«È fondamentale!»
Seinen passionierten Lehrveranstaltungen an der ETH Zürich und der EPF Lausanne stellte Luigi Snozzi rund 25 Aphorismen voran. Anhand einer Auswahl dieser pointierten Provokationen haben wir verschiedene Architektinnen und Architekten gefragt, wie Snozzis Überzeugungen ihr Denken beeinflusst.
Luigi Snozzi ist es fraglos ernst mit seinem politisch-ideologischen Interesse an Stadtentwicklung und damit an einer Mitwirkung bei der Gestaltung der Gesellschaft. In den 1980er- und 1990er-Jahren war seine Lehre allgegenwärtig, nicht zuletzt befeuert von einer Ausstellung an der ETH Zürich zur sogenannten Tessiner Schule – die vielmehr aus einer Reihe von Individualisten wie Mario Botta, Aurelio Galfetti oder Livio Vacchini besteht.
Unbeirrt predigte er seit 1973, seit seinen Anfängen als Gastprofessor an der ETH und dann bis zur Emeritierung 1997 an der EPFL, die gleiche Botschaft: Es liegt in der sozialen Verantwortung der Architektenschaft, Orten eine Identität zu verleihen, indem sie das Territorium sorgfältig liest und dann mit einer spannungsvollen Architektur darauf reagiert. Mit radikalen Vorschlägen hat er Stadtbilder verschiedener Dimension infrage gestellt und damit Denkräume eröffnet, die zuvor tabu waren.
Noch 2018, bei der Verleihung seines Swiss Art Award, hielt er eine flammende Rede, der es weder an der erhobenen Faust noch an rhetorischem Witz fehlte. Die Forderung nach mutigen Eingriffen und einer spielerischen Lust am Nachgeben, Verändern, Umdenken bilden die Pole seines Denkens.
Seine Auffassung von Architektur findet sich in vieler Hinsicht im Masterplan für Monte Carasso wieder. In der Anlage der Einfamilienhäuser, die er vor allem im Tessin realisierte, wiederholen sich diese Maximen in kondensierter Form. Oft aus einzelnen Baukörpern zusammengesetzt, bilden sie Ikonen des fein komponierten Minimalismus. Der charakteristische, die Schweizer Architektur lang prägende Baustil geht unter anderem aus ihnen hervor.
Damit verbunden sind Snozzis Aphorismen, die in ihrer vielschichtigen Einfachheit offen sind für unterschiedliche Interpretationen und Gedankenspiele. Viele Architekten haben sie bereits während ihres Studiums verinnerlicht.
Wir haben einige dieser Leitsätze ausgewählt und Architekturschaffende in unserem Umfeld um eine Replik gebeten. Ihre Kommentare finden Sie in unserer Bildergalerie links. Aus der Bandbreite der Einsendungen wird deutlich, dass die spezielle Art zu denken, die Snozzi verkörpert, auch heute noch eine Kraft entfaltet und über den Umweg der Philosophie oder der Poesie zu neuen Erkenntnissen führt.