei, die Biodiversität bei Projekten zu stärken. 

Publikationsdatum
11-02-2025

Mithilfe von Kennwerten und Werkzeugen der sich ergänzenden Webtools  «BioValues»  und «Toolbox Siedlungsnatur» der Firma Natur Umwelt Wissen können Fachpersonen ihre Planungs- und Bauprozesse optimieren, um ökologisch wertvolle Lebensräume zu erhalten oder neu zu erschaffen. 

Mehr zum Thema «Biodiversität im Siedlungsraum» in TEC21 16/2023 «Geplante Vielfalt»

Gabriel Sidler, Landschaftsarchitekt bei OePlan, verwendet «BioValues» bei der Planung von Freiräumen und der Umgestaltung öffentlicher Anlagen. Es handelt sich um ein Hilfsmittel, mit dem anhand von acht Indikatoren das Ziel für die Biodiversitätsförderung definiert werden kann. Die Kennwerte basieren auf einer wissenschaftlichen Methodik und lassen sich in die ­Planung und den Bau einbinden. «BioValues schärft den Fokus. So kann zum Beispiel beurteilt werden, wie man das Biodiversitätspoten­zial eines Areals ausschöpft und die Naturvielfalt langfristig erhält», sagt Sidler. 

Er nutzt das Webtool auch im laufenden Projekt «Schulhaus und Kindergarten Malerva» in Sargans. «Nach Eingabe der Indika­toren war anhand eines Punktesystems und Spinnendiagramms er­sicht­lich, dass auf dem Areal weiterer Bedarf an Lebensraumvernetzung besteht. Optimierungen für eine tierfreundliche Bauweise oder Nisthilfen in der Architektur fehlten.» Dafür zeigte das Hilfsmittel konkrete Massnahmen auf. «BioValues bietet eine gute Diskussionsgrundlage», weiss Sidler. 

Das Kommunikationsmittel stosse auf positive Resonanz. Dies erlebt er beim Projekt «Oerlikerpark» in Zürich, wo OePlan zusammen mit ­Studio Vulkan das Potenzial zur Bio­diversitätsförderung und Klima­anpassung definiert. Er merkt jedoch an, dass es nicht als Gesamtnachhaltigkeitstool gedacht sei, sondern auf die Förderung der Biodiversität fokussiere. 

Im Bereich Wasserhaushalt und Klima, die im Oerlikerpark weitere Themen sind, komme es an seine Grenzen. Sehr hilfreich sei es in diesem Projekt hingegen bei der Auswahl von Zukunftsbäumen. Dabei gebe es nicht nur die Anzahl Bäume pro Fläche an, sondern auch die em­pfohlene Menge an Erde oder Sub­strat. Für die künftige Bewirtschaftung ökologisch wertvoller Lebensräume erhalten Fachleute praktische Anleitungen. Hier sieht Sidler grosses Potenzial, weshalb er «BioValues» Planenden ans Herz legt. 

Ökologisch relevante ­Kriterien nicht vergessen

Nutzende des anderen Webtools, der «Toolbox Siedlungsnatur», erfahren, dass sie durch die Förderung der Biodiversität künftigen Normen und Vorgaben voraus sein werden und dass es eine Investition mit viel­seitigen Renditen ist. Die Website bietet Praxiswissen, Werkzeuge und Ideen, wie attraktive Wohn- und Arbeitsumgebungen sowie ökologisch wertvolle Lebensräume geschaffen werden können. 

Felix Rusterholz, Geschäftsleiter bei greenmanagement, unterrichtet am Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse in Pfäffikon ZH den Lehrgang Fachperson Biodiversität. «Ich setze die Toolbox Siedlungsnatur im Unterricht ein, um Räume systematisch zu beurteilen.» Der Gärtnermeister schätzt die Sekundärliteratur, Factsheets sowie Merkblätter der Web­site. Das Thema Grünraum werde über alle Phasen berücksichtigt, von der Planung über die Pflege und Entwicklung bis hin zur Sanierung. 

«Bei der Projektierung von Neubauprojekten fehlen die ökologisch relevanten Kriterien von Aussenräumen leider oft», sagt er. Vielmals wird die Umgebung später umgestaltet, was zeitlich und finanziell einen Mehraufwand bedeutet. Die «Toolbox Siedlungsnatur» vermittelt praxisnahe Lösungsansätze, um bereits in der Planung Grünräume und deren Pflege zu berücksichtigen. 

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