Ei­ne neue Bench­mar­king-Platt­form für die Pla­nungs­bran­che

Jeden Frühling lud der SIA von 1997 bis 2017 seine Mitglieder und weitere Akteure der Planungsbranche zur Erhebung der Lohn- und Kennzahlen ein – beispielsweise der Gemeinkosten und Arbeitsstunden. Unterstützt wurde er dabei von seinen Partnerverbänden. Übergeordnetes Ziel der Erhebungen war die Förderung der Transparenz für den Leistungsaufwand und die Honorierung in der Planungsbranche. Die erhobenen Zahlen standen jeweils im darauffolgenden Herbst auf einer Plattform zur Verfügung und dienten als Arbeitsinstrument zur Wirtschaftlichkeitsprüfung des eigenen Büros: Die Teilnehmenden konnten vom Einblick in die strukturiert aufbereiteten Daten und der daraus errechneten Kennzahlen profitieren und ihre eigenen Werte in den direkten Vergleich zur Branche stellen. Damit erhielten sie eine Grundlage zur effizienten Betriebsoptimierung und -führung. Die Daten der Lohnerhebung zeigten die Lohnentwicklung nach Fachbereichen, Funktion und Geschlecht und dienten den Planungsbüros unter anderem als Lohnbemessungsgrundlage bei Neueinstellungen.

Einstellung der Lohn- und Kennzahlenerhebung

Aufgrund der Intervention der Wettbewerbskommission (Weko) bezüglich der Honorarkalkulationsformel der Ordnungen für Leistungen und Honorare (LHO), Art. 7, entschloss sich der SIA vor fünf Jahren, die Lohn- und Kennzahlenerhebungen einzustellen. Auch auf die Publikation der Daten hat er verzichtet und sie von der Plattform entfernt. Dennoch gehen regelmässig Anfragen nach aktuellen Erhebungsdaten beim SIA ein. In ihrer Not arbeiten einige Planungsbüros bis heute mit diesen teilweise veralteten Daten weiter. Das lässt erahnen, wie gross weiterhin der Bedarf nach dieser Dienstleistung in der Planungs­branche ist.

Diese Lücke will der SIA nun mit einer neuen Bench­marking-Plattform schliessen, die gleichzeitig auch eine von vier Ersatzmassnahmen – neben der «Value app», der Kennwerte-Plattform «werk-material.online» und den Kompass-Kursen – für die wegge­fallene Honorarkalkulationsformel der LHO ist. Der SIA bietet diese sich gegenseitig ergänzenden Massnahmen seinen Mitgliedern an, damit sie das Planerhonorar fair und transparent kalkulieren können.

Vorstandsentscheid für die Vorstudie

Der SIA-Vorstand hat in seiner neuen Vereinsstrategie, die an der Delegiertenversammlung Ende April 2022 verabschiedet wurde, im strategischen Handlungsfeld «Nutzen für das Mitglied im Fokus» beschlossen, die Mitglieder in ihrem täglichen Geschäft noch wirkungsvoller zu unterstützen. Ganz im Sinn dieses neu definierten strategischen Handlungsfelds will der SIA mit der neuen Benchmarking-Plattform ein umfassendes Dienstleistungspaket mit vielfältigen Funktionen für seine Mitglieder und die Mitglieder seiner Partnerverbände schnüren; damit will er einen wesentlichen Mehrwert bieten. Zu den weiteren Rahmenbedingungen, die an die geplante Benchmarking-Plattform gestellt werden, gehört die Integration der drei weiteren Ersatzmassnahmen und das Schliessen der Lücke durch die eingestellten Erhebungen. Die Durchführung der Vorstudie zur Aufnahme der Anforderungen und Entwicklung eines Business Case als Gesamtkonzept für die neue Plattform wurde an der Vorstandssitzung ebenfalls Ende April 2022 beschlossen.

Mehrstufiges Vorgehen

Die Plattform soll gegen Ende 2023 zur Verfügung stehen. Bis es so weit ist, erfolgt ihre Entwicklung in zwei Phasen: Im Rahmen der Vorstudie in Phase 1 werden die Bedürfnisse von Nutzerinnen, Nutzern und Partnerverbänden analysiert. Ausserdem werden systemrelevante ­Anforderungen zur Integration möglicher datenliefernder und -empfangender Systeme sowie zur Datenaufbereitung und -verwaltung evaluiert. Geprüft werden auch Zusatzfunktionen, die die Planungsbüros bei ihrer Betriebsführung und in ihrer geschäftlichen Weiterentwicklung unterstützen sollen.

Während bisher von den teilnehmenden Planungsbüros die Daten einmalig manuell und mit grossem Aufwand mühsam erfasst wurden und dann «auf Nimmer­wiedersehen» in einem schwarzen Loch verschwanden, wird nun eine zweckintegrierte Datenauswertung und Weiterverwendung der Daten der Teilnehmenden im Fokus stehen. Die Infrastruktur soll dazu ganzjährig zur Verfügung stehen, ebenso wie die zum Vergleich erfor­derlichen Benchmarking-Daten, die eine wichtige Orientierungshilfe im Markt und zur eigenen Standortbestimmung der Planungsbüros sein werden. Sobald der Anforderungsumfang der neuen Plattform abgegrenzt und beschrieben ist, findet eine Marktanalyse möglicher IT- Anbieter statt. Zur Vorbereitung der Vorstandssitzung Anfang Dezember 2022 fliessen die Erkenntnisse der Vorstudie in den SIA-Business-Case «Benchmarking» ein, der Auskunft geben wird über Kostenschätzung, Funktionsumfang und den Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer. Sobald der Vorstand dem Konzept und Projektplan zur Realisierung der neuen Benchmarking-Plattform zugestimmt hat, wird in Phase 2 die neue Plattform umgesetzt.